iaf ⢠institut für angewandte forschung pforzheimer ...
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4 Analyse bestehender Kennzahlensysteme<br />
erfolgt jedoch nur, wenn sie eine weitere Behandlung (z.B. Recycling oder Reinigung) erfahren<br />
und dadurch zusätzlicher Materialinput benötigt wird. 99<br />
Ausgehend von den Prozessen der direkten Ressourcenentnahme aus der Natur (z.B. Abbau von<br />
Erz oder Fällen von Bäumen), werden stufenweise die darauf aufbauenden Prozesse<br />
durchgerechnet. Somit erhält man zuerst den Materialinput der Zwischenprodukte und dann des<br />
Produkts. Der Materialinput für ein Zwischenprodukt kann mit Hilfe der MI-Faktoren bzw. MITs<br />
berechnet werden, indem die Einsatzmenge des Zwischenprodukts mit dem MI-Faktor bzw. MIT<br />
multipliziert wird. So errechnet sich z.B. der Materialinput des Zwischenprodukts 500kg-<br />
Stahlträger aus der Einsatzmenge (500kg Stahl) multipliziert mit dem MIT in kg bewegte Natur<br />
pro kg Stahl (250kg/kg). Dies ergibt einen Materialinput von 125 Tonnen. Für eine<br />
lebenszyklusweite Betrachtung wird noch der Materialinput aus den nachfolgenden Prozessen<br />
wie z.B. der Nutzung und Entsorgung addiert. Dabei ist zu beachten, dass stets nur<br />
Materialinputs der gleichen Kategorie aggregiert werden dürfen. Der berechnete Material Input<br />
für ein T-Shirt (inklusive 100 Mal Waschen und 100 Mal Bügeln) könnte wie folgt aussehen:<br />
119,5 kg nicht nachwachsendes Rohmaterial, 1,2 kg nachwachsendes Rohmaterial, 4200 kg<br />
Wasser, 40 kg Luft und 223 kg Bodenbewegung. 100<br />
Nun kann der „ökologische Rucksack“ des Produkts bzw. der Dienstleistung mit Hilfe des<br />
Leitindikators Total Material Requirement (TMR, zu Deutsch: Globaler Materialaufwand, GMA)<br />
angegeben werden. Der Indikator TMR ergibt sich aus der Summe der Materialinputs der<br />
Kategorien nachwachsendes und nicht nachwachsendes Rohmaterial sowie der<br />
Bodenbewegungen, aber nicht Wasser und Luft. 101<br />
Der ökologische Rucksack beinhaltet dann<br />
alle Materialien des TMR, die zur Bereitstellung eines Gutes aufgewendet wurden, aber im Gut<br />
selbst nicht enthalten sind und somit zu Abfall werden:<br />
n<br />
∑<br />
Ökologischer Rucksack = MaterialInput (TMR) - Eigengewicht<br />
(4.15)<br />
i=<br />
1<br />
i<br />
Z.B. benötigt das T-Shirt einen Materialinput nach TMR in Höhe von 343,7 kg (siehe<br />
vorangehender Schritt) bei einem Eigengewicht von 170 g. Der ökologische Rucksack beträgt<br />
daher 343,7 kg – 0,17 kg = 343,53 kg. 102<br />
Der Material Input pro Serviceeinheit kann schließlich für die jeweilige Kategorie errechnet<br />
werden, indem die Materialinputs auf die festgelegte Serviceeinheit bezogen werden. Am<br />
Beispiel des T-Shirts wird dies deutlich: Die Serviceeinheit wurde als ein Tragezyklus definiert<br />
(zwei Tage Nutzung, einmal Waschen und Bügeln). Da sich die Materialinputs aus dem<br />
vorletzten Schritt auf 100 Tragezyklen beziehen, muss durch 100 geteilt werden. Die MIPS-<br />
Werte sind die folgenden: 1,2 kg nicht nachwachsendes Rohmaterial, 0,01 kg nachwachsendes<br />
Rohmaterial, 42 kg Wasser, 0,04 kg Luft, 2,2 kg Bodenbewegung. 103<br />
Das MIPS-Konzept betrachtet sowohl die Vor- als auch Nachketten im Rahmen der gewählten<br />
Systemgrenzen. Der Betrachtungsraum für MIPS-Analysen sind meist Produkte und<br />
Dienstleistungen, jedoch ist auch eine Betrachtung von Unternehmen oder Volkswirtschaften<br />
möglich. Dann sind jedoch nicht der MIPS-Wert sondern die Materialinputs des Unternehmens<br />
zu betrachten. Eine Vergleichbarkeit verschiedener Unternehmen kann dann durch den<br />
99<br />
100<br />
101<br />
102<br />
103<br />
Vgl. Ritthoff/Rohn/Liedtke (2002), S. 23ff.<br />
Vgl. Ritthoff/Rohn/Liedtke (2002), S. 29ff.<br />
Auf Grund der regional sehr unterschiedlichen Auswirkungen beim Eingriff in den Wasserhaushalt wird die<br />
Kategorie Wasser nicht dazu gezählt. Auch die Kategorie Luft sollte nicht mit anderen Kategorien<br />
zusammengefasst werden. Vgl. Ritthoff/Rohn/Liedtke (2002), S. 35.<br />
Vgl. Ritthoff/Rohn/Liedtke (2002), S. 29ff. und 35 sowie Liedtke (1997), S. 69.<br />
Vgl. Ritthoff/Rohn/Liedtke (2002), S. 34.<br />
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