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24 ISONOMIE UND MONARCHIE ALS GEGENSÄTZE Wer dieser Isotes, die natürlich ist wie Tag und Nacht, sich nicht zu beugen, wer seinen Machtwillen unter das höhere Gesetz der Allgeraeinheit nicht unterzuordnen vermag, der muss letzten Endes zur Alleinherrschaft gelangen, wie Eteokles, und darüber scheitern. In den Hiketiden^), in der Medea*) stellt Euripides den Individualwillen des Herrschers der gleichmässigen Beugung des Eigenwillens entgegen, die die Demokratie fordert. Es ist ein unmögliches Unterfangen, sich der natürlichen Ordnung widersetzen zu wollen. Die Menschen sind gleich von Natur. Wie kann man nur den Willen zur Ungleichheit bis zum Gipfel, bis zur Alleinherrschaft verfolgen Ein solcher Versuch muss ja scheitern, denn er tut der natürlichen Ordnung Gewalt an ^). Auch Isokrates sieht in der Gleichheitsforderung die Grundlage der Demokratie, in ihrer Ablehnung aber den Weg zur Alleinherrschaft vorgezeichnet*). Demokratie und Oligarchie sind für Isokrates dem Wesen nach das Gleiche. Sie unterscheiden sich nicht qualitativ, sondern nur quantitativ. Denn sie beruhen beide auf dem Gleichheitsgedanken. Wer an der Politeia Anteil hat, ist in allen Anrechten dem Bürger als Bürger gleichgestellt. Niemand soll mehr vermögen als der andere % Diesem Gleichheitsprinzip stellt er in aller Schärfe die Monarchie entgegen^ die den reinsten Ausdruck der Ungleichheit darstellt. * Diese Hinweise mögen genügen. Sie geben uns die Kichtung an, die wir zu verfolgen haben, und ermöglichen es uns, unsere Fragestellung zu formulieren: Ist der individualistische Machtwille des V. Jahrhunderts, der sich gegen die demokratische Gleich- 1) Hik. 430. — 2) Med. 119. — 3) Eurip. fr. 172. - 4) Nikokles 14. 5) Ob diese Bürger viele sind, wie in der Demokratie, oder ein zahlenmässig beschränkter engerer oder weiterer Kreis, das ist im Wesen nebensächlich. Vergessen wir doch nie, dass anch die griechische Demokratie reinster Ausprägung an der Masse der Metöken und Sklaven gemessen eine oligarchische Klassenherrschaft bleibt. Die Beschränkung des athenischen Bürgerrechts durch Perikles ist eine rein „obligarchische" Massregel.
DIE HISTORISCH WIRKSAME FORM DES INDn^IDUALISMUS 25 heitsforderung aufbäumt, wirklich so stark, dass aus ihm ein griechischer monarchischer Gedanke organisch abgeleitet werden kann Und eine Vorfrage : Welche Gestalt nimmt dieser Machtwille im Denken der Massen, also auf der IntegTationsstufe an, auf der er allein historisch wirksam werden kann 2. Kapitel. Die historisch wirksame Form des Individualismus« a) Ehrsucht und Neid,
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