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Demos und Monarch - booksnow.scholarsportal.info

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160 BERUFSPOLITIKER<br />

die Zeiten kamen, in denen Athen der Vernichtung ins Auge<br />

sah, da brach das Vertrauen auf eigenen Witz <strong>und</strong> eigene<br />

Stärke bei den Bürgermassen zusammen. Wer mochte Verantwortungen<br />

tragen, wo keine Rettung mehr zu sein schien<br />

So gab man sich der Hoffnung auf das Kommen des grossen<br />

Mannes hin, des Helden, der helfen <strong>und</strong> erlösen kann, der aus<br />

Furcht befreit, die Niederlage zum Siege wandelt <strong>und</strong> den<br />

Frieden bringt. Die Ritter, die xA.ristophanes 425 aufführte,<br />

sind eine gallenbittere Ablehnung dieses Hoffens. Der Dichter<br />

sieht zurückschauend eine Linie, die zielsicher zum Schlechtem<br />

weist. Erst fing es an mit Eukrates, dem Mühlenbesitzer, ihm<br />

folgte Lysikles, der Wollemakler, dann Kleon, der Gerber. Wer<br />

mag noch glauben, dass der Mann von morgen besser sein<br />

wird als die Männer von gestern Auf Kleon wird der Überkleon,<br />

der Wursthändler, folgen. Was soll denn die Sehnsucht<br />

nach dem grossen Mann, von dem die Orakel fabulieren Der<br />

grosse Charakter hat in der Politik Athens keine Stätte, denn<br />

ein Volk zu leiten, das vermag kein Mann,<br />

der Sinn für Harmonie <strong>und</strong> reinen Klang<br />

in<br />

seinem Wesen trägt.<br />

Kein Mann vermag's, der ein Charakter ist;<br />

unwissend muss er sein <strong>und</strong> ein Halunke ^).<br />

Was Aristophanes in diesem Stücke gestaltet, ist mehr als<br />

Scherz. Hier spricht die Bitterkeit eines Mannes, der das<br />

Hoffen verlernte, dem das Elend der Vergangenheit, das Elend<br />

der Gegenwart zu viel Staub in die Augen geweht hat, als<br />

dass sie noch freudig nach einem Morgenrot Ausschau halten<br />

könnten, das einen besseren Tag für Athen verkündigt. Vierzehn<br />

Jahre nach den Rittern schrieb er die Lysistrate. Noch immer<br />

hofft Athen auf seinen Retter, weiss nicht, wo es ihn suchen<br />

<strong>und</strong> finden soll. Mehr als einem hatte man zugejubelt, alle<br />

hatte man verworfen. Alkibiades hatte jung, strahlend, begeisternd<br />

den Glauben erweckt, er sei der Grosse, lang Ersehnte.<br />

Kein Hoffen war jemals schändlicher zerbrochen. Das Sizilische<br />

Heer war elendiglich zugr<strong>und</strong>e gegangen, Alkibiades hatte das^<br />

1) Ritter 191 f.

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