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Bild mit Symbolkraft<br />
Rosberg wartet an der<br />
Boxenausfahrt, Vettel<br />
zieht vorbei. Rosberg<br />
prophezeit, dass es<br />
umgekehrt sein wird<br />
MERCEDES HAT EINEN NEUEN MOTOR GEBAUT –<br />
OBWOHL DER ALTE MARKTFÜHRER WAR<br />
gesetzt. Das Team aus Milton Keynes ist keine<br />
Fahrschule. Dafür hat man Toro Rosso.<br />
Auch Mercedes hat einen komplett neuen<br />
Motor gebaut. Er soll je nach Sprachregelung<br />
zwischen 20 und 40 PS stärker sein als das<br />
Vorjahresmodell. „Unser Ziel war es nicht, die<br />
Spitze zu halten, sondern den Vorsprung, den<br />
wir letztes Jahr hatten“, posaunt Technikchef<br />
Paddy Lowe. Beim Auto galt die Devise: Eine<br />
Evolution mit kleinen Revolutionen unter der<br />
Verkleidung. Zum Beispiel das neue Kühlsystem,<br />
das der breiter auslaufende Auspuff dem<br />
Auto aufzwang. Oder die Installation der Antriebsquelle.<br />
„Unser Chefdesigner Aldo Costa<br />
hat da ein kleines Wunder vollbracht. Da<br />
passt kein Blatt mehr zwischen Außenhaut<br />
und die Innereien“, applaudiert Teamchef<br />
Toto Wolff. Insgesamt wirkt der neue Silberpfeil<br />
wie eine Kompaktversion des alten.<br />
Außenminister Niki Lauda treibt dennoch<br />
seine Ingenieure an. „Die anderen holen auf.<br />
Ist ja auch logisch. Wir haben viel weniger<br />
Spielraum, besser zu werden, als unsere Konkurrenz.“<br />
Nico Rosberg warnte: „Ferrari hat<br />
uns die Augen geöffnet.“ Um Lowe und Costa<br />
davon zu überzeugen, wie gut der neue Ferrari<br />
und Red Bull gehen, nahm Lauda seine Obertechniker<br />
mit zum Ortstermin auf der Rennstrecke.<br />
Nico Rosberg und Lewis Hamilton<br />
glänzten nicht mit Bestzeiten, sondern mit<br />
Distanzrekorden. Sie legten an vier Tagen<br />
2285 Kilometer zurück, was 7,4 Renndistanzen<br />
entspricht. Die Gegner waren zu der Zeit<br />
noch damit beschäftigt, ihre neuen Autos kennenzulernen.<br />
McLaren-Teamchef Éric Boullier<br />
sagte neidisch: „Am meisten schreckt mich,<br />
dass Mercedes am ersten Tag schon Boxenstopps<br />
geübt hat. Das zeigt ihr Maß an Selbstbewusstsein.“<br />
Mercedes übt schon Boxenstopps<br />
Lauda fragte seine Ingenieure: „Testen wir hier<br />
für Le Mans?“ Andy Cowell antwortete: „Am<br />
Anfang sind nur Kilometer wichtig. Jeder unserer<br />
Motoren muss dieses Jahr 25 Prozent<br />
länger leben, weil es nur vier statt fünf pro<br />
Fahrer gibt.“ Ganz ohne Defekte kamen auch<br />
die Titelverteidiger nicht über die Distanz.<br />
Hamilton stoppte ein Wasserleck, Rosberg ein<br />
Datenalarm wegen zu hoher Temperaturen.<br />
Der Verzicht auf eine Zeitjagd hatte bei<br />
Mercedes auch politische Gründe: Man wollte<br />
keine schlafenden Hunde wecken. Am 5. Februar<br />
verhandelten die Teams mit Bernie<br />
Ecclestone und der FIA über die Formel 1 der<br />
Zukunft. Mercedes möchte möglichst wenig<br />
ändern. Die Verfolger möglichst viel. Wäre<br />
Mercedes in Jerez erneut in einer eigenen Liga<br />
gefahren, wäre der Wunsch auf die Beerdigung<br />
der Hybrid-Ära noch größer geworden. Am<br />
Ende bekam Mercedes, was man wollte. Es<br />
bleibt beim V6-Turbo mit Hybrid. ◾<br />
Red Bull im Tarnlook<br />
Motorprobleme behinderten<br />
das Testprogramm<br />
<strong>sport</strong><strong>auto</strong>.de 3/2015 145