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DAKAR DIE STORY VON NASSER AL-ATTIYAH DIE STORY VON NASSER AL-ATTIYAH<br />
Sven Quandt muss erst mal tief durchschnaufen.<br />
Wenn der Besitzer des Mini-<br />
Teams über seinen Fahrer Nasser Al-<br />
Attiyah spricht, mischt sich in seine sonst<br />
so klaren Sätze oft ein seufzender Unterton.<br />
So wie bei einem Lehrer, der über<br />
einen hochbegabten Schüler klagt, der zu wenig<br />
aus seinem Talent macht und auch sonst<br />
ein ziemlicher Hallodri ist. „Nasser kann fahren“,<br />
sagt Quandt. „Und das sehr gut. Aber<br />
alles andere sollte er nicht machen. Nasser hält<br />
sich an keine Regeln.“<br />
Dabei dachte der Geschäftsmann Quandt<br />
weniger ans Sportliche, sondern eher ans Geschäftliche.<br />
Denn erst spät im Herbst unterschrieb<br />
der Dakar-Sieger von 2011, damals in<br />
Diensten von VW, seinen Vertrag bei X-Raid<br />
für die Dakar-Rallye 2015.<br />
Besser gesagt: Er kaufte sich mit Geldern<br />
seines langjährigen und treuen Sponsors Red<br />
Bull und der Regierung seiner Heimat Katar<br />
ins erfolgreichsten Offroad-Rennteam der letzten<br />
Jahre ein.<br />
Für Quandt und seine Männer sind solche<br />
Last-Minute-Deals eigentlich eine Zumutung.<br />
Denn ein zusätzliches Auto einzusetzen, das<br />
bedeutet natürlich auch ein Plus an Mechanikern,<br />
Reifen und Ersatzteilen – kein Kinderspiel<br />
bei einem Event, das 12000 Kilometer<br />
von Europa entfernt stattfindet. „Red Bull und<br />
Nasser sind nur Kunden bei uns“, beeilt sich<br />
Quandt klarzustellen, den Zorn seines langjährigen<br />
Partners Monster fürchtend, wenngleich<br />
letztlich lässig ignorierend. „Er ist ein ZAH-<br />
LENDER Kunde“, wiederholte er nochmals,<br />
jede Silbe so intensiv betonend, dass selbst der<br />
begriffsstutzigste Monster-Ami den Sachverhalt<br />
kapieren musste.<br />
Der zahlende Kunde aus dem Morgenland<br />
war Quandt letztlich aber nicht nur wegen des<br />
Geldes höchst willkommen. Der alte Wüstenfuchs<br />
aus Trebur-Astheim ahnte, was später<br />
tatsächlich passieren sollte: Dass nämlich die<br />
Fahrer der drei Monster-Mini allesamt keine<br />
Siegkandidaten waren – aus unterschiedlichen<br />
Gründen. Da kam der ebenso abgezockte wie<br />
abgeklärte Routinier Al-Attiyah gerade recht.<br />
Der schnelle Araber wurde zum umjubelten<br />
Retter des Siegs für Mini, die ganze BMW-<br />
Gruppe und auch Quandts X-Raid-Team.<br />
Kuckuck im Monster-Nest<br />
Der geradlinige Deutsche und das Schlitzohr<br />
aus Arabien – das war nicht unbedingt eine<br />
Liebesheirat. Eher ein Zweckbündnis, nachdem<br />
Al-Attiyahs ehrgeiziges Projekt, mit einem<br />
eigenen Buggy die schwierigste Rallye der Welt<br />
zu gewinnen, gescheitert war. Im Sommer<br />
2014 testete Al-Attiyah alle möglichen Dakar-<br />
Autos, darunter auch den Toyota-Hilux-Prototyp<br />
mit seinem 380 PS starken Fünfliter-<br />
Benzinmotor. Obwohl der Dreiliter-Diesel des<br />
Mini 50 PS weniger leistet, fiel Al-Attiyahs<br />
Urteil klar aus: „Der Mini ist das beste Auto.“<br />
Al-Attiyah übernahm die Rolle des Red-<br />
Bull-Outlaws im Monster-gebrandeten Mini-<br />
Camp mit Wonne. „Ich frage doch keinen der<br />
Monster-Fahrer, ob sie mir im Falle eines Falles<br />
IN DER HÖHE VON BOLIVIEN bat<br />
Al-Attiyah den Arzt um Sauerstoff<br />
FABELHAFTE BILANZ Der Sieger-<br />
Mini war absolut zuverlässig<br />
132 <strong>sport</strong><strong>auto</strong>.de 3/2015