Demos und Monarch - booksnow.scholarsportal.info
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114 IM GLANZ DER EHREN<br />
bereden versucht, sie solle freiwillig zu Menelaos zurückkehren.<br />
Hätte Helena es getan, dann wäre der Anlass zu diesem unseligen<br />
Kriege beseitigt gewesen, dann hätte wieder Friede<br />
sein können <strong>und</strong> Troia wäre nie in Flammen aufgegangen.<br />
Helena aber habe, von Hybris erfüllt, im Palaste des Paris<br />
ihrer Ehrliebe leben wollen, denn das sei ihr als etwas Grosses<br />
erschienen, sich von Barbaren die Proskynese erweisen zu<br />
lassen ^).<br />
Agamemnon wandelt im Morgengrauen, von Sorgen bedrückt,<br />
allein am Gestade des Meeres. Einem alten Diener,<br />
der seinen Herrn zu dieser ungewöhnlichen St<strong>und</strong>e hier<br />
sagt er die Worte ^):<br />
findet,<br />
Dich beneide ich,<br />
Greis,<br />
Jeden Sterblichen beneide ich, der<br />
Gefahrlos sein Leben vollbringt, unbekannt, ruhmlos.<br />
Die aber, die in Ehren stehen, beneid ich nicht.<br />
Hier tritt der Ausdruck „die in Ehren stehen" geradezu an<br />
Stelle des Ausdrucks Herrscher oder König').<br />
Die Ehre, die der Herrscher geniesst, ist nicht zufällig <strong>und</strong><br />
willkürlich. Er hat auf sie einen verbürgten Anspruch. Ein<br />
uraltes Gesetz befiehlt es*), dass man Vorgesetzte ehre <strong>und</strong><br />
ihnen gehorche.<br />
Von einer Menge gaffenden Volkes angestaunt zu werden,<br />
ist für den Griechen ehrenvoll ^). Weil man geehrt werden will,<br />
will man herrschen, sagt Simonides zu Hieron. Der Wille des<br />
Herrschers ist Befehl, man staunt ihn an; nähert er sich, so<br />
erhebt man sich, man geht ihm aus dem Wege, <strong>und</strong> seine Umgebung<br />
wetteifert darin, ihn zu verherrlichen, ihm Ehre zu erweisen<br />
in Worten <strong>und</strong> Taten ^).<br />
Isokrates bezeichnet es als einen<br />
hohen Ruhmestitel des Euagoras, dass er seinem Geschlecht<br />
1) Troad. 1020. — 2) Iphig. Aul. 17.<br />
3) Euripides übt hier Kritik an verkehrten Urteilen, denn für die gewöhnliche<br />
Auffassung ist Herrschaft gleichbedeutend mit Ehre <strong>und</strong> Ruhm,<br />
<strong>und</strong> darum ist ein Herrscher eine beneidenswerte Persönlichkeit.<br />
4) fr. 337. — 5) Eurip. Phoen. 549.<br />
6) Xen. Hier. 7, 1. Eurip. Phoen. 40.