Demos und Monarch - booksnow.scholarsportal.info
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48 EHRSUCHT UND NEID. DER NEID DER GÖTTER<br />
in das Bild seiner Götter hineinträgt. Und wahrlich, es sind<br />
keine äusserlichen <strong>und</strong> oberflächlichen Menschen, die solche Vorstellungen<br />
vom Wesen der Gottheit haben. Pindar fürchtet<br />
den Neid der Götter für sein <strong>und</strong> seiner Fre<strong>und</strong>e Leben ^).<br />
Aischylos kann sich von dieser Anschauung nicht frei machen,<br />
so sehr sie mit seiner eigensten Überzeugung vom Wesen des<br />
Göttlichen im Widerspruch steht, die darnach strebt, alles<br />
Menschliche <strong>und</strong> Wechselhafte aus dem lauteren Bilde göttlicher<br />
Majestät zu tilgen. Nichts spricht deutlicher für die Macht der<br />
Ehrsucht <strong>und</strong> des Neides über den griechischen Zeitgeist als<br />
diese Beobachtung. Xerxes geht letzten Endes am Neid der<br />
Götter zugr<strong>und</strong>e, Agamemnon fühlt sich vom troischen Kriege<br />
heimkehrend auf einem Höhepunkt des Glücks,<br />
<strong>und</strong> eben deshalb<br />
zagt er vor dem Neid der Götter. Klytaimnestra meint, nach<br />
dem Elend des Krieges habe man es verdient, dass die Götter<br />
ihren Neid ruhen lassen <strong>und</strong> dem Königshause von Mykene ein<br />
ungetrübtes Glück gönnen*). Für Sophokles wird der Neid zur<br />
dämonischen Gottheit, zu der man betet, um sie zu besänftigen ^).<br />
Wie Klytaimnestra, so denkt noch Nikias. Thukydides gibt die<br />
innerste Eigenart dieses Mannes vielleicht mit diesem Zuge am<br />
trefflichsten wieder : Im athenischen Heer vor Syrakus herrscht<br />
schwere Niedergeschlagenheit. Man ahnt den Zusammenbruch.<br />
Nikias versucht das düstere Gewölk der Sorgen <strong>und</strong> der Angst<br />
zu zerstreuen. Als man einst im Glänze des Glücks von Athen<br />
in See ging, im Vollgefühl der Macht, in stolzem Übermut, da<br />
sei der Neid der Götter eine Naturnotwendigkeit gewesen. Jetzt<br />
aber habe man auf den Schlachtfeldern Siziliens, in den Stellungen<br />
vor Syrakus so schwer gelitten, dass man eher Mitleid<br />
als Neid von den Göttern erwarten könne, während das Glück<br />
die Syrakusaner so hoch eraporgetragen habe, dass eine innere<br />
Wahrscheinlichkeit dafür bestehe,<br />
dass der Neid der Götter sich<br />
nunmehr gegen die Syrakusaner wende*).<br />
Für Herodot bildet der Glaube an den Neid der Götter einen<br />
wesentlichen Bestandteil seiner Lebensanschauung. Den Solon,<br />
1) Olymp. 8, 86, 13, 25, Pyth. 10, 20. Isthm. 6, 39.<br />
2) Pers. 362. Agam. 947, 895. — 3) Phil. 776.<br />
4) Thukyd. 7, 77.