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7 AuSSenwand und Fassade<br />

Außendämmung mit WDVS<br />

Außenwände haben neben ihrer Funktion als Wetterschutz<br />

auch die Aufgabe, ein Gebäude nach außen ästhetisch zu<br />

präsentieren. Eigenheiten wie eine Backsteinfassade oder<br />

eine Holzfassade geben dem Äußeren ein unverwechselbares<br />

Gepräge. Was solche Eigenheiten betrifft, vollzieht sich<br />

im Erscheinungsbild der Häuserlandschaft derzeit ein tief<br />

greifender Wandel, der im Wesentlichen den Maßnahmen<br />

zur Energieeinsparung geschuldet ist. Unter dem Mantel<br />

des sogenannten Vollwärmeschutzes verschwinden Eigenheiten<br />

individuell gestalteter Fassaden, um einem neutralen<br />

Einheitslook zu weichen.<br />

Handwerklich gestaltete Oberflächen prägten einst Erscheinungsbild<br />

und Details historischer Fassaden. Schon scheinbar<br />

Unwesentliches wie das Strukturbild eines Wandputzes<br />

gehörte zur Visitenkarte eines Hauses. Damit stellte der<br />

Handwerker sein Können öffentlich unter Beweis. Die persönliche<br />

Handschrift des Meisters sollte erkennbar sein. Im<br />

Zuge der Wandgestaltung mit Wärmedämm-Verbundsystemen<br />

bleibt für die persönliche Note kaum noch Gelegenheit.<br />

Der Putz wird nicht mehr angeworfen und mit der Kelle<br />

geformt, sondern mit dem Glätter aufgetragen und glatt<br />

gestrichen. Der Wandputz besteht auch nur noch aus wenigen<br />

Millimetern Dicke, Baumärkte bieten ihn im Set mit<br />

sonstigem Dämmzubehör an, Anleitung zum Selbermachen<br />

inklusive. Dank der Zusatzstoffe klebt der Putz zuverlässig<br />

auf der Kleberschicht und die Kleberschicht zuverlässig auf<br />

dem Dämmstoff. Der Vorteil: Ein solcher Putz kann von jedermann<br />

ausgeführt werden, der geübten Hand eines gelernten<br />

Maurers bedarf es dazu nicht.<br />

Die Kehrseite dieser Entwicklung: Verputzte Wärmedämm-<br />

Verbundfassaden sehen überall gleich aus. Variationsmöglichkeiten<br />

der Putzstruktur bewegen sich im engen<br />

Rahmen der verfügbaren Korngrößen von 0–3 mm. Auf<br />

einer Thermohaut ist beispielsweise ein grobkörniger Rauputz<br />

mit einer prägnanten Oberflächenstruktur technisch<br />

nicht möglich. Die glatte Kleberschicht des Wärmedämm-<br />

Verbundsystems bietet nur wenig Halt und so fällt der Dickputz<br />

wegen schlechter Bindung und zu viel Eigengewicht<br />

wieder von der Wand. Fazit: Traditionelle Putzsysteme und<br />

gängige Wärmedämm-Verbundsysteme vertragen sich<br />

nicht miteinander.<br />

Es steht außer Frage, dass nur wenige Gebäude aus der<br />

Zeit vor 1990 die Anforderungen der Energieeinsparverordnung<br />

(EnEV) erfüllen können. Über schlecht gedämmte<br />

Außenwände geht viel Energie verloren, eine nachträgliche<br />

Wärmedämmung schafft hier wirksam Abhilfe. Aber durch<br />

die aufgebrachte Dämmschicht werden auch die ursprünglichen<br />

Proportionen der Fassade verändert. Nicht immer<br />

lässt sich das äußere Erscheinungsbild eines Gebäudes auf<br />

diese Weise ästhetisch verbessern. Sorge bereiten auch die<br />

Millionen von Kubikmetern des Massendämmstoffs Polystyrol,<br />

die eines Tages entsorgt werden müssen. Dennoch gibt<br />

es Wege, mit der richtigen Materialwahl und dem Verständnis<br />

für gebäudetypische Eigenheiten eine Bestandsverbesserung<br />

zu erreichen, auch unter Berücksichtigung der<br />

zweifellos notwendigen Energieeinsparmaßnahmen. Diese<br />

Wege bedeuten oftmals einen Mehraufwand an Kosten, Zeit<br />

und Arbeitskraft. Zu Beginn jeder energetischen Sanierung<br />

sollte man sich deshalb die Fragen stellen:<br />

1. Dämmen mit Polystyrol oder nicht doch lieber mit einem<br />

umweltverträglicheren Dämmstoff<br />

2. Wenn eine Außendämmung nicht möglich ist oder zu<br />

viel Aufwand bedeutet oder das Erscheinungsbild der<br />

Fassade erhalten bleiben soll: Kann die Innendämmung<br />

ein gleichwertiger Ersatz sein<br />

3. Ist eine nachträgliche Wärmedämmung der Außenwände<br />

verpflichtend oder gibt es Ersatzmaßnahmen (z. B.<br />

bessere Fenster, neues Heizsystem, alternative Energiequellen,<br />

verstärkte Dach- und Bodendämmung)<br />

4. Können Fassaden trotz Wärmedämm-Maßnahmen statt<br />

mit Dünnschichtputzen traditionell mit Mittel- oder<br />

Dickschichtputzen verputzt werden<br />

5. Welche Dämmsysteme bieten sich für den Einsatz von<br />

Eigenleistung an<br />

Mit den nachfolgend vorgestellten Beispielen werden praxistaugliche<br />

Lösungen vorgestellt. Die Durchführbarkeit der<br />

erörterten Maßnahmen wird anhand von Bildmaterial aus<br />

dem Baustellenalltag dokumentiert.<br />

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