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anzeiger des vereins thüringer ornithologen - Verein Thüringer ...

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96 H. Münch: Zum Vorkommen <strong>des</strong> Fichtenkreuzschnabels Loxia c. curvirostra im <strong>Thüringer</strong> Wald<br />

älteren Periode, die Zeit von 1702 bis 1935 betreffend,<br />

kaum etwas beitragen, denn sie sind meist<br />

sehr allgemein gehalten oder beziehen sich nur<br />

auf einzelne Gebiete und bestimmte Jahre.<br />

Erst die jahrzehntelangen Erhebungen von<br />

1936 bis 1975 erbrachten den Nachweis, daß der<br />

Fichtenkreuzschnabel im Untersuchungsgebiet<br />

in jedem Jahr auftrat, die Zeit und Dauer seines<br />

Vorkommens aber sehr unterschiedlich waren.<br />

Zwar ist er zeitweise nur spärlich und an wenigen<br />

Orten festgestellt worden, ein völliges Fehlen in<br />

einem Zeitraum von einem oder gar mehreren<br />

Jahren - wie bisher allgemein angenommen - gab<br />

es jedoch nicht. In den 40 Jahren der Untersuchungen<br />

im 6212 km2 großen Gebiet betrug die<br />

längste Zeit seines Fehlens nur Imal 7, sonst fünf<br />

oder weniger Monate. Dabei ist zu bedenken, daß<br />

er in einzelnen Monaten, aus denen keine Beobachtungen<br />

vorliegen, nicht unbedingt gefehlt<br />

haben muß.<br />

Andererseits dauerte im Vorland und/oder Gebirge<br />

seine Anwesenheit alljährlich mehrere Monate,<br />

wenn auch mit Unterbrechungen und reichte<br />

öfters bis ins nachfolgende Jahr hinein, so daß<br />

dann Aufenthaltszeiten bis zu 15 Monaten registriert<br />

wurden (Tab. 2). Ein ganzjähriges Vorkommen,<br />

d. h. ständiges Auftreten während eines gesamten<br />

Kalenderjahres konnte keinmal festgestellt<br />

werden. In den Jahren 1964 und 1965 betrug<br />

die Dauer seiner Anwesenheit jeweils maximal 1 1<br />

Monate.<br />

Die besonders lang andauernden Vorkommen<br />

waren meist auf einzelne, bestimmte Waldgebiete<br />

beschränkt und lagen vor allem in den Gebirgsregionen.<br />

Dies erscheint nicht verwunderlich,<br />

denn die dortigen großflächigen Fichtenwälder<br />

mit ihren Zapfenerträgen bildeten dafür den entscheidenden<br />

nahrungsökologischen Faktor. Die<br />

Verteilung der Nachweise auf den Jahresablauf<br />

zeigt, daß er in den Monaten März, Mai, Juni,<br />

Juli, September und Oktober am regelmäßigsten<br />

angetroffen wurde, deren einzelnen Frequenzen<br />

sich aber nur gering unterscheiden (Abb. 2). Erwähnt<br />

sei noch, daß im <strong>Thüringer</strong> Wald auch in<br />

neuerer Zeit in einem etwa 800 ha großen, im<br />

Gebirge gelegenen Forstrevier ein 13 Monate<br />

lang andauern<strong>des</strong> Vorkommen von April 1992 bis<br />

April 1993 beobachtet werden konnte (ROST 1995).<br />

Es dürfte von Interesse sein, die Ergebnisse<br />

der Untersuchungsperiode im <strong>Thüringer</strong> Wald<br />

mit den Verhältnissen in verschiedenen anderen<br />

Gebieten Deutschlands, wo ebenfalls vor Jahrzehnten<br />

Erhebungen zum Vorkommen <strong>des</strong> Fichtenkreuzschnabels<br />

durchgeführt wurden, zu vergleichen.<br />

Im Norden ist er im Harz auf einer etwa<br />

850 km2 großen Fläche von 1948 bis 1987 bis auf<br />

eine Ausnahme alljährlich, vor allem in Höhenlagen<br />

von über 500 m Ü. NN und gelegentlich mit<br />

längeren, 7 bis 20 Monaten dauernden Aufenthalt<br />

nachgewiesen worden. Jahreszeitlich war sein<br />

Vorkommen von Mai bis September regelmäßiger<br />

als in den übrigen Monaten (NoTHDURFf et al. 1988).<br />

Im Süden wurden im bayerischen Alpenraum,<br />

dem Werdenfelser Land, auf einem bis zu 1440<br />

km2 großen Gebiet von 1966 bis 1972 regelmäßig<br />

Kontrollen durchgeführt. Dort war der Fichtenkreuzschnabel<br />

vermutlich immer anwesend, wenn<br />

auch in unterschiedlicher Zahl, denn als Zeiten<br />

<strong>des</strong> Fehlens sind lediglich 9mal je ein und 3mal je<br />

zwei Monate festgestellt worden. Im mehrjährigen<br />

Mittel trat er am regelmäßigsten im 2. und 3. Quartal,<br />

teils auch im Oktober auf. Die Aufenthaltsdauer<br />

betrug 1 mal vier, 1 mal 11 und 2m al 13 Monate,<br />

wobei der Schwerpunkt der Verbreitung in<br />

der subalpinen Stufe lag (BEZZEL 1972, BEZZEL &<br />

LECHNER 1978).<br />

Im nordwestdeutschen Flachland wurde im<br />

Bezirk Oldenburg in einem Waldgebiet von 575<br />

ha das Vorkommen <strong>des</strong> Fichtenkreuzschnabels<br />

von 1962 bis 1975 registriert. Dabei konnte seine<br />

Anwesenheit fast alljährlich festgestellt werden,<br />

nur im Kalenderjahr 1965 fehlte er vollständig.<br />

Die Aufenthaltsdauer betrug fast immer mehrere<br />

Monate, am längsten 2mal 8, Imal 9 und Imal 16<br />

Monate. Aufgetreten ist er zu allen Jahreszeiten,<br />

deutlich seltener aber von März bis Juni (KEßLER<br />

1976).<br />

Diese Angaben über den Fichtenkreuzschnabel<br />

aus verschiedenen deutschen Gebieten zeigen<br />

im Vergleich mit den Feststellungen im <strong>Thüringer</strong><br />

Wald und seinem Vorland keine wesentlichen<br />

Unterschiede in Bezug auf das jährliche<br />

Vorkommen, die Dauer <strong>des</strong> Aufenthaltes sowie<br />

die Höhenverbreitung im Harz und Alpenraum.<br />

In diesen beiden Gebieten ist auch das jahreszeitliche<br />

Auftreten im allgemeinen ähnlich wie im<br />

<strong>Thüringer</strong> Wald, davon abweichend aber im Bezirk<br />

Oldenburg. Die Ursache für diesen Unterschied<br />

könnten möglicherweise die geographische<br />

Lage, die nahrungs ökologischen und verschiedene<br />

andere Verhältnisse sein.<br />

Von den 47 Brutnachweisen fallen 29 auf Nester,<br />

die mit drei Ausnahmen alle auf Fichten<br />

standen. Die beiden auf Waldkiefern gefundenen<br />

Brutstätten befanden sich in mit Fichten vermischten<br />

Beständen, in denen allerdings die Kiefer<br />

vorherrschte. Die Weißtanne, auf der das Nest<br />

direkt am Stamm gebaut war, stand in einem<br />

größeren Forstbezirk, der zu 75 % mit Fichten<br />

und 25 % Tanne bestockt war.

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