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VORSTELLUNG FORD GT<br />
24h-Rennen in Le Mans an den 50. Jahrestag<br />
des Ford-Dreifachsieges von 1966 erinnern.<br />
Was der Kunde davon hat? Extrem viel, denn<br />
das bedeutet, dass Renn- und Straßen<strong>auto</strong> parallel<br />
entwickelt werden.<br />
Witzigerweise wird Ford genau bei diesem<br />
Thema einsilbig, denn die blauen Pflaumen<br />
haben noch gar nicht offiziell zugegeben, dass<br />
der GT in den Renn<strong>sport</strong> zurückkommt. Ergo<br />
darf man den knallengen Schulterschluss zwischen<br />
Rennstrecke und Straßenbetrieb – sonst<br />
die steilste Steilvorlage in diesem Geschäft –<br />
im Moment gar nicht ausweiden.<br />
Dabei sind die Schnittmengen sogar größer<br />
als vermutet, wie <strong>sport</strong> <strong>auto</strong> enthüllen kann.<br />
Zum Beispiel beim Thema Motor: Im Ford<br />
GT werkelt ein 3,5-Liter-V6-Biturbo der sogenannten<br />
Ecoboost-Reihe. Das klingt fad,<br />
und bezogen auf die Einsatzkette des Motors<br />
in heldenhaften Himmelsstürmern wie dem<br />
Taurus SHO oder dem Lincoln MKS klingt<br />
es sogar schon fast gruselig.<br />
Doch weit gefehlt: Das V6-Triebwerk entstammt<br />
dem Renn<strong>sport</strong>derivat, wie es in den<br />
Daytona-Prototypen des werksunterstützten<br />
Chip-Ganassi-Ford-Teams im nordamerikanischen<br />
Langstrecken<strong>sport</strong> zum Einsatz kommt.<br />
Die aus der NASCAR-Rennserie bekannten<br />
Motorenfummler Jack Roush und Robert<br />
Yates haben das Basistriebwerk allerdings massiv<br />
umgekrempelt: Nur Block, Zylinderkopf<br />
und Ventiltrieb sind serienbasiert, wenngleich<br />
die variable Ventilsteuerung für den Renneinsatz<br />
entsorgt wurde. Die Zylinderköpfe wurden<br />
im Ein- und Auslassbereich massiv bearbeitet<br />
und erleichtert, die Nockenwellen sind<br />
für schärfere Steuerzeiten optimiert.<br />
Im Rennbetrieb kommen deutlich größere<br />
Borg-Warner-Turbolader aus der EFR-Baureihe<br />
(EFR: Engineered For Racing) zum Einsatz,<br />
die hocheffiziente Verdichterräder, Gamma-<br />
Titanaluminid-Turbinenräder und Keramik-<br />
Kugellager-Technologie kombinieren. Um den<br />
gestiegenen Zylinderdruck standfest zu managen,<br />
kommen bei Kurbelwelle, Pleuel und<br />
Kolben Spezialteile zum Einsatz, die auf<br />
extrem lange Laufzeiten ausgelegt sind.<br />
Motor um 18,5 Kilo abgespeckt<br />
Das Bohrung-Hub-Verhältnis (92,6 x 86,7<br />
mm) blieb unangetastet, die Verdichtung<br />
wurde aber auf 10 : 1 hochgefahren, denn wie<br />
im künftigen GT-Straßen<strong>auto</strong> arbeitet auch<br />
das Renntriebwerk mit relativ niedrigen Ladedrücken<br />
im Bereich von 1 bar. Dazu wurde<br />
die Trockensumpfschmierung eines V8-<br />
Renntriebwerks adaptiert, und die Direkteinspritzung<br />
wurde mittels einer zweiten Förderpumpe<br />
aufgenestelt, um die größeren Einspritzdüsen<br />
mit ausreichend Flüssigkraftstoff<br />
zu versorgen.<br />
Parallel wurde im Renn<strong>sport</strong> an der – kein<br />
Witz! – internen Gewichtsverteilung des Motors<br />
getüftelt: Der Zylinderkopf wurde leichter<br />
gemacht, die Turbolader weit nach unten versetzt,<br />
dito die Ladeluftkühler. Allein in der<br />
Rennsaison 2014 wurde das Triebwerk sukzessive<br />
um 18,5 Kilo abgespeckt. In einem Satz:<br />
Es blieb kein Stein auf dem anderen.<br />
Genau dieses V6-Triebwerk kehrt nun vom<br />
Renn<strong>sport</strong> wieder zurück in die Serie, im Ford<br />
GT wird es mit einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe<br />
gepaart, und natürlich sind<br />
ein paar Applikationen für die Alltagstauglichkeit<br />
notwendig. Noch bevor die ersten Straßen<strong>auto</strong>s<br />
im Herbst 2016 an Kunden ausgeliefert<br />
werden, wird der V6-Motor schon wieder<br />
im Renn<strong>sport</strong> trommeln – denn die GTE-<br />
Rennversion fährt ab Januar in der United<br />
SportsCar Championship (USCC) – und im<br />
Juni 2016 beim 24h-Rennen in Le Mans.<br />
Leichtbau als Prinzip<br />
Der neue Ford GT besitzt ein<br />
Monocoque aus Carbon,<br />
alle Bodywork-Teile sind<br />
ebenfalls aus dem superleichten<br />
Material gefertigt.<br />
So soll das Gewicht auf 1400<br />
Kilo gedrückt werden<br />
52 <strong>sport</strong><strong>auto</strong>.de 3/2015