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5 Das WEMUK-Kennzahlsystem<br />

5 Das WEMUK-Kennzahlsystem<br />

Das fünfte Kapitel befasst sich nun mit dem WEMUK-Kennzahlensystem. Kern dieses Systems ist<br />

eine Kennzahl zur Messung der Klimaintensität (GWP/Wertschöpfung) von Standorten und<br />

Unternehmen. Damit diese Kennzahl auch die indirekte Klimaverantwortung mit enthält, wurde<br />

im Rahmen des Projekts zunächst ein Konzept für die indirekte Klimaverantwortung erarbeitet,<br />

das anschließend bei der Berechnung der Kennzahl angewandt wird. Aus dieser Vorgehensweise<br />

ergeben sich verschiedene Stärken und Schwächen sowie verschiedene Implikationen für die<br />

Richtungssicherheit der Kennzahl, wie sie in den letzten beiden Abschnitten diskutiert werden.<br />

5.1 Ein Konzept für die indirekte Klimaverantwortung<br />

Ein wesentliches Defizit einer Klimakennzahl, die die GHG-Emissionen eines Unternehmens oder<br />

Standortes auf dessen Wertschöpfung bezieht, ist, wie eingangs dargestellt wurde, dass damit<br />

die Vor- und Nachketten nicht mit berücksichtigt werden. Die Idee im Rahmen des WEMUK-<br />

Projekts war es daher, neben der Kernbilanz auch die Komplementärbilanz mit einzubeziehen 127 ,<br />

damit die Kennzahl neben der direkten Klimaverantwortung auch die indirekte<br />

Klimaverantwortung mit umfasst, die ein Unternehmen auch jenseits der eigenen Werktore<br />

trägt.<br />

Hier stellt sich nun die Frage, auf welche Art und Weise die Komplementärbilanz mit der<br />

Kernbilanz verknüpft werden sollte. Es ist allgemein üblich, die ökologischen Auswirkungen aus<br />

den Vor- bzw. Nachketten einem Unternehmen dann zuzurechnen, wenn diese für die<br />

Produktion der Vorprodukte bzw. für die Entsorgung der Abprodukte 128 , die entlang des<br />

gesamten Produktlebenszyklusses „von der Wiege bis zur Bahre“ entstehen, anfallen. Diese<br />

physische Allokation von Umweltwirkungen entspricht einem „Denken in Produkten“ und liegt<br />

der LCA-Methode zu Grunde.<br />

Hinter diesem Konzept der Produktverantwortung steckt das Verursacherprinzip, nach dem ein<br />

Unternehmen für die direkten und indirekten ökologischen Folgen verantwortlich ist, die entlang<br />

der gesamten Produktlebenszyklen seiner Produkte entstehen. Allerdings kämpft das LCA mit<br />

verschiedenen und weit reichenden methodischen und praktischen Berechnungsproblemen (s.<br />

Abschnitt 5.4.1: Stärken des WEMUK-Konzepts).<br />

Dem WEMUK-Ansatz liegt hingegen ein „Denken in Organisationseinheiten bzw.<br />

Produktbündeln“ zu Grunde. Hier werden einem Unternehmen bzw. Standort – neben den<br />

direkten GHG-Emissionen im Unternehmen bzw. am Standort selber – auch die GHG-Emissionen<br />

der gesamten Produktpaletten der Vorleister bzw. der gesamten Reduktpaletten 129 der Entsorger<br />

mit angerechnet, nicht nur die GHG-Emissionen für das tatsächlich erworbene Vorprodukt bzw.<br />

abgegebene Redukt. Die Anrechnung dieser indirekten GHG-Emissionen der Vorleister bzw.<br />

Entsorger erfolgt jeweils anteilig nach dem Umsatzanteil, den die Kosten für die erworbenen<br />

Vorprodukte bei den Vorleistern bzw. die Kosten für die Entsorgungsleistungen bei den<br />

Entsorgern haben. Damit werden die indirekten GHG-Emissionen wertmäßig alloziert.<br />

Hinter diesem Konzept der indirekten unternehmerischen Verantwortung steht eine Zurechnung<br />

von Emissionen nach dem ökonomischen Tragfähigkeitsprinzip. Diese Berechnungsweise<br />

impliziert, dass ein Unternehmen bzw. Standort mit verantwortlich ist für die ökologischen<br />

127<br />

128<br />

129<br />

Ein Anlehnung an Braunschweig/Müller-Wenk (1993), S. 57ff.<br />

Die Begriffe Abprodukte, Redukte, Produktionsfaktoren und Produkte werden in Abschnitt 5.2.3 auf der Basis<br />

von Dyckhoff (1998), S. 120ff. und Dyckhoff/Spengler (2005), S. 106ff. erklärt.<br />

Die Begriffe Abprodukte, Redukte, Produktionsfaktoren und Produkte werden in Abschnitt 5.2.3 auf der Basis<br />

von Dyckhoff (1998), S. 120ff. und Dyckhoff/Spengler (2005), S. 106ff. erklärt.<br />

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