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sport auto #3

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Geschäftsführers. Mauer dabei egoistisches<br />

Machtstreben zu unterstellen, wäre ungerecht:<br />

Wer sich wie er für eine Sache einsetzt, will<br />

nicht gegen Windmühlen kämpfen.<br />

Die Begründung, warum Mauer von vielen<br />

als Idealbesetzung für den Führungsposten<br />

gesehen wird, findet sich in seiner beruflichen<br />

Karriere. Er kennt aus seiner Arbeit als Journalist<br />

die Ansprüche der Medien, saß aber<br />

auch lange auf der anderen Seite des Schreibtischs<br />

in verschiedenen Presseabteilungen.<br />

Später war er auch in Führungspositionen,<br />

in denen Verhandlungsgeschick und feiner<br />

Zwirn zum Tagesgeschäft gehörten. Neben all<br />

diesen beruflichen Qualifikationen ist eines<br />

noch viel entscheidender: In seiner Brust<br />

schlägt das Herz eines Rennfahrers. Mauer saß<br />

selbst jahrelang hinterm Steuer. Als gebürtiger<br />

Eifelaner hat er zudem einen Bonus bei der<br />

ganz speziellen Ring-Spezies. „Karl ist trotz<br />

seines beruflichen Erfolgs einer von uns, den<br />

man jederzeit ansprechen kann“, sagt einer,<br />

der viel mit ihm arbeitet.<br />

Berufsträume und Traumberufe<br />

Mauer, der in Ahütte geboren wurde, wusste<br />

schon als kleiner Steppke, was er später mal<br />

machen will. Er träumte vom Journalistenleben<br />

bei <strong>auto</strong> motor und <strong>sport</strong>. „Mein Onkel<br />

hatte eine Fleischerei und fuhr einen dicken<br />

Mercedes“, sagt er. „Dort lag immer die <strong>auto</strong><br />

motor und <strong>sport</strong> herum. Ich habe sie damals<br />

regelrecht verschlungen.“ Aus der Bewerbung<br />

für ein Volontariat in Stuttgart wird jedoch<br />

nichts, Mauer heuert stattdessen beim „Bonner<br />

Generalanzeiger“ an und arbeitet als<br />

Sport redakteur – natürlich gehört der Nürburgring<br />

dabei zu seinen Aufgabengebieten.<br />

Später wechselt er zu Renault in die Sportpresse<br />

und schafft es, seinen Traum zu verwirklichen:<br />

Bei <strong>auto</strong> motor und <strong>sport</strong> wird<br />

eine Stelle im Sportressort frei. In dieser Zeit<br />

macht er seine ersten Versuche hinterm Steuer.<br />

Bei einem Test mit dem Renault R5 fällt sein<br />

Talent auf. Die Verantwortlichen fragen ihn,<br />

ob er nicht Lust habe, am legendären R5-<br />

Pokal teilzunehmen. Mauer verkauft seinen<br />

Autobianchi und ersteht mit Presserabatt eine<br />

kleine R5-Rennsemmel. Im zweiten Jahr holt<br />

er im Team von Harald Grohs den Vize titel.<br />

„Mit Set-up war da nicht viel. Außer Luftdruck<br />

gab es nichts einzustellen“, sagt Mauer.<br />

Bei <strong>auto</strong> motor und <strong>sport</strong> bleibt er vier Jahre<br />

lang, legt eine kurze Zwischenstation bei Ford<br />

ein, für die er das 24h-Rennen am Nürburgring<br />

im Jahr 1979 im Ford Escort RS gewinnt,<br />

und kehrt schließlich als Chefredakteur von<br />

<strong>sport</strong> <strong>auto</strong> für vier Jahre nach Stuttgart zurück.<br />

