iaf ⢠institut für angewandte forschung pforzheimer ...
iaf ⢠institut für angewandte forschung pforzheimer ...
iaf ⢠institut für angewandte forschung pforzheimer ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
1 Einleitung<br />
Branche für möglich, sofern diese über ein ähnliches Profil und ähnliche Produktionsprozesse<br />
verfügen. Ein solches Vergleichsunternehmen zu finden, ist jedoch u.E. kaum möglich. Um eine<br />
aussagekräftige Kennzahl zu erhalten, müssten dem Umsatz neben den direkten Emissionen<br />
auch die Emissionen aus der Supply Chain gegenüber gestellt werden.<br />
Der Gewinn ist demgegenüber eine geeignetere Bezugsgröße. Denn hier werden In- und<br />
Outsourcingaktivitäten von Produktionsprozessen sowohl im Nenner als auch im Zähler wirksam,<br />
sodass hier eine Korrelation zwischen Emissionen und finanzieller Performance besteht. Das<br />
Gleiche gilt auch für die Wertschöpfung, wie sie von der UNEP (Thomas/Tennant/Rolls, 2000, S.<br />
28) als geeignete Bezugsgröße vorgeschlagen wird. Diese beiden Bezugsgrößen sind daher u.E.<br />
für eine Bewertung von Unternehmensbereichen am aussagekräftigsten. Die Wertschöpfung ist<br />
im Gegensatz zum Gewinn, der allein auf die Kapitaleigner fokussiert ist, sozial bzw.<br />
gesellschaftlich orientiert, da sie das Einkommen mehrerer zentraler Anspruchsgruppen misst.<br />
Allerdings gibt es keine allgemein akzeptierte Art der Wertschöpfungsrechnung, sodass<br />
Benchmarkings und Zeitvergleiche genau genommen nur möglich sind, wenn die gleichen<br />
Berechnungsmethoden zu Grunde gelegt werden. Da das WEMUK-Projekt auf die<br />
Wertschöpfung als Bezugsgröße zurückgreift, werden eine Diskussion bzgl. der Vor- und<br />
Nachteile der Wertschöpfung im Gegensatz zum Gewinn und eine Gegenüberstellung der<br />
unterschiedlichen Berechnungsmöglichkeiten in Kapitel 2 und den Beispielen in Anhang A<br />
folgen.<br />
GHG-Emissionen auf Akteure wie z.B. Mitarbeiter oder Kunden zu beziehen, ist am wenigsten<br />
aussagekräftig. Dies wird aus diesem Grund von Thomas/Tennant/Rolls (2000, S. 28) nur für die<br />
Branchen empfohlen, in denen Wertschöpfung und Umsatzerlöse nur begrenzte Aussagekraft<br />
haben, wie z.B. im Finanzsektor.<br />
Alle erwähnten Kennzahlen beziehen sich nur auf die direkte Klimaverantwortung. In- und<br />
Outsourcingaktivitäten von besonders emissionsstarken bzw. –schwachen Produktionsprozessen<br />
verfälschen dann jedoch die Aussagekraft: Die Klimabilanz wird augenscheinlich besser bzw.<br />
schlechter, obwohl sich die faktische Klimarelevanz nicht verändert. Es müssten daher die<br />
gesamten vorgelagerten Produktionsprozesse, d.h. die gesamte Supply Chain der Produkte, mit<br />
einbezogen werden. Des Weiteren ist es in den Leitfäden nicht vorgesehen, die Emissionen und<br />
Abfälle mit einzurechnen, die jedoch oftmals hohe Klimawirkungen haben. Gründe hierfür sind,<br />
dass die Erfassung der nachgelagerten Prozesse ein relativ komplexes Problem darstellt und die<br />
Berechnung von Standardwerten ein hohes Fehlerrisiko birgt. Unternehmen müssten ihre<br />
Abfallströme genau kennen und wissen, welche Arten und welche Mengen an Abfällen sie<br />
produzieren und mit welcher Methode diese entsorgt werden. 10<br />
Diese geschilderten Probleme<br />
werden auch von den wichtigsten wissenschaftlich fundierteren Kennzahlensystemen nicht<br />
gelöst, wie eine gezielte Analyse im Rahmen des WEMUK-Projekts gezeigt hat (s. Kapitel 4).<br />
1.2 Das Forschungsvorhaben WEMUK<br />
Die Problematik der Bewertung der Klimarelevanz von Unternehmenseinheiten stand im<br />
Mittelpunkt des Projekts WEMUK – Wertschöpfungsbasierte Erfolgsmessung<br />
unternehmensbezogener Klimaschutz-Aktivitäten, das das Institut für Angewandte Forschung<br />
der Hochschule Pforzheim von Januar 2003 bis Dezember 2004 im Rahmen des<br />
Forschungsprogramms „Innovative Projekte“ des Landes Baden-Württemberg bearbeitete.<br />
Die Fragestellung tauchte bei einem der Praxispartner des Instituts, einem globalen<br />
Unternehmen aus der Automobilbranche, auf. Einige Standorte des Unternehmens sind direkt in<br />
den EU-weiten Zertifikatenhandel eingebunden, an anderen Standorten sind es engagierte<br />
Manager und Mitarbeiter, die sich über die gesetzlichen Rahmenbedingungen hinaus für den<br />
10<br />
Vgl. Thomas/Tennant/Rolls (2000), S. 38f.<br />
3