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sport auto #3

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IMPRESSION MERCEDES-AMG C 63 S / MERCEDES C 43 AMG<br />

ventiler mit Doppelzündung im E 430 und<br />

erfährt durch AMG Saugmotor-Tuning in<br />

klassischer Manier: Einzeln geschmiedete Nocken,<br />

doppelflutiger Ansaugtrakt mit geweitetem<br />

Saugrohr, gegendruckreduzierte Abgasanlage<br />

– das bringt in Summe 306 statt<br />

279 PS und wölbt das um 10 auf 410 Nm<br />

angewachsene Maximalmoment weitflächiger<br />

in die Kraftentfaltung. Entsprechend forsch<br />

legt der 1495 Kilo schwere C 43 ab, zuckt gelegentlich<br />

mal mit den Hinterrädern und<br />

dreht dann nicht übermäßig hastig, aber entschlossen<br />

bis rund 6000/min, wo ihm der<br />

fünfstufige Wandler<strong>auto</strong>mat beim Schalten<br />

für einen recht ausgedehnten Moment den<br />

Kraftfluss abschnürt. Glaubhafte 6,5 Sekunden<br />

auf hundert prophezeit man ihm, Schluss<br />

ist bei politisch korrekten 250 km/h, über die<br />

sich damals noch nicht verhandeln ließ.<br />

Bomber<br />

Im Gegensatz zum Urahn<br />

quillt dem C 63 S die<br />

Potenz überall heraus.<br />

Keramikbremsscheiben<br />

mit 400 mm Durchmesser;<br />

schlanke Performance-Sitze,<br />

die heftige<br />

Abgasanlage und das<br />

vollflexible Fahrdynamik-<br />

Set-up untermauern den<br />

Anspruch<br />

Tarnkappe<br />

Das sachliche Cockpit<br />

und der Haubenstern<br />

verschleiern die 306 PS<br />

eines 4,3-Liter-Saugmotors.<br />

Die Bremsanlage<br />

hinter den urtypischen<br />

17-Zoll-Scheiben wurde<br />

durch Edelstahlstifte<br />

zwischen Scheibe und<br />

Bremstopf auf höhere<br />

Belastung konditioniert<br />

Der Spießer vom Powernhof<br />

Doch es ist nicht nur die nominelle Potenz,<br />

die den besonderen Reiz einer C-Klasse von<br />

AMG ausmacht. Vor allem ist es die Gegensätzlichkeit<br />

der Welten, die sie seit jeher in<br />

sich vereint. Auf der einen Seite die urschwäbische<br />

Auffassung von Mittelklasse: statussymbolisch,<br />

diskret und nicht immer ganz unspießig.<br />

Auf der anderen die – lieb gemeint –<br />

Grobmotoriker vom Powernhof: Motor<strong>sport</strong>ler,<br />

Hightechniker und Benzinblütige, die das,<br />

was sie anfassen, am liebsten so herrichten,<br />

dass für Hutablagen-Wackeldackel ein HANS-<br />

System vorgeschrieben gehört. Im C 55 waren<br />

die beiden Einflusssphären noch recht gleichgewichtet,<br />

seit dem C 63 dominiert ganz klar<br />

AMG, der C 43 hingegen bleibt trotz des<br />

Workouts ganz und gar Mercedes.<br />

Das tiefergelegte Fahrwerk mit verstärkten<br />

Drehstäben und speziellen Gasdruckstoßdämpfern<br />

bringt zwar etwas Straffheit in die<br />

ansonsten eher lockere Beziehung zwischen<br />

Mercedes-Fahrer und Asphalt, dennoch daimlert<br />

man eher mit geringen AMG-Kräften um<br />

Hockenheim. Über der Ideallinie steht die<br />

Sternstandarte, drinnen bemühen sich Bicolorleder,<br />

Verstell-Sitzwangen, weiße Zifferblätter<br />

und auffoliertes Kohlefaserplagiat um<br />

Performance-Flair, während die verwaschene<br />

Kugelumlauf-Lenkung recht unentschlossen<br />

zwischen geplantem, eingeschlagenem und<br />

tatsächlichem Radius hin- und herpendelt.<br />

Wirklich dynamisch ist das nicht, unerotisch<br />

aber ebenso wenig.<br />

Einst Tuner, heute Modell-DNA<br />

Doch nicht nur im Was, auch im Wie und im<br />

Wie viel liegen die beiden AMG am Ende weiter<br />

auseinander, als es der Altersunterschied<br />

von 18 Jahren vermuten lässt. Auch ihre Entstehungsgeschichte<br />

verläuft komplett konträr:<br />

Damals arbeitet AMG als (Haus-)Tuner am<br />

fertigen Produkt, heutzutage sitzt man von<br />

Beginn an der Modellentwicklung bei, sodass<br />

Performancerelevantes schon von vornherein<br />

berücksichtigt werden kann. Kurzum: Statt<br />

ihm nachträglich die Gene zu verändern,<br />

steckt AMG dem 63er schon in der DNA.<br />

30 <strong>sport</strong><strong>auto</strong>.de 3/2015

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