Demos und Monarch - booksnow.scholarsportal.info
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ZERFALL DES MONARCHISCHEN GEDANKENS 135<br />
wächst an dem gemessen, was ihr an Glanz <strong>und</strong> Herrlichkeit<br />
des äusseren Lebens widerrechtlich geraubt wurde. Offenbar<br />
wirken solche Gedanken besonders stimmungfördernd auf das<br />
Publikum, das Athens Theater besucht. Besonders tief ist<br />
das nicht gefühlt. Elektra könnte sehr wohl aufgehen in dem<br />
Schmerz um den toten Vater, den vermissten Bruder <strong>und</strong><br />
verzweiüungsvoll niedergeschlagen sein beim Gedanken an das<br />
fürchterliche Verbrechen der Mutter. Nach solch einem Erleben<br />
kann man innerlich am Ende sein, <strong>und</strong> wenn man heissblütiger<br />
Grieche ist, so kann man aus all dem allein den Rachegedanken<br />
erstehen lassen; die Äusserlichkeiten des Lebens<br />
könnten daneben gänzlich verschwinden. Für uns verliert<br />
Elektra an Sympathie, wenn wir sie um den verlorenen Besitz<br />
klagen hören. Aber der Grieche ist ein anderer Mensch. Seine<br />
Liebe gehört dem Leben. Darauf müssen wir freilich hinweiseU;<br />
dass in der Elektra, wie sie Sophokles gestaltet, die<br />
Wertschätzung materieller Güter weit mehr im Hintergr<strong>und</strong><br />
steht als bei Euripides. Sie klinsft wohl mit, aber sie könnte<br />
auch fehlen, ohne im Bild eine Lücke zu hinterlassen. Elektra<br />
deutet das Elend ihres Lebens an. Aber gerade das fehlt,<br />
was diese Schilderung wahrhaft wirksam machen würde: Der<br />
Gegensatz zum Wohlleben der Klytaimnestra. Auch als Orestes<br />
wiederkehrt, beklagt er mit keinem Wort die Armut der<br />
Schwester, obwohl ihm das Stichwort dazu gegeben ist. Man<br />
wird diesen Unterschied der Auffassung nicht allein mit den<br />
verschiedenen Persönlichkeiten der Dichter erklären wollen;<br />
auch hierin werden wir ein Zeichen für die innere Entwicklung<br />
der öffentlichen Meinung im V. Jahrh<strong>und</strong>ert sehen dürfen, die<br />
in fortschreitender Weise das Besitzproblem in den Mittelpunkt<br />
ihrer<br />
Weltanschauung rückte.<br />
Diese <strong>Monarch</strong>ie, die selbstsüchtig nach Gold <strong>und</strong> Ehren<br />
strebt bietet kein schönes Bild. Man wird geneigt sein, an<br />
einen Zerfall des monarchischen Gedankens zu glauben, der<br />
bedingt wäre durch das Erstarken der individualistischen Tendenzen<br />
des fünften Jahrh<strong>und</strong>erts, der also der Depravation der<br />
Demokratie parallel ginge. Das wäre falsch. Die egoistische<br />
Form der <strong>Monarch</strong>ie steht bereits am Beginn des V. Jahr-