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RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE VORTRÄGE

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Die evangelisch-protestantischen Kirchen - von der russischenKirche brauchen wir hier zunächst nicht zu sprechen, weil sie fürdie mitteleuropäischen Gegenden keine aktuelle Bedeutung hat -haben durch das völlige Abwerfen des Kultus - denn wo er nochvorhanden ist, ist er in eine bloße Symbolik verwandelt - diegesamte religiöse Ausübung heruntergebracht bis zur einzelnenmenschlichen Individualität mit ihrer [subjektiven] Überzeugungvon der Wahrheit von sogenannten «Sätzen». Ich meine damit,daß der einzelne Mensch vor der Gemeinde dasjenige vertritt, waser nach seinem subjektiven Ermessen für wahr halten kann.Dadurch ist erstens der Gemeindebildung insofern entgegengewirkt,als ja in einem solchen subjektiven Fürwahrhalten derAnfang liegt zur Atomisierung der Gemeinschaft. Die Überzeugungender einzelnen Personen werden ganz notwendigerweise,wenn sie innerlich ehrlich und aufrichtig sind, immer eine persönlich-subjektiveFärbung annehmen, und so wird jeder Pastorseine eigene Meinung haben müssen, insbesondere dann, wennseine religiöse Überzeugung in Zusammenhang steht mit einerTheologie, die auf Diskussionen über Sätze über die geistige Welteingeht. Hinzu kommt dann dasjenige, was Sie alle ganz sorgfältig,tief und ernst ins Auge fassen müssen, wenn Sie wirklich zurpraktischen Ausübung der Seelsorge kommen wollen: Sie müssensich darüber klar sein, daß im evangelisch-protestantischen Kirchenreglementheute eigentlich der notwendige Gegensatz zwischendem Laiengläubigen und dem Seelenhirten verschwundenist. Gerade das Verschwinden dieses Gegensatzes wird ja ausgewissen neuzeitlichen Überzeugungen heraus - die aber nur vorübergehendeine Bedeutung haben können - als etwas Vorzüglichesangesehen, aber es kann doch niemals für die Seelsorge einwirklicher Impuls sein. Fast alles, was heute innerhalb der evangelischenGeistlichkeit auftaucht an Diskussionen und Auseinandersetzungenüber das Religiöse, ist so, daß die Geistlichen sosprechen, wie der einfache religiöse Mensch sprechen muß. Gewiß,sie sprechen gebildeter, wissenschaftlicher, aber sie sprechenüber die Anerkennung oder Nichtanerkennung dieses oder jenes

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