Demos und Monarch - booksnow.scholarsportal.info
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HABSUCHT UND EHRGEIZ 109<br />
Pleonexia treibt ihn in den Kampf gegen die Heimat. Was<br />
Polyneikes will, kann Eteokles nicht lassen. Darum muss der<br />
eine am andern, oder müssen beide zugr<strong>und</strong>e gehen.<br />
Eteokles kann seine Natur nicht bezwingen. Wer einmal<br />
wirklich herrscht, der kann sich seiner Herrschaft nicht mehr<br />
begeben. Herrschen ist ihm das höchste Glück auf Erden ^).<br />
Gen Sonnenaufgang flog ich durch den Sternenraum,<br />
Und stieg in Erdentiefen nieder, könnt's bewirken ich,<br />
Dass mein die höchste Göttin sei, die Herrschermacht.<br />
Er besitzt den Thron, er kann auf ihn nicht einmal für<br />
ein Jahr verzichten. Wenn es wirklich die idealen Motive<br />
sind, die Polyneikes treiben, Heimweh nach Vaterstadt <strong>und</strong><br />
Familie,<br />
dann mag er (meint Eteokles) nach Theben heimkehren<br />
<strong>und</strong> das langentbehrte Gut gemessen. Aber als Privatmann.<br />
Die Herrschaft gibt Eteokles nie <strong>und</strong> nimmer aus den Händen.<br />
Um dieses Gut, das ihm das Höchste ist, wird er bis aufs<br />
Messer kämpfen^).<br />
Ich trete nie <strong>und</strong> nimmer meine Herrschermacht<br />
An diesen ab. Denn gilt es, Unrecht je zu tun,<br />
Dann geh es um den höchsten Preis der Herrschermacht,<br />
In allem andern sei das Recht gewahrt.<br />
Die Lösung, die Eteokles vorschlägt, kann Polyneikes nicht<br />
annehmen, weil er zum Machtgedanken genau so steht wie<br />
sein Bruder. Man vertausche ihre Rollen: sie würden genau<br />
so<br />
handeln.<br />
Die Mutter sieht tief ins Innerste dieser Seelen. Sie weiss,<br />
was sie treibt. T)er hemmungslose Machtwille, der sich nicht<br />
auf gleicher Linie mit seinem Nächsten vertragen kann, stellt<br />
sich für Jokaste dar als die Ehrsucht, die der Gleichheit<br />
spottet, als die Habsucht, die nicht teilen kann, die alles für<br />
sich selbst beansprucht, als Philotimia <strong>und</strong> Pleonexia. Beide<br />
Söhne wollen den Thron Thebens innehaben, denn nur die<br />
Alleinherrschaft vermittelt das Höchstmass von Ehren <strong>und</strong> Besitz,<br />
das der aufs Äusserliche eingestellte Egoismus erstrebt^).<br />
1) 504 f. - 2) 523 f. — 3) 531 ff.