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Stolz auf das schon Erledigte und die noch<br />
geplanten Vorhaben berief das Team beim<br />
Saisonauftakt in Monte Carlo eine Pressekonferenz<br />
ein. Doch anstatt einer Kampfansage<br />
an das übermächtige VW-Team servierte Yves<br />
Matton zu pikantem Raclette-Buffet nur kleine<br />
Brötchen: „Unser Ziel ist es, mehr Punkte<br />
zu holen als im Vorjahr und mindestens einen<br />
Sieg.“ 2014 konnte Citroën beim letzten Lauf<br />
in Wales das privat finanzierte M-Sport-Team<br />
mit seinem seit 2010 nicht nennenswert<br />
weiterentwickelten Fiesta gerade mal um zwei<br />
Pünktchen hinter sich lassen. Titelkampf hört<br />
sich anders an.<br />
Misslungener Coup<br />
Einen Sieg hätte das Team mit der einmaligen<br />
Rückbeorderung des siebenmaligen Monte-<br />
Carlo-Siegers Sébastien Loeb an seinen alten<br />
Arbeitsplatz gut und gern schon beim Auftakt<br />
holen können, aber der vor knapp eineinhalb<br />
Jahren auf die Rundstrecke gewechselte Rekordweltmeister<br />
überzog das Tempo, und mit<br />
einer zerstörten Hinterradaufhängung war der<br />
Traum vom Überraschungs-Coup ausgeträumt.<br />
Loeb war früh Risiken bei der Reifenwahl<br />
eingegangen, als klar wurde, dass sich der<br />
aktuelle Weltmeister nicht so einfach im<br />
Handstreich überrumpeln lassen ließ.<br />
Sébastien Ogier konnte seine zweite Titelverteidigung<br />
mit einem völlig überarbeiteten<br />
Polo angehen. Unter Technikdirektor Willy<br />
Rampf und Projektleiter François-Xavier<br />
Demaison wurde der Polo WRC in einigen<br />
Bereichen am Fahrwerk verstärkt, für die<br />
Mechaniker mit mehr Gleichteilen die<br />
Servicefreundlichkeit verbessert sowie durch<br />
eine neue Form des Tanks und eine tiefer und<br />
weiter vorn angeordnete Position der Reserveräder<br />
der Schwerpunkt abgesenkt. Motoren-<br />
Guru Donatus Wichelhaus betrieb Feintuning<br />
am VW-Vierzylinder. Alle in der Branche<br />
waren sich schon im Vorjahr einig, dass der<br />
Motor aus Hannover das stärkste Triebwerk<br />
aller WRC sei.<br />
Holpriger Beginn<br />
Trotz der Verbesserungen des ohnehin schon<br />
überlegenen Autos wünschten sich die Fahrer<br />
bei den ersten Tests ihr 2014er-Arbeitsgerät<br />
zurück. Zwar schwören die Ingenieure, das<br />
Fahrwerk sei unverändert geblieben, dennoch<br />
taten sich die Piloten schwer, eine passende<br />
Stoßdämpferabstimmung zu finden. Das<br />
Geheimnis liegt in der Gewichtsverteilung,<br />
die im neuen Auto frontlastiger ausgefallen ist.<br />
Gewicht zu verschieben ist in den WRC kein<br />
Problem, sämtliche vier aktuellen Autos liegen<br />
unter der Mindestmasse von 1200 Kilogramm.<br />
Mit der Maßnahme soll das Einlenkverhalten<br />
verbessert werden; außerdem klagten<br />
die Fahrer gerade bei nassen Bedingungen<br />
auf Schotter über ein zu tief hängendes Heck,<br />
wenn sich die Radkästen mit Schlamm<br />
füllten. Um das erleichterte Hinterteil nicht<br />
unnötig nervös zu machen, sorgt ein neuer<br />
Heckflügel für mehr Abtrieb, ohne den Luftwiderstand<br />
nennenswert zu erhöhen.<br />
Nachdem Weltmeister Ogier und Vize Latvala<br />
sich bei Dämpfern und Federn sortiert<br />
haben, sind sie voll des Lobes, und das schlägt<br />
sich auch im Ergebnis des Saisonauftakts nieder:<br />
Obwohl die Titelverteidiger bei der Reifenwahl<br />
meist auf Nummer sicher gingen und<br />
dennoch nicht selten falschlagen, hatten die<br />
drei Polo-Besatzungen außer einem Dreher<br />
von Latvala trotz zuweilen heikler Straßenverhältnisse<br />
bei der Monte keinerlei besondere<br />
Vorkommnisse zu vermelden. Der Polo ist<br />
nicht etwa so viel leichter beherrschbar als die<br />
Autos der Konkurrenz, aber Ogier und Co.<br />
müssen nicht so sehr ans Limit gehen.<br />
Keine besonderen Vorkommnisse<br />
Da lag die Situation für Bryan Bouffier ganz<br />
anders. Der Monte-Carlo-Zweite des Vorjahres<br />
kehrte nach zwei erfolglosen Einsätzen<br />
im Hyundai zum M-Sport-Team zurück, hatte<br />
dank eines Geflügelfarmers gerade einmal<br />
das Geld für diese eine Rallye aufgetrieben<br />
und kämpfte auf bestens vertrautem Gelände<br />
um seine Karriere. Aber der Monte-Sieger<br />
von 2011 flog schon am ersten Abend so<br />
nach haltig vor einen Baum, dass sein Fiesta<br />
irreparabel blieb.<br />
Bezeichnend an dem Malheur ist, dass<br />
Bouffier trotz bester Chancen, aufs Treppchen<br />
zu fahren, von seinem Team nicht einmal für<br />
die Hersteller-Wertung nominiert war.<br />
Frontlastiger<br />
Mit neuer Gewichtsverteilung<br />
und tieferem Schwerpunkt<br />
soll der VW Polo noch agiler<br />
werden<br />
<strong>sport</strong><strong>auto</strong>.de 3/2015 117