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anzeiger des vereins thüringer ornithologen - Verein Thüringer ...

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98 H. Münch: Zum Vorkommen <strong>des</strong> Fichtenkreuzschnabels Loxia c. curvirostra im <strong>Thüringer</strong> Wald<br />

kräftigt durch Funde von ebenfalls im <strong>Thüringer</strong><br />

Wald, aber zwischen 1980 und 1990 beringten<br />

Fichtenkreuzschnäbeln. Diese Bereicherung unserer<br />

Kenntnis verdanke ich Herrn F. H. BAUER in<br />

Eisfeld, der mir Kopien seiner Fundmitteilungen<br />

überließ, die hier eine nähere Betrachtung verdienen.<br />

Von den mit Ringen der Vogelwarte Hiddensee<br />

in der obengenannten Zeitspanne markierten<br />

Kreuzschnäbeln liegen insgesamt 17 Wiederfunde<br />

vor. Von diesen sind 9 Vögel besonders interessant,<br />

da sie nach Imal einem, 2mal 6, 3mal 10,<br />

2mal 14 und Imal sogar 41 (!) Monaten und nur 6<br />

bis 78 km vom Markierungsort entfernt, wiedergefunden<br />

wurden. Dabei lagen die Fundorte<br />

von 8 dieser Vögel ebenfalls im <strong>Thüringer</strong> Wald<br />

und nur von einem im Fichtelgebirge. Von zwei<br />

weiteren Kreuzschnäbeln wurde einer nach 7<br />

Monaten und 196 km entfernt im Nordwesten,<br />

der andere nach 19 Monaten und 265 km entfernt<br />

im Südwesten Deutschlands wiedergefunden.<br />

Die Fundorte der übrigen 6 Vögel lagen 1 mal nach<br />

14 Monaten in Österreich, 2mal nach 4 bzw. 25<br />

Monaten in Italien, Imal nach 11 Monaten in<br />

Finnland, Imal nach 11 Monaten in der Schweiz<br />

und Imal nach 25 Monaten in Spanien.<br />

Von Interesse dürften auch drei im Fichtelgebirge<br />

markierte Kreuzschnäbel sein, von denen<br />

einer nach fünf, der andere nach 22 und der dritte<br />

nach 49 Monaten im <strong>Thüringer</strong> Wald wiedergefunden<br />

·wurden. Die Entfernung betrug jeweils<br />

70, 85 und 115 km.<br />

Von den genannten Ringfunden sind besonders<br />

wichtig die nach 1980 im <strong>Thüringer</strong> Wald<br />

beringten 9 Kreuzschnäbel, welche alle bis auf<br />

eine Ausnahme (Fichtelgebirge) meist nach vielen<br />

Monaten dort auch wiedergefunden wurden<br />

sowie die drei im Fichtelgebirge markierten und<br />

im <strong>Thüringer</strong> Wald nachgewiesenen Vögel,<br />

ebenso der bereits 1971 im <strong>Thüringer</strong> Wald beringte,<br />

dort nach 14 Monaten wieder festgestellte<br />

Kreuzschnabel (Tab. 6, Nr. 3) und schließlich die<br />

bei den 1967 im Harz markierten und im <strong>Thüringer</strong><br />

Wald gefundenen Vögel. Sie sind Belege dafür,<br />

daß diese Kreuzschnäbel mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

mehr oder weniger regelmäßig sowohl<br />

weggezogen als auch wieder heimgekehrt sind<br />

in ihr Herkunftsgebiet, obwohl sie zwischenzeitlich<br />

vielleicht anderswo sogar gebrütet haben.<br />

Dies ist ein deutlicher Hinweis auf eine mögliche<br />

lokale Population <strong>des</strong> <strong>Thüringer</strong> Wal<strong>des</strong>, deren<br />

Areal vielleicht sogar bis zum Harz im Norden<br />

und bis zum Fichtelgebirge im Südosten reicht.<br />

Zu solcher Annahme berechtigen Ringfunde, die<br />

zeigen, daß Kreuzschnäbel vom <strong>Thüringer</strong> Wald<br />

sowohl in das Fichtelgebirge als auch in den Harz<br />

hinüber bzw. umgekehrt von diesen Gebirgen zum<br />

<strong>Thüringer</strong> Wald wandern können. Diese Befunde<br />

stehen im völligen Widerspruch zu der Meinung<br />

von GATTER (1993), wonach es beim Fichtenkreuzschnabel<br />

keine festen Heimatgebiete und<br />

dementsprechend auch »keine lokalen Populationen«<br />

gibt.<br />

Zu den übrigen 6 Wiederfunden der nach 1980<br />

im <strong>Thüringer</strong> Wald beringten Kreuzschnäbel läßt<br />

sich über ihre Herkunft kaum etwas aussagen.<br />

Sie können sowohl heimischen Populationen angehört<br />

haben als auch aus anderen Gebieten gekommen<br />

sein. Lediglich für den in Finnland nachgewiesenen<br />

Vogel darf wohl mit einiger Sicherheit<br />

angenommen werden, daß er nach 11 Monaten<br />

wieder in sein Herkunftsland heimgekehrt war.<br />

Über das Verhalten <strong>des</strong> Fichtenkreuzschnabels<br />

im weitesten Sinne ist in der Literatur bereits viel<br />

und ausführlich berichtet worden, dabei aber<br />

kaum oder überhaupt nicht das Füttern fremder,<br />

also nicht eigener Jungvögel erwähnt. Dies ist jedoch<br />

eine typische Verhaltensweise, wie es das hier<br />

(p. 90 f.) beschriebene Experiment bewiesen hat.<br />

Die Feststellungen über den Lebensraum und<br />

die Ernährungsweise der Kreuzschnäbel im Untersuchungsgebiet<br />

decken sich im wesentlichen<br />

mit entsprechenden Angaben aus anderen<br />

Gegenden Deutschlands (KEßLER 1976, SCHUBERT<br />

1977, NOTHDURFT et al. 1988). Ein besonderes Interesse<br />

galt den Exemplaren von Fichten, die als<br />

»Fraßbäume« bei der Nahrungsaufnahme bevorzugt<br />

wurden. Es zeigte sich, daß solche Bäume<br />

oft den übrigen Bestand überragten, an Rändern,<br />

auf Lichtungen oder ähnlichen Örtlichkeiten<br />

standen. Dadurch erhalten sie mehr Sonne, was<br />

sich wahrscheinlich auf die Menge, den Reifegrad<br />

und die Qualität der Samen günstig auswirkt.<br />

Neben diesen Faktoren spielt vermutlich nicht<br />

selten auch der Zapfentyp eine gewisse Rolle,<br />

da in der Struktur der Zapfenschuppen bei den<br />

verschiedenen Fichtenvarietäten einige Unterschiede<br />

bestehen. Die Bevorzugung bestimmter<br />

Zapfentypen konnte auch BACKHAUS (1961) während<br />

einer Fichtenkreuzschnabel-Invasion in Westfalen<br />

feststellen.<br />

Das ermittelte Geschlechterverhältnis, nach<br />

dem die 0 mit 16,4 % überwiegen, darf wohl als<br />

normal angesehen werden, da es beim Kiefernkreuzschnabel<br />

(MüNcH 1998) wie auch beim<br />

Bindenkreuzschnabel (MüNcH 1980) ähnlich ist.<br />

Im Verhältnis der Rechts- und Linksschläger<br />

hatten die letzteren lediglich einen 0,36 % höheren<br />

Anteil, so daß im allgemeinen wohl eine etwa<br />

gleiche Häufigkeit anzunehmen wäre. Für die

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