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U<br />
DDE GEISTESVERFASSUNG DES V. JAHRHUNDERTS<br />
obachten wir eine Emanzipation der Frau, die uns Aristophanes<br />
bezeugt.<br />
Neben die männlichen Frauen treten weibische<br />
Männer.<br />
Das ausgehende V. Jahrh<strong>und</strong>ert ist in einem Zustand seelischer<br />
Überreiztheit. Durch die Angst <strong>und</strong> Bangigkeit wird der<br />
Boden für religiöse Bewegungen geebnet. Von hier aus erklären<br />
sich Erscheinungen wie das Korybantentum ^), eine krankhafte<br />
Tanzwut, die, für das V. Jahrh<strong>und</strong>ert vielfach bezeugt, an<br />
Geisslerorden <strong>und</strong> ähnliches erinnern mag. Es gilt besonders<br />
für das V. Jahrh<strong>und</strong>ert, was Rohde^) klassisch schön von der<br />
griechischen Psyche im allgemeinen sagt : „Wohl als eine Nachwirkung<br />
der tiefen, bacchantischen Erregung, die einst Griechenland<br />
als Epidemie durchflammt hatte <strong>und</strong> noch immer in periodischer<br />
Wiederkehr in dionysischen Nachtfeiem aufzuckte, verblieb<br />
dem griechischen Naturell eine morbide Anlage, eine Neigung<br />
zu plötzlich kommenden <strong>und</strong> wieder gehenden Störungen des<br />
Vermögens der Wahrnehmung <strong>und</strong> Empfindung." Im V. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
leben nicht allein die Philosophie <strong>und</strong> der Rationalismus,<br />
sondern auch das W<strong>und</strong>er. Wir können diese Strömungen<br />
nur schwer erfassen, denn sie wirken in sozialen Schichten,<br />
die uns keine Literatur hinterlassen haben. Heiligenlegenden<br />
<strong>und</strong> W<strong>und</strong>ererzählungen mannigfacher Art werden verbreitet.<br />
Pindar kennt Aristeas von Prokonnesos. Wenn seine Seele,<br />
von Phoebus ergriffen, seinen Leib verliess, so erschien sie als<br />
sein anderes Ich sichtbar an fernen Orten. Herodot weiss die<br />
Geschichte seines Sterbens zu erzählen, weiss — <strong>und</strong> glaubt —<br />
dass der Leichnam in Prokonnesos verschwand, um in Kyzikos<br />
am nämlichen Tage zu erscheinen % Er erzählt von Abaris, dem<br />
thrakischen Heiligen, der keine Nahrung bedarf, der Griechenland<br />
durchzog, Krankheiten abwendend durch Zauberopfer, Erdbeben<br />
voraussagend. Empedokles wandelt nach seinen eigenen<br />
Worten ^) durch Sizilien als unsterblicher Gott. Man ehrt ihn,<br />
wie man Götter ehrt, indem mau ihm Tänien <strong>und</strong> blühende<br />
Kränze ums Haupt flicht. Tausende folgen ihm nach, beten<br />
1) Aristoph. Wesp. 8. Schol. AVesp. 119. Eurip. Hippol. 142. Plato<br />
Kriton 54 D. Ion 542 A. Leg. 7, 'i 90 D E. 791 Ä.<br />
2) Psyche 347. — 3) Ebenda 90, 92. — 4) fr. 112.