Demos und Monarch - booksnow.scholarsportal.info

;
118 IM GLANZ DER EHREN
Auch werde nicht der Lyra, nicht der Flöte Ton
Zwölf volle Monden mehr gehört in dieser Stadt!
Denn keinen teuern Toten, der mich so geliebt,
Werd ich hinfort bestatten. Wohl verdiente sie
Von mir die Ehre, denn sie starb für mich.
Als Kassandane gestorben war, legte Kyros tiefe Trauer an
und verordnete Landestrauer im weiten Bereich seiner Herrschaft^).
*
Geehrt werden heisst als Einzelmensch über die Masse
emporragen. Im Herrschertum ist solches Streben ans Ziel
gelangt. Die Bürger sind Sklaven des Fürsten, mit denen er
nach Belieben verfahren kann. Wie ein Sklave dem Eigentum
des Herrn dienstbar ist, es mehren und bewahren soll, ohne
selbst einen Anspruch auf Nutzung zu haben*), während der
Herr mit seinem Eigentum verfahren kann, wie er will: genau
so steht der Untertan seinem Herrscher gegenüber. Man spricht
dieses Prinzip des l'Etat c'est moi gewöhnlich als orientalisch
an ; es ist dem V. Jahrhundert nicht fremd ^).
Du bist die Stadt, du das gesamte Volk,
Verantwortung niemandem schuldiger Herrscher;
Beherrschest den Altar,
den Herd des Lands
Mit deinem Wink allein, mit deinem Szepter
Gebietest allen
du von deinem Thron.
Aischylos steht weit ab von solcher Auffassung. Sie ist
den folgenden Generationen nicht verschwunden, sondern sie
hat sich immer mehr befestigt. Erinnern wir uns an das
eben zitierte Einzugslied eines Königs aus den Vögeln des
Aristophanes, das einen Herrscher zeigt, der Zeus' Szepter trägt
und fügen wir dem jene bedeutsame Stelle des Xenophon an,
die den Herrscher ebenfalls zum Zeus auf Erden macht, der so
gross und so bedeutend ist, dass er alles sieht und alles hört
und um alles sich kümmert *) : so sehen wir einen weiten Bogen
1) Her. 2, 1. — 2) Xen. Oikon. 9, 16. — 3) Äsch. Hik. 375.
4) Xen. Mem. 1, 4, 18.