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Geschäftsführers. Mauer dabei egoistisches<br />
Machtstreben zu unterstellen, wäre ungerecht:<br />
Wer sich wie er für eine Sache einsetzt, will<br />
nicht gegen Windmühlen kämpfen.<br />
Die Begründung, warum Mauer von vielen<br />
als Idealbesetzung für den Führungsposten<br />
gesehen wird, findet sich in seiner beruflichen<br />
Karriere. Er kennt aus seiner Arbeit als Journalist<br />
die Ansprüche der Medien, saß aber<br />
auch lange auf der anderen Seite des Schreibtischs<br />
in verschiedenen Presseabteilungen.<br />
Später war er auch in Führungspositionen,<br />
in denen Verhandlungsgeschick und feiner<br />
Zwirn zum Tagesgeschäft gehörten. Neben all<br />
diesen beruflichen Qualifikationen ist eines<br />
noch viel entscheidender: In seiner Brust<br />
schlägt das Herz eines Rennfahrers. Mauer saß<br />
selbst jahrelang hinterm Steuer. Als gebürtiger<br />
Eifelaner hat er zudem einen Bonus bei der<br />
ganz speziellen Ring-Spezies. „Karl ist trotz<br />
seines beruflichen Erfolgs einer von uns, den<br />
man jederzeit ansprechen kann“, sagt einer,<br />
der viel mit ihm arbeitet.<br />
Berufsträume und Traumberufe<br />
Mauer, der in Ahütte geboren wurde, wusste<br />
schon als kleiner Steppke, was er später mal<br />
machen will. Er träumte vom Journalistenleben<br />
bei <strong>auto</strong> motor und <strong>sport</strong>. „Mein Onkel<br />
hatte eine Fleischerei und fuhr einen dicken<br />
Mercedes“, sagt er. „Dort lag immer die <strong>auto</strong><br />
motor und <strong>sport</strong> herum. Ich habe sie damals<br />
regelrecht verschlungen.“ Aus der Bewerbung<br />
für ein Volontariat in Stuttgart wird jedoch<br />
nichts, Mauer heuert stattdessen beim „Bonner<br />
Generalanzeiger“ an und arbeitet als<br />
Sport redakteur – natürlich gehört der Nürburgring<br />
dabei zu seinen Aufgabengebieten.<br />
Später wechselt er zu Renault in die Sportpresse<br />
und schafft es, seinen Traum zu verwirklichen:<br />
Bei <strong>auto</strong> motor und <strong>sport</strong> wird<br />
eine Stelle im Sportressort frei. In dieser Zeit<br />
macht er seine ersten Versuche hinterm Steuer.<br />
Bei einem Test mit dem Renault R5 fällt sein<br />
Talent auf. Die Verantwortlichen fragen ihn,<br />
ob er nicht Lust habe, am legendären R5-<br />
Pokal teilzunehmen. Mauer verkauft seinen<br />
Autobianchi und ersteht mit Presserabatt eine<br />
kleine R5-Rennsemmel. Im zweiten Jahr holt<br />
er im Team von Harald Grohs den Vize titel.<br />
„Mit Set-up war da nicht viel. Außer Luftdruck<br />
gab es nichts einzustellen“, sagt Mauer.<br />
Bei <strong>auto</strong> motor und <strong>sport</strong> bleibt er vier Jahre<br />
lang, legt eine kurze Zwischenstation bei Ford<br />
ein, für die er das 24h-Rennen am Nürburgring<br />
im Jahr 1979 im Ford Escort RS gewinnt,<br />
und kehrt schließlich als Chefredakteur von<br />
<strong>sport</strong> <strong>auto</strong> für vier Jahre nach Stuttgart zurück.<br />
Mauer begeistert sich auch für zwei Räder<br />
– und nimmt parallel zum <strong>sport</strong> <strong>auto</strong>-Job<br />
den Posten als Chefredakteur bei Motorrad<br />
an. „Ich bin früher gut 20 000 Kilometer im<br />
Jahr Motorrad gefahren“, sagt Mauer.<br />
Bis zu einem Unfall: Im März 1985 ist er<br />
auf seiner Honda GXR 750 am Westbahnhof<br />
in Stuttgart unterwegs. Ein Autofahrer übersieht<br />
ihn, Mauer macht eine Rolle und liegt<br />
