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Demos und Monarch - booksnow.scholarsportal.info

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52 DER NEID DER MENSCHEN<br />

Im Aias des Sophokles kann der Chor dem Gerücht nicht<br />

glauben, Aias sei während der Nacht als Würger unter die<br />

Beuteherden des Griechenheeres gefallen. Er führt die Entstehung<br />

<strong>und</strong> die Verbreitung dieses ehrenrührigen Geredes auf<br />

den Neid des Odysseus zurück^). Ein jeder freut sich nun,<br />

einen Aias in seinem Leide höhnen zu können:<br />

Denn wer nach grossen Seelen<br />

zielt,<br />

Der trifft nicht fehl. . . .<br />

Wer etwas vor anderen voraus hat,<br />

Den umschleicht der Neid.<br />

Herodot glaubt, wie an den Neid der Götter, so auch an<br />

den Neid der Menschen. Als er die <strong>Monarch</strong>ie kritisiert '^j, sagt<br />

er: „Auch der beste Mann, der zur Alleinherrschaft gelangt,<br />

erfährt eine tiefgehende seelische Veränderung. Das Glück,<br />

das ihm zu teil geworden ist, lässt in ihm Hybris entstehen.<br />

Neid aber ist dem Menschen angeboren. Wenn ein Mensch<br />

an diesen beiden Fehlern krankt, dann hat er alle Schlechtigkeit<br />

in sich. Denn viel Frevelhaftes tut er aus Hybris, vieles<br />

aus Neid." Wer vom Ziel seiner Wünsche entfernt ist, der<br />

ist auf die neidisch, von denen er glaubt, sie seien diesem<br />

Ziele näher; hat er erreicht, was er erstrebte, so zeigt er<br />

seine Hybris. Sie ist die Abwehrwaffe des Einzelnen gegen<br />

den Neid der Masse, deren gleichgerichtetes Streben von unten<br />

heraufbrandet. Neid <strong>und</strong> Hybris sind aus der gleichen Wurzel<br />

des Machtwillens erwachsen. Dort ist er im Angriff, hier in<br />

der<br />

Verteidigung.<br />

Herodot bezeichnet den Neid ausdrücklich als den griechischen<br />

Nationalfehler''). Die Griechen seien „neidisch auf jeden,<br />

der glücklicher ist als sie selbst, <strong>und</strong> von Hass erfüllt gegen<br />

alles Überragende". Thukydides sagt''), der Neid sei überall<br />

da vorhanden, wo es ein gleichgerichtetes Streben anderer<br />

gibt; Anerkennung ohne Einschränkung werde dem Menschen<br />

nur dann zuteil, wenn er keinem anderen im Wege sei, das<br />

heisst, wenn er gestorben ist. Das Wort steht in der Leichen-<br />

1) Aias 154. — 2) 3, 80. - 3) 7, 236. — 4) 2, 45, 1.

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