Demos und Monarch - booksnow.scholarsportal.info

Vorbemerkungen.
Die Erscheinungsformen staatlichen Lebens scheiden sich für
den Menschen der Gegenwart nach zwei einfachen Begriffen:
Demokratie und Monarchie.
Zwischen diesen Polen spannt sich
der Parteikampf unserer Tage, soweit er um Verfassungsformen
geht. Wenn als dritte mögliche Staatsform die Aristokratie
anerkannt wird,
so geschieht dies nur von rückwärtsschauendem
Standpunkt aus. In der Gegenwart hat sie keine Verwirklichung
gefunden. Wir empfinden unvereinbare Gegensätze,
wenn wir die Herrschaft der Vielen in der Demokratie der Herrschaft
des Einzelmenschen in der Monarchie entgegenstellen.
Diese Einteilung der Staatsformen ist uns von der Antike vererbt
worden.
Sie hat uns zugleich Vorbilder einer idealen Volksherrschaft
hinterlassen, die klassische Geltung erlangt haben.
Der Freistaat des römischen Volkes hat auf das XVEI. Jahrhundert
mächtig gewirkt, und die Demokratie Athens hat im
XIX. Jahrhundert begeisterte Verkündiger ihres Ruhmes gefunden.
Die historischen Tatsachen führen von der Demokratie Athens
zum Herrschertum des Hellenismus, von der römischen Eepublik
zum Absolutismus der Cäsaren. Das sind Erscheinungen, die
einer Zeit missfallen mussten, die in der Antike vor anderem
das Bild jener Volksherrschaft suchte, die sie selbst so sehr
liebte. Da die Tatsachen sich nicht leugnen Hessen, so versuchte
man die Entwicklung, die von Athen nach Alexandria,
von Rom nach Bj-zanz führte, als Dekadenzerscheinung in Misskredit
zu bringen, oder sie dadurch, dass man die handelnden
Persönlichkeiten als depravierte Charaktere deutete, aus dem
Gebiet des pragmatisch Wichtigen in das des Pathologischen
zu verweisen. Gegen ein solches Verfahren mussten sich notwendig
Bedenken erheben, schon deshalb, weil eine vergleichende
StTOhm, Demos und Monarch. 1