anzeiger des vereins thüringer ornithologen - Verein Thüringer ...
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Bezeichnung der Rechts- und Linksschnäbligkeit<br />
bei den Kreuzschnäbeln wird heute allgemein in<br />
der Wissenschaft die Richtung angegeben, in<br />
der die Unterschnabelspitze am Oberschnabel<br />
vorbei gewachsen ist (s. auch GLUTZ VON BLOTZ<br />
HEIM & BAUER 1997). Da dies aber nicht beachtet<br />
und die Richtung <strong>des</strong> Oberschnabels registriert<br />
wurde, müssen für Vergleichszwecke bei den<br />
diesbezüglichen Angaben über den Fichtenkreuzschnabel<br />
im <strong>Thüringer</strong> Wald von ROST &<br />
MICHEL (1998) die Bezeichnungen rechts als links<br />
und umgekehrt betrachtet werden. Danach sind<br />
die Linksschläger mit 52 % um 4 % stärker vertreten<br />
gewesen als die Rechtsschläger. Nach dem<br />
statistischen Material von WEBER (1971/72) -<br />
ebenfalls nach Umkehrung der Bezeichnungen -<br />
waren bei verschiedenen Untersuchungen in Mecklenburg<br />
die Linksschläger sogar 11 bzw. 13 %, in<br />
mitteleuropäischen Gebirgen dagegen nur 0,62 %<br />
zahlreicher als die Rechtsschläger.<br />
Die 274 0' im 1. Jahreskleid waren außerordentlich<br />
verschieden gefärbt. Ihr Kleingefieder<br />
variierte zwischen einer fast rein gelben und einer<br />
fast rein roten Färbung in allen erdenklichen<br />
Übergängen und zeigte dadurch eine mannigfaltige<br />
Fleckung, die bald mehr zu Gelb, bald mehr<br />
zu Rot neigte (Tab. 7). Diese im <strong>Thüringer</strong> Wald<br />
festgestellte Verteilung der Färbungstypen fand<br />
in ähnlicher Zusammensetzung auch WEBER<br />
(1953) in anderen Gebirgen Mitteleuropas.<br />
Eine mehr einheitliche Färbung zeigten die 227<br />
0' im Adultkleid. Ihre Hauptfarbe war ein fast<br />
reines oder vorwiegen<strong>des</strong> Rot und nur 6,6 %<br />
insgesamt hatten ein gelbes bzw. gelbrotes Gefieder<br />
(Tab. 8). Interessant ist, daß auch WEBER<br />
(1971/72) zwischen 1935 und 1948 in verschiedenen<br />
mitteleuropäischen Gebirgen, hauptsächlich<br />
Nord- und Ostbayerns, 177 adulte 0' <strong>des</strong><br />
Fichtenkreuzschnabels untersuchen und dabei<br />
ein ähnliches Farbenverhältnis finden konnte.<br />
Derselbe Autor hat in den 1960er Jahren in Mecklenburg<br />
an 578 gefangenen adulten 0' festgestellt,<br />
daß 59 % ein völlig rotes, 37 % ein rotgelb<br />
geflecktes und 4 % ein völlig gelbes Gefieder trugen.<br />
Hier ist allerdings zu berücksichtigen, daß<br />
es sich dabei ausschließlich um Durchzügler und<br />
wahrscheinlich östlich beheimatete Fichtenkreuzschnäbel<br />
gehandelt hat.<br />
Von neueren diesbezüglichen Beobachtungen<br />
aus dem <strong>Thüringer</strong> Wald berichtet ROST (1995).<br />
Er hat von Ende Dezember 1992 bis Anfang April<br />
1993 mit einem Spektiv 11 singende 0' auf die<br />
Gefiederfärbung kontrolliert, diese bei 6 Vögeln<br />
als völlig gelb, bei den anderen fünf als gelbrot<br />
gefleckt festgestellt und nimmt an, daß wenig-<br />
Anz. Ver. Thüring. Ornithol. 4 (2000) 99<br />
stens ein Teil dieser 0' Altvögel waren. Der Autor<br />
erwähnt auch von seinem Gewährsmann J. MI<br />
CHEL, »daß Wildvogelfänger und Beringer aus<br />
dem hohen <strong>Thüringer</strong> Wald ebenfalls von Jahren<br />
mit fast ausschließlich gelben Männchen berichten.«<br />
Dies ist unklar und irreführend, denn dabei<br />
kann es sich mit Sicherheit niemals um adulte<br />
Vögel gehandelt haben. Wie ich von J. MICHEL<br />
(1997 münd!.) erfuhr, hat er bei seiner Beringungstätigkeit<br />
nicht untersucht, ob die gefangenen<br />
männlichen Fichtenkreuzschnäbel erste Jahreskleider<br />
oder Adultkleider trugen, sondern sie<br />
nur allgemein als 0' registriert.<br />
Von den vier Fichtenkreuzschnäbeln mit individuellen<br />
Aberrationen zeigt ein 0' zwei weiße<br />
Binden auf den Flügeln (Abb. 5), eine Erscheinung,<br />
die nur aus dem westpaläarktischen Gebiet<br />
bekannt ist. Jahrzehntelange Untersuchungen an<br />
Fangplätzen im <strong>Thüringer</strong> Wald und in anderen<br />
Gebieten Mitteleuropas ergaben, daß oft jahrelang<br />
überhaupt kein aberrantes Exemplar im<br />
Adultkleid - nur in diesem läßt sich mit Sicherheit<br />
die Abweichung erkennen - erschien und unter<br />
1000 gefangenen Fichtenkreuzschnäbeln im Durchschnitt<br />
ein solcher Vogel (0,1 %) zu finden war.<br />
Abweichungen in der Gefiederfärbung, die auf<br />
abnormen Pigmentmangel zurückzuführen sind<br />
(Weißlinge), treten bei L. curvirostra verhältnismäßig<br />
selten auf. Ein völlig weißes Exemplar<br />
(Totalalbino) habe ich nie gefunden und ist mir<br />
aus der Literatur nicht bekannt. Ein