sport auto #3

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FORMEL 1 TECHNIK: DAS ZWEITE JAHR DER HYBRID-FORMEL Fehlstart in Jerez Der neue McLaren- Honda schaffte an vier Tagen nur 350 Kilometer und verfehlte die Bestzeit um 6,8 Sekunden FERNANDO ALONSO TRÄGT BART WIE EIN TALIBAN. SEIN CHEF RON DENNIS HASST BÄRTE Stärker als im Vorjahr Der neue Sauber C34 lief wie ein Uhrwerk Neuer Anlauf mit Mercedes Im neuen Lotus E23 schlägt das Herz eines Mercedes 142 sportauto.de 3/2015
kocht. Ein nerviger Chef, wenig Aussicht auf schnellen Erfolg. Auf die Frage, wie lang der Geduldsfaden reiche, wenn es so weitergeht, gibt Alonso grummelnd zurück: „Ich habe bei Ferrari fünf Jahre lang Geduld bewiesen.“ Ferrari ist ein Reizwort für den Weltmeister von 2005 und 2006. Alonso hat Maranello verlassen, weil er nicht mehr an das Team glaubte. Kaum ist er weg, scheint es bei den Roten bergauf zu gehen. Trotz aller Unkenrufe, dass man mit dem Austausch aller Schlüsselfiguren eher Unruhe als Konsolidierung in die Truppe bringt. Doch Sebastian Vettels positive Ausstrahlung schweißt die neu zusammengewürfelte Mannschaft zusammen. „Alonso hat nur schlechte Laune verbreitet“, heißt es im Team. Vettel markierte an zwei Testtagen überlegene Bestzeit. Kimi Räikkönen bestätigte den guten Start am Abschlusstag. Der neue Ferrari SF15T funktioniert auf Anhieb. Das war seit sechs Jahren nicht mehr der Fall. „Das Gefühl passt. Wir haben eine gute Basis“, lobte Vettel. Das neue Auto ist aerodynamisch aufgeräumter, der Abtrieb stabiler, der Motor fahrbarer, das Fahrwerk servicefreundlicher. Die Leistung setzt nicht mehr so abrupt ein, und die elektrische Bremskraftverteilung verleiht dem Auto mehr Berechenbarkeit. Kimi Räikkönen konnte im Gegensatz zu Vettel Vergleiche anstellen: „Das Auto ist in vielen Bereichen besser als das aus dem letzten Jahr. Wir haben mit den meisten Schwachstellen aufgeräumt.“ Ferrari hat noch viel in der Hinterhand. Die Motorentechniker wollen am Saisonbeginn nur etwa 20 der erlaubten 32 EntwicklungsToken einsetzen. Der Rest folgt in mehreren Ausbaustufen. Auch beim Auto kommt noch ein großer Schritt – wenn Ferrari den Crashtest mit der kurzen Nase besteht. Mercedes, Lotus und Williams haben den Balanceakt bereits geschafft. „Er ist eine aero dynamische Notwendigkeit“, urteilt Williams Technikchef Pat Symonds. „Ich verdamme ungern ein Konzept, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie man mit einer langen Nase die Abtriebswerte zurückgewinnt, die uns mit der neuen Nasenregel verloren gingen.“ Um es kurz zu machen: Die Höhe der Nase liegt wie im Vorjahr in einem Fenster zwischen 135 und 220 Millimetern. Gemessen auf einer mindestens 9000 m 2 großen Fläche fünf Zentimeter hinter der Nasenspitze. Von dort muss der Querschnitt der vorderen Crashstruktur in einem harmonischen Verlauf bis auf 60 000 mm 2 anwachsen. Damit sind die neuen Nasen an ihrer tiefsten Stelle voluminöser. Aerodynamiker hassen das. Je mehr die Nase den Frontflügel überlappt, umso schlimmer werden die Turbulenzen abgelenkt, die jeweils 25 Zentimeter rechts und links der Mittelachse von einem vorgeschriebenen Übergang im Flügelprofil produziert werden. Und diese sogenannten Y250Wirbel sind entscheidend für die Strömung über den Rest des Autos. So viele Crashtests wie nie Wer es schafft, die Luftschleppen in geordnete Bahnen zu lenken, ist der König. Und das geht am besten mit einer kurzen Nase. Das Mindestmaß der Knautschzone beträgt 85 Zentimeter. Mercedes und Lotus sind schon dort, Red Bull fehlen noch fünf Zentimeter. Bei so wenig Carbonmasse wird die kontrollierte Verformung zur Zitterpartie. Williams schaffte den Crashtest erst im vierten Versuch. Red Bull rasselte durch. Um an den Testfahrten überhaupt teilnehmen zu dürfen, baute Technikchef Adrian Newey eine Carbon Knolle vor die Nase. Die soll bis Saisonbeginn noch weg. Ferrari und McLaren bestückten ihre Testträger gleich mit langen Nasen. Hauptsache fahren, gecrasht wird später. Die FIA hat so viele CrashAnfragen wie nie zuvor. Red Bull blickt wieder zuversichtlicher in die Zukunft. Obwohl Daniel Ricciardo und Daniil Kvyat nur 735 Kilometer zurücklegten und vieles an den Auftakt im Vorjahr erinnerte. Probleme im Umfeld des RenaultMotors sorgten vier Mal für längere Standzeiten. Red Bull richtet sich an der Datenwelt auf. Das Auto im Tarnlook geht mit deutlich besseren Aerodynamikwerten in die neue Saison. Und Renault hat über den Winter zwischen 30 und 40 PS gewonnen. Der Entwicklungsaufwand entspricht 24 Token. Die restlichen acht Wertmarken liefert Ilmor nach. Mario Illien und sechs seiner Konstrukteure haben den Renault V6Turbo oberhalb des Blocks runderneuert. Das Projekt hat etwas Verspätung und wird wahrscheinlich beim GP Spanien debütieren. VettelNachfolger Kvyat touchierte in der dritten Kurve seiner ersten Runde mit kalten Reifen die Mauer. Die Frontflügelhalterung brach ab – davon gab es nur ein Exemplar. Ein Tag Pause, dann kam Nachschub aus Milton Keynes. Teamberater Helmut Marko zog seinem Schützling die Ohren lang. Vielleicht hätte Red Bull doch besser Alonso ins Team sportauto.de 3/2015 143
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