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iaf • institut für angewandte forschung pforzheimer ...

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5 Das WEMUK-Kennzahlsystem<br />

Strukturen sowie langwierigere Entscheidungsprozesse weichen der marktlichen Flexibilität mit<br />

seinen dezentralen Entscheidungsstrukturen, die eine rasche Reaktionsfähigkeit auf die<br />

wechselnden Moden und eine hohe Kosteneffizienz bislang ermöglichten. Es besteht hier die<br />

Gefahr, dass die Anpassung von bislang gewährten Netzwerkstrukturen an die methodischen<br />

Begrenzungen des Bilanzierungsinstruments einen Effizienzverlust birgt und die<br />

Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens beeinträchtigt. Müsste sich nicht vielmehr das<br />

Bilanzierungsinstrument an die bewährten Strukturen und Kulturen anpassen? Es kann<br />

(angesichts der fehlenden Praxiserprobung, vgl. Forschungsbedarf Kapitel 6) zumindest<br />

gemutmaßt werden, dass das WEMUK-Kennzahlensystem, das sich in diese Strukturen optimal<br />

integrieren lässt, ein integriertes Supply Chain Management unter Erhaltung der historisch<br />

gewachsenen wettbewerblichen Netzwerkstrukturen ermöglicht.<br />

Ebenso wie das Supply Chain Management, stößt auch ein integriertes Reduction Chain<br />

Management bislang an seine Grenzen. Nachgelagerte Prozesse sind komplex und nurmehr<br />

schwer zu erfassen. Ersatzweise auf Standardwerte zurückzugreifen, birgt ein hohes Fehlerrisiko.<br />

Dafür müssten die Art und Mengen der Abfallströme des Unternehmens genau bekannt sein,<br />

ebenso wie die Methode, mit der sie entsorgt werden. 145 Auch hier kann das WEMUK-Konzept<br />

mit relativ geringem organisatorischem Aufwand Beihilfe schaffen.<br />

Vorteile der WEMUK-Produktbewertung gegenüber der LCA<br />

Neben diesen Vorteilen bei der Unternehmensbewertung, kann das WEMUK-Konzept auch<br />

Produkte bewerten, indem es nicht mehr ein Unternehmen sondern den Nutzer bzw. die<br />

Nutzungsphase von Produkten in den Fokus der Betrachtung stellt. Im Gegensatz zur LCA<br />

werden die vor- und nachgelagerten Emissionen wertmäßig alloziert, womit viele methodische<br />

und praktische Probleme der LCA umgangen werden können:<br />

• Die direkten Emissionen müssen nicht für die einzelnen Produktionsprozesse im<br />

Unternehmen ermittelt und den Produkten zugeordnet werden. Damit kann dieser<br />

große organisatorische Aufwand und vor allem das methodische Problem auf Grund von<br />

Kuppelproduktion vermieden werden.<br />

• Zur Ermittlung der indirekten Emissionen, die den Produkten zugerechnet werden,<br />

müssen bei der LCA jeweils die gesamten Produktlebenszyklen vollumfänglich bekannt<br />

sein, was, wie bereits oben am Fallbeispiel Otto kurz geschildert, zumeist kaum möglich<br />

ist. Bei WEMUK ist der Einbezug der produktbezogenen Vor- und Nachketten relativ<br />

einfach möglich, allerdings unter der starken Voraussetzung, dass alle Vorleister und<br />

Entsorger des gesamten Produktionssystems dieses Kennzahlensystem ebenfalls<br />

anwenden (s. hierzu Abschnitt 5.4.2: Schwächen des WEMUK-Konzepts). Denn so muss<br />

ein Unternehmen nur die Kennzahlen seiner direkten Geschäftspartner weitergereicht<br />

bekommen. Damit hat der Manager im Unternehmen zwar keinen Überblick über den<br />

gesamten Produktlebensweg, wie ihm das die LCA bieten würde. Allerdings kann der<br />

Manager selber ohnehin nur über die eigenen direkten Emissionen oder die Wahl seiner<br />

Vorleister bzw. Entsorger entscheiden. Auf die noch weiter vor- bzw. nachgelagerten<br />

Akteure hat er ohnehin keinen Einfluss, daher würden ihm Informationen über deren<br />

Klimarelevanz nicht viel nützen.<br />

• Bei der LCA wird als Bezugsgröße für die Umweltauswirkungen eine funktionale Einheit<br />

im Sinne eines Produktnutzens definiert. Die Schwierigkeiten, die damit verbunden sind,<br />

stellen sich bei den WEMUK-Kennzahlen für die Produktbewertung nicht. Hier müssen<br />

lediglich Systemgrenzen festgelegt werden, die ein Produktbündel definieren, das für die<br />

Nutzung insgesamt nötig ist, was jedoch auch nicht immer trivial ist (s. die Schwächen<br />

des Konzepts in Abschnitt 5.4.2). Daran entscheidet sich, welche Kosten (respektive<br />

145<br />

Vgl. Thomas/Tennant/Rolls (2000), S. 38f:<br />

68

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