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24H DAYTONA SAISONAUFTAKT USC<br />
Eine Vernunftehe endet in den seltensten<br />
Fällen mit großer Zuneigung. Als 2014<br />
die gegnerischen US-Sportwagenserien<br />
Grand Am und ALMS zur United Sports-<br />
Car Championship (USC) verschmolzen<br />
wurden, sprachen viele sogar von einer<br />
Zwangsheirat, denn es tauschten nicht nur<br />
zwei erbitterte Gegner die Ringe, nein, das<br />
neue Produkt wurde auch noch mit dem Le-<br />
Mans-Veranstalter ACO vermählt – es heirateten<br />
also gleich drei Parteien, deren Mentalitäten<br />
unterschiedlicher kaum sein konnten.<br />
Hier die alte ALMS, geboren aus der Leidenschaft<br />
des milliardenschweren Fans Don<br />
Panoz, der Le Mans für den Gral des Sportwagen<strong>sport</strong>s<br />
hielt. Er trug dieses Konstrukt, das<br />
phasenweise zur besten Sportwagenserie der<br />
Welt reifte, mit seinem Gewicht – und seinem<br />
Geld. Dort die Grand Am von Jim France, die<br />
eigentlich nur den Zweck hatte, den Machtanspruch<br />
von NASCAR im US-Motor<strong>sport</strong><br />
zu dokumentieren, <strong>sport</strong>lich zwar weniger<br />
wertvoll, finanziell aber nicht minder stark als<br />
die ALMS. Fast 15 Jahre lang rangelten diese<br />
Sportwagenserien um die Gunst der Fans –<br />
bis der altersschwache Don Panoz aufgab und<br />
einen Merger einfädelte, um wenigstens einen<br />
Teil seines Lebenswerks zu retten.<br />
Ränkespiele und Rausschmisse<br />
Doch einverheiratet wurde auch der ACO, ein<br />
kleiner französischer Club, der dank des berühmten<br />
24h-Rennens in Le Mans eine weltweite<br />
Deutungshoheit über den Langstrecken<strong>sport</strong><br />
beansprucht. Der flotte Dreier war perfekt:<br />
die frankophilen Amis der ALMS, die<br />
Südstaaten-Cowboys von NASCAR und zu<br />
guter Letzt die Frenchies aus Le Mans, die eh<br />
alles besser wissen.<br />
Das klingt wirklich eher nach Zwangsheirat,<br />
und unter den Folgen wird die Serie noch<br />
eine Weile leiden. Der Start in die zweite<br />
USC-Saison beim 24h-Rennen in Daytona<br />
war denn auch überschattet von politischen<br />
Ränkespielen im Hintergrund: Nicht wenige<br />
Grand-Am-Teamchefs, die die altertümlichen<br />
Daytona-Prototypen einsetzen, machten einen<br />
neuerlichen Anlauf, die für Ende 2016 geplante<br />
Verbannung ihrer Fahrzeuge aufzuhalten.<br />
„Wir haben so viel Geld in die Autos investiert,<br />
da wäre es absoluter Blödsinn, die<br />
Klasse jetzt einfach zu killen, nur weil ein paar<br />
Franzosen das so wollen“, nörgelte ein DP-<br />
Teamchef in herzhaft klarer US-Diktion.<br />
Stellungskriege auch an anderen Fronten:<br />
Scot Elkins, der seit dem Merger für die Technik<br />
der Fahrzeuge und ihre Einstufungen<br />
(BOP) verantwortlich war, musste seinen Hut<br />
nehmen. Ihm wurde im Fahrerlager alles angekreidet:<br />
die unstete BOP in der GTE-Klasse<br />
2014, die gescheiterte BOP in der Prototypenklasse,<br />
wo ein Ausgleich zwischen den Daytona-Prototypen<br />
und den LMP2-Autos nach<br />
Le-Mans-Reglement eh nie möglich war,<br />
schließlich das diffuse Bild der GTD-Klasse,<br />
wo alte Grand-Am-Karren, neue GT3-Wummen<br />
und aufgepimpte Markenpokal<strong>auto</strong>s nie<br />
unter einen Hut gebracht werden konnten.<br />
So stand beim ersten Rennen der zweiten<br />
Saison auf einmal der ganze Grundkompromiss<br />
dieser Vernunftehe infrage. Denn ursprünglich<br />
hatte man sich darauf verständigt,<br />
ab 2016/17 alles neu aufzustellen: Die Daytona-Prototypen<br />
sollten ausgemustert werden,<br />
die neu definierten LMP2-Wagen sollten ganz<br />
Duell um den Sieg<br />
In den letzten Rennstunden<br />
trennte die Taylor-<br />
Corvette (vorne) und den<br />
Ganassi-DP selten mehr<br />
als ein paar Sekunden<br />
102 <strong>sport</strong><strong>auto</strong>.de 3/2015