iaf ⢠institut für angewandte forschung pforzheimer ...
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2 Wertschöpfungsrechnung<br />
Eine weitere Methode ist die Berechnung der Nettowertschöpfung. Hier werden nicht der<br />
Kaufpreis, sondern die Abschreibungen in den jeweiligen Nutzungsperioden als Vorleistungen<br />
gewertet und als ein Produktionsinput interpretiert, der von der Bruttoleistung des<br />
Unternehmens abzuziehen ist. 51<br />
Eine dritte Alternative ist die Berechnung der Bruttowertschöpfung. Hier werden<br />
Abschreibungen nicht als Vorleistungen vom Umsatz abgezogen, sondern als Anteile des vom<br />
Unternehmen generierten Einkommens betrachtet, die das Unternehmen an seine relevanten<br />
Anspruchsgruppen verteilt. Damit wird der „Selbstfinanzierungs“-Aspekt von Abschreibungen<br />
betont. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass die Wertschöpfung von der gewählten<br />
Abschreibungsmethode und der Wahl der Bemessungsgrundlage (historische, aktuelle oder<br />
zukünftige Werte, etc.) unabhängig ist. 52<br />
2.4.4 Umsatz- vs. Gesamtkostenverfahren<br />
Im Fall der Produktion auf Lager bzw. dem Verkauf aus dem Lager ist die Frage, ob die<br />
Wertschöpfung in der Periode stattfindet, in der ein Produkt auf Lager produziert wird, oder erst<br />
in der Periode, in der das Produkt aus dem Lager verkauft, d.h. umgesetzt wird. Hier gibt es zwei<br />
unterschiedliche Vorgehensweisen: Das Umsatzverfahren und das Gesamtkostenverfahren. In<br />
Ländern mit britischer bzw. amerikanischer Rechnungslegungstradition wird in der Regel das<br />
Umsatzverfahren vorgezogen, das die Wertschöpfung erst in der Periode ansetzt, in der die<br />
Produkte verkauft werden und der Umsatz erzielt wird. Deutsche und französische Ansätze<br />
stützen sich hingegen in der Regel auf das Gesamtkostenverfahren, das die Wertschöpfung dem<br />
Zeitpunkt zuschreibt, zu dem die Produktion stattgefunden hat. 53<br />
Beide Methoden haben ihre Schwierigkeiten: Wenn das Gesamtkostenverfahren gewählt wird,<br />
taucht das Problem der Bewertung von Lagerbeständen und der selbsterstellten<br />
Anlagegegenstände auf, da diese noch keine Marktbepreisung erfahren haben. 54 Zudem spiegelt<br />
die Produktion an sich, sofern sie noch nicht umgesetzt ist, nicht die Nutzengenerierung des<br />
Unternehmens für die Gesellschaft, d.h. deren Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen,<br />
wider.<br />
Bei der umsatzbezogenen Wertschöpfung ist problematisch, dass Vorleistungen für die<br />
Herstellung von Produkten erst in der Periode angerechnet werden, in der diese Produkte auf<br />
dem Markt umgesetzt werden, damit der sachliche Zusammenhang gewahrt bleibt und z.B. bei<br />
der Produktion auf Lager kein Missverhältnis zwischen den Vorleistungen und der<br />
Unternehmensleistung entsteht. Damit müsste konsequenterweise auch die<br />
Einkommensverteilung, insbesondere die Personalaufwendungen, in der Periode angerechnet<br />
werden, in der der Umsatz stattfindet. Dies hätte jedoch zur Folge, dass die Verteilungsseite<br />
nicht dem Einkommen entspricht, das in einer Periode tatsächlich geniert wird. 55 Beispiel VII in<br />
Anhang A stellt die verschiedenen Berechnungsmethoden einander gegenüber.<br />
2.4.5 Zeitliche Erfassung und unterschiedliche Bewertung von Sachverhalten<br />
Die Generierung von Wertschöpfung findet zumeist über mehrere Perioden hinweg statt. Wann<br />
und in welcher Höhe entsteht nun Wertschöpfung? Die Beantwortung dieser Frage hängt eng<br />
damit zusammen, ob das Gesamt- oder Umsatzkostenverfahren gewählt wird. Analog dazu<br />
51<br />
52<br />
53<br />
54<br />
55<br />
Vgl. Haller (1997), S. 58 m.w.N.<br />
Vgl. Haller (1997), S. 58f. m.w.N.<br />
Vgl. Haller (1997), S. 56 m.w.N.<br />
Vgl. Gray/Maunders (1980), S. 27.<br />
Vgl. Haller (1997), S. 57.<br />
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