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190 ARISTOPHANES' VÖGEL
damit, dass seine Würde auf der Macht seines Wortes beruht,
mit dem er die Volksversammlung meistert. Auch der König
trägt den Kranz ^), mit Recht, denn er ist der Stärkste, der
Tapferste, der Sieger in einem erbitterten Kampf um die Macht.
Euripides weiss es, wie rasch die Brücke vom demagogischen
zum dynastischen Absolutismus zu schlagen ist^).
Dem Volke übertrage nicht die ganze Macht,
Noch drücke es, indem du nur den Reichtum ehrst.
Vertreib nicht einen Mann, wenn ihm das Volk vertraut,
Noch lass ihn mächtiger, als gut ist, werden ; denn
Leicht wird der Bürger zum Tyrannen;
gefährlich
ist's.
und Isokrates verwischt die Grenze gänzlich ; er sieht hier wie
dort nur Männer, die durch eigene Kraft zur Macht gelangt
sind. Für ihn besteht kein Unterschied zwischen der Stellung
eines Alkibiades, Konon, Dionysios und Kyros. Verschieden
sind nur die Mittel und Wege, auf denen sie zu ihrem Ziele
strebten^). Zwang und Unrecht auf der einen, Überredung,
Milde und ein im Charakter der Persönlichkeit begründeter
Rechtsanspruch auf der andern Seite. Aber wir brauchen nicht
die Richtigkeit unserer Anschauung aus solch vereinzelten
Stellen zu belegen. Wir haben eine umfangreiche Darstellung,
die den Weg vom Privatmann zum Prostates und weiter zum
Throne schildert. Es sind die Vögel des Aristophanes.
Euelpides und Pisthetairos verlassen Athen, nicht aus grundsätzlichem
Gegensatz gegen die Stadt, sie sind nicht abgestossen
von ihrem politischen Unwesen, sondern sie gehen bloss deshalb,
weil diese Methoden gerade ihnen nichts eintragen (124).
Als sie unter den Vögeln wirken, da sprechen und handeln sie
ganz so, wie sie in der athenischen Volksversammlung gehandelt
und gesprochen haben würden, und übertragen so die athenischen
Methoden nach Wolkenkuckucksheim. Hier sind die Künste der
Demagogie neu und wirksam. Sie preisen sogar begeistert ihr
Athen (36), versichern ausdrücklich, dass ihnen die Stadt keineswegs
verhasst sei, obgleich sie aus ihr auswandern. Athen sei
1) Soph. Elektr. 854. — 2) fr. 626. — 3) Isokrates Phil. 57 f.