Demos und Monarch - booksnow.scholarsportal.info
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186 ALKIBIADES<br />
hätte.) Als er das Kommando über die athenische Flotte übernahm,<br />
da handelte er aus eigenem Antrieb. Dieser Mann, der<br />
seiner Polis mehr Leids angetan hatte als irgend einer ihrer Feinde,<br />
wurde vom Volke Athens im Herbst des Jahres 407 im Triumph<br />
vom Peiraieus nach Athen geleitet. Wer hätte an diesem Tage,<br />
als das Volk seinen Abgott wieder umjubelte, ihm Blumen<br />
streute, sich vor ihm beugte, behaupten mögen, dass dieser<br />
Mann nichts weiter sei als ein Polite An diesem Tage fielen<br />
die leeren Formen der Demokratie. Der Jubel, der ihn umtoste,<br />
klang aus in dem Evviva: r,yziJMv aoToxpaTtop. Die<br />
Matrosen bei der Flotte in Samos hatten ihn zum Strategen<br />
gewählt <strong>und</strong> ihm unumschränkte Vollmachten übertragen (Thuk.<br />
8, 82, 1). In Athen ging man weiter, vergrösserte seine Ermächtigung<br />
über die rein militärischen Gebiete hinaus. Nicht<br />
cTpaTTnyo^ sollte er sein, sondern -inyefJt.cüv auTox-paTcop, Führer des<br />
Staates, nicht des Heeres, <strong>und</strong> seinem Willen wollte man sich<br />
beugen ^). In dieser St<strong>und</strong>e war er soweit wie Cäsar am Luperkalienfest.<br />
Beide haben die St<strong>und</strong>e nicht genützt, die Krone<br />
zurückgewiesen. Des Alkibiades Lebensweg strebte zum Ziele<br />
der Alleinherrschaft.<br />
Demokratische <strong>und</strong> oligarchische Koterien<br />
in Athen waren ihm all die Jahre zuvor nichts gewesen als<br />
Werkzeuge, die er heute benützte, morgen verwarf. Er wollte<br />
nicht heim des Heimwehs wegen. Er wollte nicht heim, wie<br />
sonst Verbannte heimstrebten, um wieder in den Besitz ihres<br />
Vermögens, ihrer Häuser, Landgüter <strong>und</strong> Werkstätten zu kommen.<br />
Dazu war er in Jonien viel zu hoch gestandeu, wo er den<br />
Tissaphernes beherrscht hatte wie ein englischer Lord<br />
einen indischen Radjah. Der Glanz des Hofes hatte auch ihm<br />
gestrahlt, <strong>und</strong> er war nicht der Mann, der es verschmähte,<br />
aus seiner Stellung Gewinn zu ziehen^). Solch eine Stellung<br />
gab er nicht auf, um in Athen aufs neue das gefährliche<br />
Spiel mit dem tückischsten <strong>und</strong> unbeständigsten Souverän<br />
zu spielen, um sich aufs neue den Gefahren auszusetzen,<br />
die schon einmal sein Leben zerbrochen zu haben schienen,<br />
als er in Thurioi auf einem Frachtschiff versteckt zu den<br />
Spartanern flüchtete. Warum ist er am Ziele seines Lebens<br />
1) Xen. Hell. 1, 4, 20. Diodor. 13, 69. — 2) Thuk. 8, 50, 3.