Demos und Monarch - booksnow.scholarsportal.info
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WERTSCHÄTZUNG DER HERRSCHAFT 101<br />
Aber seine Stellung- ist schwach. Muss er doch zugeben, dass<br />
der Herrschaftswille ein natürlicher Trieb ist, den der Weise<br />
überwindet. Aber wer wird zu behaupten wagen, dass die<br />
philosophische Persönlichkeit, die sich selbst überwindet, dem<br />
Durchschnittsgriechen entspreche Weit entfernt. Der Dichter<br />
polemisiert gegen Leute, denen die <strong>Monarch</strong>ie gefällt.<br />
Wenn Ion versichert, die Alleinherrschaft werde unverständigerweise<br />
gepriesen^), sie verdiene das Lob nicht, das<br />
man ihr spende, so wird sie eben von anderen gelobt. Und<br />
sie wird hoch gefeiert. Die Tyrannis, die Herrschaft des einen<br />
Mannes gilt als „der Himmel auf Erden, weil der Herrscher<br />
alles in einer göttergleichen Vollendung zu seiner Verfügung<br />
hat; das Einzige, dem seine Vollkommenheit sich beugen muss,<br />
ist der Tod. Über alles andere gebietet <strong>und</strong> verfügt er"*).<br />
Eteokles würde Übermenschliches wagen, um die Tyrannis<br />
sich zu erwerben. Er flöge durch den Sternenraum gen Aufgang<br />
der Sonne hin, er stiege nieder in die Tiefen der Erde,<br />
wenn er sie so gewinnen könnte, die höchste der Göttinnen,<br />
die Tyrannis'^). Man kann sogar die Herrscher als Götter auf<br />
Erden bezeichnen*). Auf Erden ist Herrschen das höchste<br />
Glück, gilt mehr als der grösste Besitz^). Euripides ist nicht<br />
der einzige, der diesen Zug griechischer Art erkennt. So wie<br />
er die Herrschaft als eine göttergleiche Einrichtung bezeichnet ^),<br />
so bittet der Chor der Schiffsleute im Philoktet des Sophokles<br />
den Führer, ihm zu sagen, was er tun <strong>und</strong> lassen soll; denn<br />
.,wer herrscht, Zeus' göttliches Szepter in Händen, der überragt<br />
seine<br />
Mitmenschen an Einsicht <strong>und</strong> Weisheit" ^).<br />
Diese Wertschätzung der Herrschaft bestätigt<br />
uns ein gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
wichtiges Wort Xenophons: „Die Menschen beten zu<br />
den Göttern um Gold <strong>und</strong> Silber, um eine Tyrannis oder um<br />
ähnliches^)." Der Hieron des Xenophon wäre eine zweck- <strong>und</strong><br />
sinnlose Schrift, wenn wir sie nicht vor den Hintergr<strong>und</strong> einer<br />
öffentlichen Meinung setzen dürften,<br />
die in grosser Gleichmässigkeit<br />
Herrschen als das höchste Glück anspricht. Als Hieron<br />
1) Ion 621 : Mdtxyjv alvoujjisvyj. — 2) Eurip. fr. 250. — 3) Phoen. 504 f.<br />
4) Hippol. 88. — 5) fr. 426. - 6) Troad. 1169. — 7) 138.<br />
8) Mem. 1, 3, 2.