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auto motor und sport #26

Neuheiten von BMW: Die stärksten Porsche, Neuwagenrabatte, Nürburgring-Zukunft 

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Kämpfen für den König von Frankreich?<br />

Nein, keinerlei Ambitionen erkennbar.<br />

Ebenso wenig wollen sie Verbrecher hinter<br />

Gitter bringen, sei es als Fragezeichen, im<br />

Auftrag von Charlie <strong>und</strong> erst recht nicht mit nur<br />

vier Fäusten. Und als Vorreiter einer eher dadaistischen<br />

Musikgattung gedenken sie ebenfalls<br />

nicht, Geschichte zu schreiben. Nein, Porsche<br />

911 GT3, 911 Turbo S <strong>und</strong> 918 Spyder schlossen<br />

sich eher per Zufall zu einem Trio zusammen,<br />

treffen sich nun als die drei stärksten Straßen<strong>sport</strong>wagen<br />

der Marke in Le Castellet. Noch im<br />

vergangenen Jahr wäre es lediglich ein Duo gewesen,<br />

doch kürzlich materialisierte sich der<br />

918 aus wilden Ingenieursträumen – 887 PS<br />

stark, generiert aus einem V8­Triebwerk <strong>und</strong><br />

zwei Elektroaggregaten, weshalb er mit 3,0 Litern<br />

auf 100 km auskommen soll – ja ja, soll.<br />

Der Istzustand gestaltet sich völlig anders,<br />

denn vor der Nase des 1,94 Meter breiten Spyder<br />

rollt sich gerade die Mistral­Gerade des Circuit<br />

Paul Ricard aus, 1,6 Kilometer lang, heute mit<br />

einer Schikane als Spielverderber, als eine von<br />

167 möglichen Konfigurationen der Strecke. Die<br />

verzwickte Antriebstechnologie arbeitet gerade<br />

im Hotlap­Modus, nicht etwa, um einen plötzlichen<br />

Anfall von Selbstüberschätzung auszuleben<br />

– zu wissen, dass die Kollegen von <strong>sport</strong><br />

<strong>auto</strong> den Hybrid­Sportler in 7.13 Minuten über<br />

die Nordschleife peitschen können, reicht völlig.<br />

Vielmehr ermöglicht dieser Modus, den zusätzlichen<br />

Schub der Elektro<strong>motor</strong>en zu erleben,<br />

einfach per Kickdown. Während sonst alle Triebwerke<br />

zusammen wüten, tobt nun der 608­PS­<br />

Sauger alleine hinter den Sitzen, schreit seinen<br />

Hunger nach Drehzahlen durch die beiden nach<br />

oben aus dem Motorraum ragenden Endrohre<br />

hinaus. Hell, fast ein bisschen dünn trompetet<br />

der trockensumpfgeschmierte Motor mit 180­<br />

Grad­Kurbelwelle beim Herausbeschleunigen<br />

aus der Virage de la Sainte Baume, fühlt sich<br />

unterhalb von 4000/min nicht so richtig wohl,<br />

über 7000 Umdrehungen umso mehr, weshalb<br />

eifrig an den Schaltpaddeln gezupft werden darf.<br />

9150/min, zupf, vierter Gang. Jetzt das Gaspedal<br />

über den Widerstand hinausdrücken, so die E­<br />

Motoren an Vorder­ <strong>und</strong> Hinterachse aktivieren,<br />

<strong>und</strong> während dir eben noch ein wütender Büffel<br />

seinen massigen Schädel ins Kreuz drückte <strong>und</strong><br />

aus vollem Lauf anschob, unterstützt ihn nun<br />

seine Herde – was für ein Kraftzuwachs, aufbauend<br />

auf einem Niveau, bei dem die meisten Motoren<br />

längst ihre Kolben durch den Zylinderkopf<br />

schießen. Dabei macht es der 918 Spyder dem<br />

Antrieb nicht leicht, trotz aller kohlefaserigen<br />

Ambitionen, denn mindestens 1675 Kilogramm<br />

wiegt das gesamte Feuerwerk, dann allerdings<br />

mit dem sogenannten Weissach­Paket.<br />

Keramik? Stahl? Egal<br />

Das Paket fehlte beim Testwagen, doch die Bedeutung<br />

von Keramik­ statt Stahlkugeln in den Radlagern<br />

<strong>und</strong> einem Carbon­Stängelchen statt Gasdruckdämpfern<br />

als Haubenaufsteller erschließt<br />

sich in diesem Moment nicht so wirklich – vielleicht,<br />

weil wenigstens die Magnesium­Felgen<br />

montiert waren, die mit 15 kg die nennenswerteste<br />

Gewichtsreduktion erzielen. Kein Gedanke<br />

daran, als der Spyder durch die Links­rechts­Schikane<br />

brät, allradgelenkt die Courbe de Signes mit<br />

irrer Geschwindigkeit tranchiert.<br />

Selbst in der tückischen Doppel­Rechts du<br />

Beausset machen Stabilität <strong>und</strong> die daraus resultierende<br />

Querbeschleunigung benommen,<br />

<strong>und</strong> doch reicht die Faszination nicht zum Kollaps.<br />

Der 918 will seinem Fahrer immer noch<br />

etwas Luft lassen, um der zweifelsohne beeindruckenden<br />

Ingenieursleistung angemessen zu<br />

huldigen. Selbst bei 1,6 g Querbeschleunigung<br />

flippen noch die über 37 600 Parameter der Motorelektronik<br />

durchs Hirn, die abgestimmt werden<br />

mussten, damit alle Komponenten so kumpelig<br />

zusammenarbeiten, wie sie es eben tun.<br />

Obwohl er immer der Schnellste dieses Trios<br />

bleiben wird, obwohl die Nordschleifen­Zeit<br />

noch über Jahre für Gesprächsstoff an der Cockpit­Bar<br />

sorgen wird, fehlt seinem Fahrverhalten<br />

jene ungestüme Entschlossenheit, die Optik <strong>und</strong><br />

Leistungswerte versprechen. Klingt irgendwie<br />

abgebrüht <strong>und</strong> verdorben? Ja, Einspruch statt­<br />

26/2014 127

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