Demos und Monarch - booksnow.scholarsportal.info
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DER EGOISTISCHE MONARCH 107<br />
Wir hören also nicht blosg, solche Stimmen, die den <strong>Monarch</strong>en<br />
entschieden ablehnen, sondern auch solche, die die Alleinherrschaft<br />
ebenso entschieden fordern. Um eine Erklärung für diesen<br />
Gegensatz im Denken jener Zeit finden zu können, müssen wir<br />
zunächst den Inhalt des monarchischen Gedankens näher kennen<br />
lernen.<br />
2. Kapitel.<br />
Der egoistische <strong>Monarch</strong>.<br />
Wir haben in der Alleinherrschaft den Zielpunkt eines<br />
individualistischen Machtwillens erkannt, der, den homogenisierenden<br />
Tendenzen der demokratischen Polis widerstrebend,<br />
die Polis selbst zerstört. Im Streben nach Ehre (9tXoTtp.ta)<br />
<strong>und</strong> im Streben nach Besitz (-Izovza.oi) tritt dieser Machtwille<br />
in die Erscheinung. Ist das richtig, so müssen wir auch eine<br />
Form des monarchischen Gedankens feststellen können, die<br />
dem Streben nach Ehre <strong>und</strong> Besitz vollkommen Genüge tut,<br />
also eine ausgesprochen egoistische Form der Herrschaft.<br />
Euripides zeigt sie uns in seinen Phönissen. Die beiden<br />
feindlichen Brüder Eteokles <strong>und</strong> Polyneikes gehören zum Besten,<br />
was Euripides gestaltet hat. Sie sind Figuren, nach dem<br />
Leben <strong>und</strong> für das Leben gezeichnet. Und wenn irgendwo<br />
Euripides gegen den Geist seiner Zeit kämpft, so tut er es in<br />
diesem Stück, das etwa ums Jahr 410 den Athenern vorgeführt<br />
wurde. Wie so oft in der Tragödie ist auch hier das Problem,<br />
soweit es theoretisch dargestellt werden muss, in grosse Prunkreden<br />
gepresst, die das athenische Publikum mit dem lebhaften<br />
Interesse, das es der rhetorischen Leistung entgegenzubringen<br />
gewohnt war, verfolgt haben mochte. An diesen<br />
Reden liegt dem Dichter unendlich viel. Von j^nfang strebt<br />
er auf den rhetorischen Höhepunkt hin. Jokaste stellt in den<br />
ersten Versen eine Zusammenkunft der Prinzen in nahe Aussieht.<br />
Wenn der Fortgang der Handlung auf der so vorgezeichneten<br />
Bahn gehemmt wird, so geschieht das mit Rücksicht auf das<br />
Publikum, das zu seinem gewohnten Recht kommen will. Zu<br />
einer Städtebelagerung in<br />
der Tragödie gehört traditionsgemäss