auto motor und sport #26

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Report festgestellt, dass der Verkauf EUkonform, das heißt: in einem offenen, transparenten und diskriminierungsfreien Verfahren, erfolgt ist. Der Wechsel auf der Gesellschafterebene der Käuferin ist hierfür unerheblich.“ Ungeschickt gehandelt? Zumindest den Vorwurf, ungeschickt gehandelt zu haben, muss sich der habilitierte Schmidt gefallen lassen. Oberstes Gebot für den Insolvenzverwalter ist es bekanntlich, möglichst viel Geld für die Gläubiger herauszuholen, im Falle des Nürburgrings für die Staatskasse. Natürlich sollte der Erwerber auch ein Investor mit ordentlicher Zahlungsmoral sein. Dieses Kriterium traf auf Robertino Wild nicht zu, wie sich schnell herausstellte. Während Schmidt und Lieser anscheinend fest im Sattel sitzen, löste der Skandal auf politischer Ebene ein Erdbeben aus. Ministerpräsidentin Malu Dreyer wechselte in Windeseile das halbe Mainzer Kabinett aus. Im Tagesgeschäft gehen die Dinge am Nürburgring inzwischen ihren normalen Weg. Wie im Eifeler Spätherbst nicht anders zu erwarten, schlummern die Rennstrecken im Dornröschenschlaf. Wer will schon testen, wenn überfrierende Nässe droht? Die gewaltige Erlebniswelt ist fast menschenleer – auch nichts Neues. In der Chefetage wird aber hart gearbeitet. Carsten Schumacher, 59, seit April 2014 neuer Geschäftsführer der Capricorn Nürburgring GmbH und somit Kharitonins verlängerter Arm, verhandelt emsig Verträge mit Veranstaltern. Erste Erfolge gibt es: Auch 2015 wird ein Rockfestival mit hochkarätigen Bands steigen, obwohl der bisherige Veranstalter von „Rock am Ring“ flüchtete, aus Ärger über eine Forderung des Nürburgrings nach einer höheren Gewinnbeteiligung. Auch die beliebte Langstrecken-Meisterschaft VLN bleibt in ihrer angestammten Heimat. „Ich bin sehr zufrieden damit, wie die Verhandlungen gelaufen sind“, sagt Geschäftsführer Karl Mauer. Er lässt durchblicken, dass vonseiten des Nürburgrings keineswegs unrealistische oder gar unverschämte Forderungen gestellt wurden, so wie es manche der Verkaufsgegner gerne prophezeiten. Ein prächtiger Deal Diese Schwarzmalerei mag unrealistisch sein, aber sie ist verständlich. Denn viele in der Eifel verstehen immer noch nicht, wie es passieren konnte, dass das, was sie als „nationales Kulturgut“ begreifen, auf Geheiß des EU-Wettbewerbskommissars Joaquín Almunia verscherbelt werden musste, wie sich jetzt herausstellte, letztendlich, entgegen allen Versprechungen an einen ausländischen Investor, und das auch noch zum Discountpreis. Hierzu Welche Rolle spielte die Politik? Ministerpräsidentin Dreyer mit Robertino Wild (Mitte) und Getspeed-Geschäftsführer Osieka Sanierungsgeschäftsführer Prof. Dr. Dr. Thomas Schmidt zwei Zahlen, die für sich sprechen: Dem Kaufpreis von 77 Millionen Euro steht 2014 ein Jahresgewinn (EBIT, vor Zinsen und Steuern) von 6,5 Millionen Euro gegenüber. Schreibt man dieses Ergebnis fort, hat der Investor seinen Einsatz in zwölf Jahren hereingeholt – ein prachtvoller Deal. Geschäftsführer Schumacher hofft, den Gewinn in den nächsten Jahren deutlich zu steigern. Er denkt zum Beispiel über ein neues gestaffeltes Preissystem für die Touristenfahrten auf der Nordschleife nach – billiger an Wochentagen, teurer am besucherstarken Wochenende. Die Rennstrecken sind Selbstläufer: „Man könnte sie zweioder dreifach vermieten“, sagt Schumacher. Sein Hauptanliegen ist es daher, die allzu oft leer stehenden Gebäude des Projekts „Nürburgring 2009“ intensiver zu bespielen. „Hierzu haben wir viele Ideen, auch wie zum Beispiel die große Sport- und Veranstaltungshalle intensiver genutzt werden kann.“ Kitzligste Aufgabe für die neuen Herren des Rings ist die Formel 1. Turnusmäßig wäre der Nürburgring 2015 an der Reihe, den deutschen Grand Prix auszurichten. Im Sommer hatte Robertino Wild noch verkündet: „Die Formel 1 wird 2015 bei uns fahren.“ Carsten Schumacher kennt das Risiko der Formel 1. „Die Königsklasse ist mehr als willkommen am Nürburgring. Denn sie bedeutet weltweite TV-Bilder, sorgt für ein gutes Image und beschert der gesamten Region hohe Umsätze. Aber daraus darf für den Streckenbetreiber kein Alle erforderlichen Prüfungen wurden durchgeführt. Ich bitte um Verständnis, dass wir uns nicht zu Details äußern betriebswirtschaftliches Risiko werden. Die Formel 1 muss bezahlbar bleiben.“ Aufsichtsrat Großmann Den Platz des klammen Wild im Aufsichtsrat der Nürburgring Holding AG von Kharitonin hat laut Handelsregister ein prominenter Top-Manager eingenommen: Jürgen Großmann, Ex- Chef des Energieversorgers RWE, gilt als einer, der es bei den anstehenden Verhandlungen um die Formel 1 mit Bernie Ecclestone aufnehmen kann. Geschäftsführer Schumacher wäre es wohl am liebsten, wenn Ecclestone die Rolle des Veranstalters übernähme. Dann müsste der Brite einspringen, falls der Zuschauerzuspruch nicht ausreicht, um die Gewinnzone zu erreichen. Doch der 84-jährige Impresario tritt nur sehr ungern als Promoter auf. Weitaus lieber ist es Ecclestone, einfach nur das Antrittsgeld – im Falle des Nürburgrings bislang rund 18 Millionen Dollar – für seinen Wanderzirkus abzugreifen. Natürlich weiß auch Ecclestone, dass die Formel 1 einen GP in Deutschland braucht. Und wer weiß, ob sich Hockenheim nach einigen wirtschaftlichen Bauchlandungen in der Vergangenheit nochmals einen GP antun will oder kann. Diese Überlegung bringt Schumacher in eine günstigere Verhandlungsposition. Wie es ausgeht? Wer weiß. Der Ring war ja in den letzten Jahren und Monaten für viele Überraschungen gut. Text: Jens Katemann, Claus Mühlberger Fotos: dpa 168 26/2014
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