iaf ⢠institut für angewandte forschung pforzheimer ...
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4 Analyse bestehender Kennzahlensysteme<br />
4.1.4 Material Input pro Serviceeinheit (MIPS)<br />
Das Konzept Material Input pro Serviceeinheit (MIPS) dient der Messung der Ressourceneffizienz<br />
von Produkten, Dienstleistungen und Infrastrukturen und bietet für Unternehmen einen<br />
Indikator zur Abschätzung der lebenszyklus- und systemweit verursachten Umweltbelastungen.<br />
MIPS wurde 1992 von Friedrich Schmidt-Bleek am Wuppertal Institut entworfen. Die Ergebnisse<br />
einer Anwendung von MIPS dienen dem Unternehmen als Grundlage für ein<br />
Ressourcenmanagement, das die Entwicklung umweltgerechter und zukunftsfähiger Produkte<br />
ermöglichen soll. 93<br />
Der Indikator Material Input pro Serviceeinheit bewertet den Verbrauch von Ressourcen aus der<br />
Natur von der Wiege bis zur Bahre eines Produkts oder einer Dienstleistung, bezogen auf eine<br />
Serviceeinheit. Die Serviceeinheit gibt an, welchen Nutzen das Produkt stiftet, und soll damit<br />
Produkte auch mit nicht materiellen Produktalternativen oder innovativen<br />
Dienstleistungsangeboten vergleichbar machen. Eine mögliche Serviceeinheit für ein T-Shirt ist<br />
z.B., für einen Tragezyklus bekleidet zu sein, was zwei Tage Nutzung und anschließendes<br />
Waschen und Bügeln umfasst. Dabei werden sowohl die Herstellung als auch die Verpackung,<br />
der Transport, die Nutzung und die Entsorgung berücksichtigt. Die Berechnung des MIPS wird<br />
auch als Materialintensitäts-Analyse (MAIA) bezeichnet; unter diesem Namen sind auch weitere<br />
Veröffentlichungen von Stefan Bringezu erschienen. 94<br />
MIPS berechnet die Ressourcenverbräuche an der Grenze ihrer Entnahme aus der Natur und gibt<br />
sie in der Einheit „kg bewegte Natur“ an. Der gesamte Materialinput (MI) wird auf den<br />
Ressourcenverbrauch einer der folgenden fünf Kategorien umgerechnet: nachwachsendes<br />
Rohmaterial (z.B. Holz), nicht nachwachsendes Rohmaterial (z.B. Erze oder Erdöl), Wasser, Luft<br />
und Bodenbewegungen in Land- und Forstwirtschaft (inklusive Erosion). 95<br />
Die Berechnung von MIPS erfolgt in mehreren Schritten:<br />
Zuerst werden die Systemgrenzen des zu betrachtenden Gegenstandes (Produkt, Dienstleistung<br />
oder Infrastruktur) festgelegt, damit diejenigen Prozessketten, die für eine ökologische<br />
Bewertung irrelevant sind oder einen vernachlässigbaren Einfluss auf das Endergebnis haben,<br />
gezielt ausgeblendet werden können. Z.B. hat der Materialinput für die Herstellung eines<br />
Schiffes, das Wolle aus Australien nach Europa transportiert, einen vernachlässigbaren Einfluss<br />
auf den MIPS eines Kleidungsstückes, das mit dieser Wolle produziert wurde. 96<br />
Anschließend wird die Serviceeinheit festgelegt. Sie soll den zentralen Nutzen eines Produkts<br />
oder einer Dienstleistung beschreiben. Sie wird möglichst so ausgewählt, dass viele<br />
unterschiedliche Produktalternativen verglichen werden können und alle wichtigen<br />
Nutzungsaspekte widergespiegelt werden. 97<br />
Im nächsten Schritt werden die Prozesse im Lebenszyklus des Produkts bzw. der Dienstleistung<br />
in einem System von Prozessketten dargestellt (s. Darstellung 4.4). Dies erleichtert die spätere<br />
Berechnung und zeigt Informationslücken auf. Es müssen jedoch nicht alle Vorleistungen der<br />
Prozessketten detailliert dargestellt werden, da für viele Stoffe oder Prozesse schon pauschale<br />
Werte berechnet wurden und vom Wuppertal Institut zur Verfügung gestellt werden. Dies<br />
können zum einen so genannte MI-Faktoren sein, die z.B. Energieträger, Strom oder<br />
Transportmöglichkeiten beschreiben und in der Einheit kg/MWh (kg Materialinput pro Energiebzw.<br />
Stromeinheit in Megawattstunden) oder kg/tkm (kg Materialinput pro Tonnenkilometer)<br />
93<br />
94<br />
95<br />
96<br />
97<br />
Vgl. Liedtke (1997), S. 68 und Hinterberger/Schmidt-Bleek (1999), S. 53.<br />
Vgl. Liedtke (1997), S. 69, Hinterberger/Schmidt-Bleek (1999), S. 53 und Ritthoff/Rohn/Liedtke (2002), S. 9 und<br />
19.<br />
Vgl. Ritthoff/Rohn/Liedtke (2002), S. 10.<br />
Vgl. Ritthoff/Rohn/Liedtke (2002), S. 19.<br />
Vgl. Ritthoff/Rohn/Liedtke (2002), S. 19f.<br />
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