Mauer begeistert sich auch für zwei Räder<br />

– und nimmt parallel zum <strong>sport</strong> <strong>auto</strong>-Job<br />

den Posten als Chefredakteur bei Motorrad<br />

an. „Ich bin früher gut 20 000 Kilometer im<br />

Jahr Motorrad gefahren“, sagt Mauer.<br />

Bis zu einem Unfall: Im März 1985 ist er<br />

auf seiner Honda GXR 750 am Westbahnhof<br />

in Stuttgart unterwegs. Ein Autofahrer übersieht<br />

ihn, Mauer macht eine Rolle und liegt<br />

am Boden. „Ich dachte im ersten Moment,<br />

„Ich will die<br />

VLN zukunftsfähig<br />

machen.<br />

Ihre Struktur<br />

stammt noch<br />

aus der VLN-<br />

Gründerzeit –<br />

vor 38 Jahren“<br />

VLN-Boss Karl Mauer<br />

ich sei querschnittgelähmt“, erinnert er sich.<br />

Sein rechtes Bein ist mehrfach gebrochen, er<br />

verbringt mehrere Wochen im Krankenhaus.<br />

„Mir wurde die Verantwortung in meiner<br />

Position bewusst. Im Mai habe ich die Chefredaktion<br />

abgegeben“, sagt Mauer. Danach ist<br />

er mit Ausnahme seiner restaurierten 1938er<br />

DKW kein Motorrad mehr gefahren.<br />

Langer Boxenstopp bei Opel<br />

Die nächste Tür öffnet sich bei Opel. Dort<br />

heuert er zunächst als Pressechef an, wird später<br />

Direktor Presse und Information. Er<br />

verantwortet große Budgets, genießt die Führungsrolle.<br />

„Im Herzen bin ich immer Journalist<br />

geblieben. Ich habe meine Sekretärinnen<br />

mit Papierbergen auf dem Schreibtisch zur<br />

Verzweiflung gebracht. Und Zahlen sind nicht<br />

mein Ding: Für die Budgetplanung hatte ich<br />

immer meine Leute.“ Zuletzt machte er in der<br />

Europazentrale in Turin Station und pendelte<br />

zwischen Deutschland und Italien. Insgesamt<br />

25 Jahre lang arbeitet er für die Rüsselsheimer.<br />

„Wenn mir das jemand vorhergesagt hätte,<br />

hätte ich ihn ausgelacht“, meint Mauer.<br />

Nach seiner Karriere zieht es ihn wieder<br />

zurück in die Eifel. Dorthin, wo er früher<br />

nach Schulschluss auf den Hang stürmte und<br />

das Training zum 1000-Kilometer-Rennen<br />

verfolgte. Es ist die Ruhe des kleinen Örtchens<br />

Üxheim-Ahütte mit etwas mehr als 600<br />

Einwohnern, die Mauer gefällt. Dort lebt er<br />

gemeinsam mit seinem Hund. Die Zurückgezogenheit<br />

genießt er auch jedes Jahr bei<br />

seinem Mountainbike-Alpencross, wo er fünf<br />

Tage nur mit dem Fahrrad und einem Rucksack<br />

unterwegs ist. „Was immer man aus dem<br />

Büro mitnimmt, am zweiten Tag ist das vergessen.<br />

Die Prioritäten verschieben sich. Es<br />

geht zum Beispiel darum, ob man noch auf<br />

dem richtigen Weg ist und genug trinkt.“<br />

Für Mauer ist es seine Art, Kraft zu schöpfen.<br />

Genauso wie seine Teilnahme am New<br />

York Marathon, den er schon zweimal gelaufen<br />

ist. Nach der Zeit bei Opel gönnte sich<br />

der Vater von zwei erwachsenen Söhnen erst<br />

mal zwei Jahre Pause. „Am Anfang konnte ich<br />

es noch nicht genießen, einfach nur auf einer<br />

Bank zu sitzen und den Sonnenschein zu genießen.<br />

Ich war immer getrieben und gezwungen<br />

– es hat ein bisschen gedauert.“<br />

Über den MSC Adenau kommt er schließlich<br />

zur VLN und hat eine neue Aufgabe.<br />

Zunächst als Geschäftsführer für Medien und<br />

Kommunikation, heute als Geschäftsführer.<br />

Sein Ziel? „Ich will die VLN zukunftsfähig<br />

machen, denn die bisherige Struktur entspricht<br />

der vor 38 Jahren bei der Gründung.<br />

Heute läuft aber vieles anders“, sagt er.<br />

Dass er darüber genau Bescheid weiß,<br />

glaubt man ihm sofort. Mauer ist bei Facebook<br />

aktiv und ließ sich für den guten Zweck<br />

bei der „Ice Bucket Challenge“ sogar einen<br />

Eimer Eiswasser über den Kopf schütten. Die<br />

kalte Dusche erhielt er bei der Siegerehrung<br />

des VLN-6h-Rennens. Mauer schüttelte sich<br />

kurz, lachte und machte flugs Platz für die<br />

Sektdusche. Völlig unaufgeregt eben. ◾<br />

<strong>sport</strong><strong>auto</strong>.de 3/2015 111

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