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EHKSUCHT UND BÜRGERLICHE MORAL 37<br />

Nun fordert sie die Schwester auf: Steh dem Vater bei, dem<br />

Bruder, hilf dir selbst <strong>und</strong> mir, erkennend, dass in Schmach zu<br />

leben Schmach dem Edlen sei.<br />

Im letzten Drittel des peloponnesischen Kriegs sahen die<br />

Athener den Philoktet des Sophokles in Not <strong>und</strong> Elend, verachtet<br />

<strong>und</strong> Verstössen auf ferner Insel,<br />

zerbrochenes Heldentum,<br />

das nur Götterhilfe wieder aufzurichten vermag, da Menschenkraft<br />

<strong>und</strong> -witz versagt hat. Philoktet bittet den Neoptolemos,<br />

ihn dem Elend <strong>und</strong> der Einsamkeit zu entreissen <strong>und</strong> nach<br />

Griechenland mitzunehmen ^). Man sollte denken, dass das<br />

Mitleid allein stark genug wäre, einen Neoptolemos weich zu<br />

stimmen. Philoktet appelliert darüber hinaus an das Ruhmbedürfnis<br />

des Neoptolemos. Wenn er sich weigere, den Kranken<br />

mitzunehmen, so werde ihm dies einen schlechten Euf verschaffen.<br />

Geleite er aber Philoktet in sein Heimatland zurück,<br />

dann werde ihm die Fülle edlen Ruhms zuteil.<br />

Es ist für die innere Entwicklung des Politen bezeichnend,<br />

dass wir Sophoklesstellen, die den Ruhm als Motiv des Handelns<br />

unverblümt einführen <strong>und</strong> damit eine individualistische Tendenz<br />

verraten, nichts Ähnliches aus Aischylos an die Seite zu stellen<br />

haben, während sich solche Gedankengänge bei Euripides<br />

häufen. Wir beschränken uns auf einige typische Fälle.<br />

Zunächst die unverhüllt ausgesprochene Ansicht, dass Ruhm<br />

<strong>und</strong> Ehre auch dann erstrebenswerte Güter seien,<br />

wenn sie mit<br />

unehrlichen <strong>und</strong> unsauberen Mitteln erworben werden. In den<br />

Bacchen des Euripides, die im letzten Drittel des peloponnesischen<br />

Krieges aufgeführt wurden, mahnt der Priester Teiresias<br />

den König Pentheus, er solle seinen Widerstand gegen den<br />

neuen Dionysoskult, der sich in Theben eingedrängt hat, aufgeben.<br />

Dionysos behauptet, als Sohn der Semele <strong>und</strong> des Zeus<br />

dem königlichen Hause Thebens entsprossen zu sein. Pentheus<br />

will das nicht für wahr halten <strong>und</strong> kämpft, in der besten Absicht,<br />

um der Wahrheit, der Gerechtigkeit <strong>und</strong> Ehrlichkeit zu<br />

dienen, entschlossen gegen den neuen Kult <strong>und</strong> seine Anhänger.<br />

Sein Vater Kadmos schliesst sich des Teiresias Warnungen an.<br />

1) Philokt. 469f.

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