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Eigentlich ganz leicht<br />
Driften mit dem Rallye-Porsche ist einfach –<br />
sich dabei nicht zu drehen ist das Schwierige daran!<br />
TIGERmal wieder<br />
Text Markus Stier · Fotos Julius Tannert<br />
Irgendwas passt hier nicht. Das ist doch alles<br />
irreführend harmlos. Sind es die Felgen, die<br />
nur fünf kleine Löchlein zeigen, wo einst<br />
ein wuchtiger Zentralverschluss für reine<br />
Rennoptik sorgte? Sind es die mickrigen<br />
Reifen auf der Hinterachse, die statt der<br />
erlaubten 295 Millimeter heute nur schmächtige<br />
225 mm messen und damit die ausladende<br />
Hüfte nur noch halb so aufregend erscheinen<br />
lassen? Oder ist es der Motor, der sich tief<br />
geduckt hinter Plastikverschalungen versteckt<br />
und damit kaschieren will, welches Ungeheuer<br />
da in Wahrheit im Keller haust? Nein, jetzt<br />
hab ich’s: Es ist die Farbe.<br />
Dieses lächerlich unschuldige Weiß, gepaart<br />
mit schwarzen Streifen, macht aus dem<br />
Auto ein niedliches Zebra. Erst auf den zweiten<br />
Blick wird klar, dass die Striemen Kriegsbemalung<br />
sind und der Porsche 911 GT3 von<br />
Ruben Zeltner kein gehetztes Wild ist, sondern<br />
ein gefräßiger Räuber. Orange wäre<br />
deutlich passender gewesen. Hätte das Gebrüll<br />
eines Tigers den Auftritt des Meister<strong>auto</strong>s auf<br />
dem Erzgebirgsring angekündigt, hätte die<br />
Herde Schafe, die auf dem Hang neben der<br />
Clubgaststätte „Kolbenfresser“ lungert, wohl<br />
kaum so dreist die Piste vollgeköttelt.<br />
Die Wollewesen schnauben auf der Suche<br />
nach Gras das frische Weiß zur Seite, über<br />
Nacht hat es geschneit. Es weht ein steifer<br />
Wind aus Nordost, unter der matschigen<br />
Schneeauflage lauert an einigen Stellen ein<br />
Eisfilm. „Die Bedingungen sind Gift für das<br />
Auto“, sagt Ruben Zeltner fröhlich.<br />
Was er eigentlich sagen will, ist, dass sie<br />
Gift für den Fahrschüler sind, der sich gerade<br />
festgezurrt hat und sich wundert, wie unaufregend<br />
hier drin alles ist. Der Hintern hockt<br />
nicht wie bei einem Le-Mans-Renner auf der<br />
Straße, das Cockpit ist geräumig, die Übersicht<br />
nicht übel, und anfahren lässt sich der<br />
wilde Elfer leichter als manch Breiten<strong>sport</strong>-<br />
Gerät. Aber das ist alles Tarnung und Täuschung<br />
– dazu kommen wir später noch.<br />
Die Geschichte fing eigentlich ganz harmlos<br />
an. Nach zwei Jahren im Langstreckenpokal<br />
wollte der gelernte Rallye-Mann und<br />
hauptberufliche Fahrinstruktor Ruben Zeltner<br />
auf schmalen Landsträßchen<br />
<strong>sport</strong><strong>auto</strong>.de 3/2015 121