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RALLYE-WM SAISONBEGINN<br />
Geplatzter Traum<br />
Der Citroën-Technikchef<br />
machte den DS3 schneller,<br />
Superstar Loeb aber machte<br />
ihn versehentlich langsamer<br />
„Die hat für mich keine Bedeutung“,<br />
sagt Teamchef Malcolm<br />
Wilson.<br />
Schaufenster Rallye<br />
Der Engländer baut im Lake<br />
District seine Fabrik aus, um<br />
mehr Geschäft von der Rundstrecke<br />
zu generieren. Sein Sohn<br />
Matthew beendete seine aktive Rallye-Karriere,<br />
um das Bentley-GT-Projekt zu leiten. Dennoch<br />
sagt Wilson senior: „Die Rallye-WM ist<br />
mein Schaufenster.“ Dem Mann, der seit<br />
1997 für die Geschicke des Ford-Rallye-Programms<br />
verantwortlich ist, versucht sein Möglichstes,<br />
um mit Achtungserfolgen weiter im<br />
Gespräch zu bleiben. Sein Technik-Tausendsassa<br />
Christian Loriaux kümmert sich weitgehend<br />
um die Rundstrecke, neuer Technikchef des<br />
Rallye-Projekts ist Chris Williams, der schon<br />
den erfolgreichen Fiesta R5 entwickelt hat.<br />
Zusammen mit Loriaux hat er ohne jede<br />
Hilfe von Ford einen reinen Rennmotor entwickelt,<br />
der mit dem ursprünglichen Ecotec-<br />
Vierzylinder nichts mehr gemeinsam haben<br />
soll. Doch die Entwicklung verlief holpriger<br />
als erhofft und hat schon ein Jahr Verspätung.<br />
Aus logistischen Gründen debütiert das<br />
stärkere Aggregat erst im Mai in Portugal,<br />
wenn der WM-Zirkus die Überseereise nach<br />
Südamerika hinter sich hat. Dann ist bereits<br />
ein Saisondrittel vorbei.<br />
Immerhin haben die Piloten des schmal<br />
finanzierten Privatteams dank Wippenschaltung<br />
schon jetzt ein bisschen mehr Arbeitskomfort,<br />
während der echte Werksfahrer<br />
Thierry Neuville seinen Dienst noch mit konventionellem<br />
Schalthebel verrichtet. Erst ab<br />
dem dritten Lauf in Mexiko können auch die<br />
Hyundai-Mannen am Lenkrad schalten. Obwohl<br />
die Technikabteilung in Alzenau über<br />
ein Jahr lang ständig aufgestockt wurde, ist die<br />
Mannschaft nicht groß genug und das Jahr zu<br />
kurz, um parallel zwei WRC gleichzeitig zu<br />
entwickeln. Teamchef Michel Nandan ist<br />
gelernter Ingenieur und hat frühzeitig befohlen,<br />
die Kräfte für den Nachfolger des aktuellen<br />
i20 zu bündeln, dessen Basis<strong>auto</strong> mit zwei<br />
Türen Anfang März auf dem Auto salon in<br />
Genf präsentiert wird.<br />
Stagnation seit Sommer<br />
Der bisherige i20 war 2014 immerhin gut genug<br />
für einen Abstaubersieg in Deutschland,<br />
aber seitdem stagniert das Auto. Der Motor<br />
hat trotz Hilfe des rallyeerfahrenen Tuners<br />
Pipo deutlich zu wenig Leistung. Die Federwege<br />
sind begrenzt, die Fahrwerkskinematik<br />
nicht optimal. Obwohl auf den durch Eis oder<br />
Dreck auf den Fahrbahnen rutschigen Monte-<br />
Carlo-Strecken für die Traktion eher eine<br />
weichere Abstimmung gefragt war, fühlte sich<br />
Thierry Neuville erst wohl im Auto, als er die<br />
Dämpfer härter eingestellt hatte. Die Ränge<br />
sechs und sieben im Fürstentum spiegeln<br />
durchaus wider, wo Hyundai derzeit steht.<br />
Michel Nandan bereitet das allerdings keine<br />
schlaflosen Nächte: „2015 ist für uns ein<br />
Übergangsjahr.“ Die Fahrer haben die Order,<br />
bei den ersten Rallyes weiter Kilometer und<br />
Daten zu sammeln, ansonsten hat die Testarbeit<br />
mit dem neuen Auto Priorität, das bereits<br />
drei Schottertests auf den Knüppelpfaden<br />
im französischen Château Lastours hinter sich<br />
hat. Das neue Auto soll in der zweiten Saisonhälfte<br />
ab der Finnland-Rallye eingesetzt<br />
werden. Mit dem von Peugeot abgeworbenen<br />
Niederländer Kevin Abbring hat man einen<br />
vierten Fahrer eingekauft.<br />
Bis das VW-Team einen ernsthaften Herausforderer<br />
findet, wird es also mindestens<br />
Herbst werden, und bis dahin ist es sehr wahrscheinlich,<br />
dass der Marken-Titel bereits wieder<br />
nach Wolfsburg gegangen ist. Lang weilig<br />
muss die Saison 2015 aber trotz allem nicht<br />
werden: Es gibt ja zum Glück noch eine<br />
Fahrer-WM. ◾<br />
118 <strong>sport</strong><strong>auto</strong>.de 3/2015