am Boden. „Ich dachte im ersten Moment,<br />
„Ich will die<br />
VLN zukunftsfähig<br />
machen.<br />
Ihre Struktur<br />
stammt noch<br />
aus der VLN-<br />
Gründerzeit –<br />
vor 38 Jahren“<br />
VLN-Boss Karl Mauer<br />
ich sei querschnittgelähmt“, erinnert er sich.<br />
Sein rechtes Bein ist mehrfach gebrochen, er<br />
verbringt mehrere Wochen im Krankenhaus.<br />
„Mir wurde die Verantwortung in meiner<br />
Position bewusst. Im Mai habe ich die Chefredaktion<br />
abgegeben“, sagt Mauer. Danach ist<br />
er mit Ausnahme seiner restaurierten 1938er<br />
DKW kein Motorrad mehr gefahren.<br />
Langer Boxenstopp bei Opel<br />
Die nächste Tür öffnet sich bei Opel. Dort<br />
heuert er zunächst als Pressechef an, wird später<br />
Direktor Presse und Information. Er<br />
verantwortet große Budgets, genießt die Führungsrolle.<br />
„Im Herzen bin ich immer Journalist<br />
geblieben. Ich habe meine Sekretärinnen<br />
mit Papierbergen auf dem Schreibtisch zur<br />
Verzweiflung gebracht. Und Zahlen sind nicht<br />
mein Ding: Für die Budgetplanung hatte ich<br />
immer meine Leute.“ Zuletzt machte er in der<br />
Europazentrale in Turin Station und pendelte<br />
zwischen Deutschland und Italien. Insgesamt<br />
25 Jahre lang arbeitet er für die Rüsselsheimer.<br />
„Wenn mir das jemand vorhergesagt hätte,<br />
hätte ich ihn ausgelacht“, meint Mauer.<br />
Nach seiner Karriere zieht es ihn wieder<br />
zurück in die Eifel. Dorthin, wo er früher<br />
nach Schulschluss auf den Hang stürmte und<br />
das Training zum 1000-Kilometer-Rennen<br />
verfolgte. Es ist die Ruhe des kleinen Örtchens<br />
Üxheim-Ahütte mit etwas mehr als 600<br />
Einwohnern, die Mauer gefällt. Dort lebt er<br />
gemeinsam mit seinem Hund. Die Zurückgezogenheit<br />
genießt er auch jedes Jahr bei<br />
seinem Mountainbike-Alpencross, wo er fünf<br />
Tage nur mit dem Fahrrad und einem Rucksack<br />
unterwegs ist. „Was immer man aus dem<br />
Büro mitnimmt, am zweiten Tag ist das vergessen.<br />
Die Prioritäten verschieben sich. Es<br />
geht zum Beispiel darum, ob man noch auf<br />
dem richtigen Weg ist und genug trinkt.“<br />
Für Mauer ist es seine Art, Kraft zu schöpfen.<br />
Genauso wie seine Teilnahme am New<br />
York Marathon, den er schon zweimal gelaufen<br />
ist. Nach der Zeit bei Opel gönnte sich<br />
der Vater von zwei erwachsenen Söhnen erst<br />
mal zwei Jahre Pause. „Am Anfang konnte ich<br />
es noch nicht genießen, einfach nur auf einer<br />
Bank zu sitzen und den Sonnenschein zu genießen.<br />
Ich war immer getrieben und gezwungen<br />
– es hat ein bisschen gedauert.“<br />
Über den MSC Adenau kommt er schließlich<br />
zur VLN und hat eine neue Aufgabe.<br />
Zunächst als Geschäftsführer für Medien und<br />
Kommunikation, heute als Geschäftsführer.<br />
Sein Ziel? „Ich will die VLN zukunftsfähig<br />
machen, denn die bisherige Struktur entspricht<br />
der vor 38 Jahren bei der Gründung.<br />
Heute läuft aber vieles anders“, sagt er.<br />
Dass er darüber genau Bescheid weiß,<br />
glaubt man ihm sofort. Mauer ist bei Facebook<br />
aktiv und ließ sich für den guten Zweck<br />
bei der „Ice Bucket Challenge“ sogar einen<br />
Eimer Eiswasser über den Kopf schütten. Die<br />
kalte Dusche erhielt er bei der Siegerehrung<br />
des VLN-6h-Rennens. Mauer schüttelte sich<br />
kurz, lachte und machte flugs Platz für die<br />
Sektdusche. Völlig unaufgeregt eben. ◾<br />
<strong>sport</strong><strong>auto</strong>.de 3/2015 111