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IMPRESSION MIT DEM LEXUS RC F AN DAS ENDE DER ALTEN WELT<br />
Konkurrenzfähig oder nicht – gäbe es eine Sauger-<br />
Petition, der RC F wäre Grund genug für eine Unterschrift<br />
Schnäppchen-Häppchen<br />
Die Bar Torricheli in Júzcar serviert sensationelle<br />
Sandwiches fernab touristischen Nepps.<br />
Wachtelei, Speck, Maronenkompott – 1 Euro<br />
Animateur<br />
Der Drehzahlmesser verändert den Look je<br />
nach Fahrprogramm, ab knapp 3000/min kommt<br />
der Ansaugsound, ab 4500/min die Power<br />
Leuchtturmeffekt?<br />
Inmitten des Turbozeitalters traut sich Lexus<br />
noch mal ein Saugmotorcoupé mit Vollfett-V8.<br />
Wir wünschen uns, dass das Schule macht<br />
78 <strong>sport</strong><strong>auto</strong>.de 3/2015<br />
DATEN & FAKTEN<br />
Lexus RC F<br />
MOTOR Achtzylinder-V-Motor, Bohrung mal Hub (mm) 94,0 x 89,5,<br />
Hubraum 4969 cm³, Verdichtung 12,3 : 1, Leistung 477 PS (351 kW)<br />
bei 7100/min, Drehmoment 530 Nm bei 4800–5600/min<br />
KRAFTÜBERTRAGUNG Hinterradantrieb, Achtgang-Automatikge-<br />
triebe, Torsen-Differenzialsperre, VDIM<br />
BREMSEN Innenbelüftete Scheiben rundum, Durchmesser<br />
380/345 mm, vorn Sechs-, hinten Vierkolben-Festsättel, ABS<br />
BEREIFUNG 255/35 R 19 vorn und 275/35 R 19 hinten auf 9,0- und<br />
10,0-Zoll-Leichtmetallfelgen<br />
KAROSSERIE Viersitziges Coupé, L x B x H (mm) 4705 x 1845 x<br />
1390, Radstand 2730 mm, Tankvolumen 66 l, Gewicht 1840 kg,<br />
Leistungsgewicht 3,9 kg/PS<br />
FAHRLEISTUNGEN* 0–100 km/h in 4,5 Sekunden, Höchst-<br />
geschwindigkeit 270 km/h, Verbrauch 10,8 l Superbenzin/<br />
100 km<br />
GRUNDPREIS 74 900 Euro<br />
*Herstellerangaben<br />
Außerdem wälzt er beim Runterschalten jedes<br />
Mal das volle Schleppmoment des Motors vor<br />
sich her – so wie die 63er von AMG, wovon<br />
die Sache aber auch nicht dynamischer wird.<br />
Immer wilder twistet das Asphaltband nun<br />
durchs Gebirge, schlägt Haken, taucht zwischendurch<br />
in dichte Nebelschwaden, klatscht<br />
am Gipfelkreuz ab, um sich wenig später aufzuspalten.<br />
Der eine Weg führt als geradliniger<br />
Hochplateau-Sprint auf Ronda zu, der andere<br />
über Sträßchen in Fahrzeugbreite und das<br />
schrullige Schlumpfdorf Júzcar unterhaltsamer<br />
ans gleiche Ziel. Ronda selbst nimmt gerade<br />
eine ausgiebige Regendusche, sodass wir nach<br />
einer obligatorischen Runde über die Kopfsteine<br />
im casco histórico schnell talwärts fliehen.<br />
Vorn pocht der V8 knapp mit Ruhepuls<br />
dahin, hinten keucht der Auris, während sich<br />
die Strecke in Bögen gen Costa schlängelt.<br />
Kurz hinter Estepona tröpfeln wir mit den<br />
wenigen Bergtourlern auf eine völlig verwaiste<br />
A 7 – jetzt oder nie: Einmal laden wir heimlich<br />
bis Zwonochwas durch, lassen uns das per<br />
Resonator verstärkte Ansauggeräusch entgegenhämmern<br />
und fräsen hinauf bis zur Maximaldrehzahl<br />
bei 7300/min. Ob konkurrenzfähig<br />
oder nicht – gäbe es eine Petition für den<br />
Erhalt des Saugmotors, der RC F wäre Grund<br />
genug für eine sofortige Unterschrift.<br />
Briten, Berberaffen, Briefkästen<br />
Als sich die alte Welt dann nach und nach ihrem<br />
Ende zuneigt, taucht er auf, der Fels von<br />
Gibraltar, jener neuralgische Punkt, der sich<br />
seit dem Mittelalter als uneinnehmbar erwiesen<br />
hat und deshalb noch immer Großbritannien<br />
gehört. Die einzige Zufahrt zur Enklave<br />
führt über das Rollfeld des Flughafens, um<br />
danach in engen Straßen und noch engeren<br />
Gässchen zu zerfasern. Knapp 29 000 Kontinentalbriten<br />
leben hier, zusammen mit einigen<br />
Dutzend Berberaffen und Heerscharen<br />
von Touristen, die tagtäglich aufs Neue einfallen.<br />
Entsprechend langatmig ist es, sich zwischen<br />
Pubs, Hotelkomplexen, Banken, Briefkastenfirmen<br />
und alten Militäranlagen bis zur<br />
wichtigsten Straße Gibraltars vorzudrängen<br />
– zu jener, die Europa von Afrika trennt.<br />
Noch ein, zwei Mal knurrt der RC F durch<br />
seine übereinander gestapelten Endrohre,<br />
dann steht er goldrichtig für das finale Bild<br />
– nach über zehn Stunden übrigens. ◾