Demos und Monarch - booksnow.scholarsportal.info
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10 NOMOS UND BATIONALISMÜS<br />
Flächenstaates nicht die <strong>Monarch</strong>ie zu fordern.<br />
Athen hat durch<br />
das einfache Mittel der kleisthenischen Phylenordnung in Attika<br />
aufgehen können, <strong>und</strong> der Versuch einer athenischen Reichsbildung<br />
ist nicht bloss gemacht worden, sondern ein Menschenleben<br />
lang aussichtsreiche Wirklichkeit gewesen. Der <strong>Demos</strong><br />
von Athen schuf sich sein Reich so, wie der Populus Romanus sich<br />
seine Weltherrschaft erwarb. Das beweist ohne weiteres, dass<br />
die Strebungen, die wir als griechischen Interpolitismus bezeichnen,<br />
den demokratischen Gedanken nicht soweit gefährdeten,<br />
dass eine monarchische Ordnung aus solchen Voraussetzungen<br />
heraus notwendig hätte entstehen müssen^). Sie<br />
mussten hierzu ein Bündnis mit andern Kräften eingehen,<br />
die das politische Denken des Politen auf härtere Proben<br />
stellten.<br />
Die Gr<strong>und</strong>lage der Polis ist ihre Rechtsidee, ihr Nomos. Er<br />
ist für sie das staatserhaltende, im eigentlichen Sinn konservative<br />
Prinzip.<br />
Die Polis ist nichts Wandelbares, das sich dem Entwicklungsgedanken<br />
fügen könnte, sie ist kein Bios, sondern ein Kosmos,<br />
sie lebt <strong>und</strong> stirbt mit ihrer Form.<br />
Darum muss ein göttlicher<br />
Nomos, die einmal geschaffene staatliche <strong>und</strong> gesellschaftliche<br />
Ordnung, gegen alle zerstörenden Kräfte konservieren. ^ Aller<br />
menschliche Nomos nährt sich aus dem einen göttlichen**, sagt<br />
Heraklit*). Er ist Stärke, Schutz <strong>und</strong> Schild der Stadt. „Das<br />
Volk muss um diesen Nomos kämpfen wie um die Mauer" ').<br />
Er ist Zwang, der keinerlei Kritik <strong>und</strong> keinen Widerspruch<br />
duldet*), er ist strengste Disziplin, die jeden Einzelwillen unterdrückt<br />
^). Er herrscht über die Polis wie ein Despot <strong>und</strong> wird<br />
von seinen Untertanen mehr gefürchtet als der Perserkönig ^).<br />
1) Der Grossstaat konnte mit den Methoden der Polis aul die Dauer<br />
nicht auskommen. Nichts war natürlicher, als dass man sich auf verwaltungstechnischem<br />
Gebiet die Erfahrungen des Orients sinngemäss aneignete. Das<br />
hat aber schon das attische Reich getan, indem es sich in der Steuerverteilung<br />
an das persische Vorbild anschloss. Der monarchische Gedanke lässt<br />
sich nicht mit verwaltuugstechnischen Gesichtspunkten erklären. Sie können<br />
erst in zweiter Reihe fUr seine Ausgestaltung bedeutsam werden.<br />
2) fr. 114. — 3) fr. U, — 4) Demokrit fr. 248. — 5) Thuk. 5, 60, 2.<br />
6) Her. 3, 88; 7, 104.