Demos und Monarch - booksnow.scholarsportal.info
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DER NUTZEN DES EINEN - DER NUTZEN DES ANDERN 205<br />
dem ein Herrscher seufzen kann wie Agamemnon in der aulischen<br />
Iphigenie ^), oder wie Hieron im xenophontischen Dialoge ''^),<br />
als eine schwere Last, die nur ein Mann tragen kann, der an<br />
Kräften des Geistes <strong>und</strong> des Herzens himmelhoch emporragt<br />
über den menschlichen Durchschnitt. Das Leiden für andere<br />
steigert sich bis zum selbstgewählten Opfertod für eine grössere<br />
Sache. Das leuchtende Vorbild solchen Herrschertums ist<br />
Herakles, der ein Leben unter Mühen <strong>und</strong> Qualen für andere<br />
lebte, um in einem besseren Jenseits den Lohn davonzutragen,<br />
den die<br />
ewige Gerechtigkeit dem Guten als Preis seines Leidens<br />
vorgesetzt hat, oder Prometheus, der das Leben der Menschen,<br />
das elend, schwach <strong>und</strong> hilflos war, lebenswert machte, den<br />
Menschen zuliebe höheren Gewalten trotzend. Aus der Übersetzung<br />
des Prometheus- <strong>und</strong> Heraklesbildes ins Politische erwuchs<br />
die Lehre vom besten Manne im Staate.<br />
die Grosstat der sophistischen Staatsrechtslehre.<br />
Sie ist unstreitig<br />
Dieser Gedanke<br />
einer ethisch begründeten sozialen <strong>Monarch</strong>ie ist in besonders<br />
hohem Masse eine treibende Kraft der historischen Formenbildung<br />
geworden. Ihre werbende Kraft lag darin begründet,<br />
dass sich in ihr die tatsächlich vorhandenen geistigen Strömungen<br />
des Jahrh<strong>und</strong>erts vereinigen konnten, ohne sich gegenseitig<br />
vertilgen zu müssen. Durch sie fand der Machtwille des<br />
Individuums <strong>und</strong> der Machtwille der Massen einen möglichen<br />
Ausgleich, das Pendel kam in einer Lage zum Stillstand, die<br />
von beiden Extremen gleich weit entfernt war. Der <strong>Monarch</strong><br />
wurde über die Gleichheit weit emporgehoben. Das Recht des<br />
Individuums, das gegen die Schranken der Polis Sturm gelaufen<br />
war, wurde damit anerkannt, der Forderung der Natur, die<br />
nach der sophistischen Lehre auf Ungleichheit <strong>und</strong> Macht hinweist,<br />
Genüge getan. Der Starke soll in seiner Energie nicht<br />
so lange gehemmt werden, bis er sich <strong>und</strong> der Gesellschaft zum<br />
Schaden in<br />
der Gewalttat die Lösung zwischen den Notwendigkeiten<br />
seiner natürlichen Veranlagung <strong>und</strong> den Hemmungen der<br />
Konvention <strong>und</strong> des Gesetzes erzwingen muss. Für den Machtwillen<br />
der Massen aber, der sich als Freiheitsliebe <strong>und</strong> als<br />
Gleichheitsforderung darstellt, wird die Ungleichheit höchster<br />
1) 21. — 2) 2,6.