anzeiger des vereins thüringer ornithologen - Verein Thüringer ...
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Anz. Ver. Thüring. Ornithol. 4, 119-120 Mai 2000<br />
KURZE MITTEILUNG<br />
Hybridisation zwischen Schnatterente Anas strepera und Stockente Anas platyrhynchos*<br />
Erfolgreiche Bruten zwischen verschiedenen Entenarten<br />
kommen auch in freier Natur vor (KOLBE<br />
1984, RUTSCHKE 1989, RANDLER 1998). Allerdings<br />
sind einige Kombinationen recht selten, und oft<br />
ist es nicht leicht, bei Hybriden die Artzugehörigkeit<br />
der Elterntiere zu ermitteln. Auch gibt es<br />
erst in letzter Zeit in Bestimmungsbüchern (SVEN<br />
SON et al. 1999; HARRIS et al. 1991) für einige<br />
Hybridkombinationen (meist von Tauchentenarten)<br />
Abildungen, die bei der Ermittlung der<br />
Elternarten eine Hilfe sein können. Unter den<br />
Bedingungen der Gefangenschaft sind zwar einige<br />
Kombinationen der Hybridisierung naturgemäß<br />
häufiger, aber meist handelt es sich dabei<br />
um attraktive Arten, zu denen gerade die Schnatterente<br />
nicht gehört. So mag es wohl begründet<br />
sein, daß Nachweise von Hybridisationen der<br />
Schnatterente mit anderen Entenarten nur sehr<br />
selten bekannt und veröffentlicht wurden.<br />
Angeregt durch einen Aufruf von RANDLER<br />
ging der Autor dieses Berichtes einer ursprünglich<br />
nur wenig beachteten besonderen Beobachtung<br />
nach. Die Intensivierung gezielter Beobachtungen<br />
und die Auswertung von Beobachtungen<br />
aus den vergangenen Jahren ergab schließlich,<br />
daß auf den Fischteichen bei Neuendambach<br />
(Landkreis Hildburghausen) im Jahr 1998 mit sehr<br />
hoher Wahrscheinlichkeit eine erfolgreiche Brut<br />
zwischen einem Schatterentenerpel und einem<br />
Stockentenweibchen stattgefunden hat.<br />
Nachdem im Winter 1998/99 erst ein und später<br />
zwei Hybriderpel registriert wurden, konnten im<br />
Herbst 1999 auch drei weibliche Hybriden gleichzeitig<br />
mit den zwei Erpeln auf demselben Gewässer<br />
in Gesellschaft von bis zu 250 Stockenten ermittelt<br />
werden. Aus der Mischbrut überlebten also offensichtlich<br />
min<strong>des</strong>tens 5 Vögel das erste Lebensjahr.<br />
Als Beobachter wurden die Herren Volker<br />
CREUTZBURG, Thomas HAAsE, Siegfried SCHMIDT<br />
und Hans-Joachim SEEBER hinzugezogen.<br />
Beobachtungsumstände und örtliche<br />
Bedingungen<br />
Die erste Beobachtung eines auffallend abweichend<br />
gefärbten Erpels erfolgte am 22. November<br />
1998 durch A. KURz und H.-J. SEEBER. Wenige<br />
Wochen danach stellte ersterer fest, daß es zwei<br />
in gleicher Weise abweichend gefärbte Erpel waren.<br />
Sie verbrachten den gesamten Winter auf dem Stausee<br />
Ratscher bei Schleusingen mit 100 bis 250<br />
Stockenten. Gleichzeitig hielt sich im Winter 1998/<br />
99, wie in den beiden Wintern zuvor, ein einzelner<br />
Schnatterentenerpel zwischen den Stockenten auf.<br />
Im Frühjahr und Herbst 1999 wurden die Hybriderpel<br />
auf den etwa 5 km entfernten Teichen bei<br />
Neuendambach regelmäßig registriert. Auch der<br />
Schnatterentenerpel wechselte, sobald die Eisdekke<br />
auf den Teichen bei Neuendambach geschmolzen<br />
war, wieder auf diese Teiche und wurde dort<br />
erneut mit einer Stockente verpaart gesehen.<br />
Bereits in den Wintern 1996/97 und 1997/98 war<br />
am Stausee Ratscher das Überwintern eines einzelnen<br />
Schnatterentenerpels aufgefallen. Ebenso<br />
wurde in diesen Jahren jeweils im Sommer ein<br />
Erpel auf den Neuendambacher Teichen festgestellt.<br />
Sowohl die Überwinterung, als auch die<br />
Übersommerung von Schnatterenten ist in dieser<br />
Region ungewöhnlich. In Südthüringen wurde bisher<br />
keine Brut der Schnatterente nachgewiesen<br />
(SCHMIDT 1981). Während der Brutbestandserfassung<br />
von Entenarten in Thüringen 1998 wurde<br />
die Schnatterente in nur wenigen Paaren an Gewässern<br />
im Kreis Altenburg, an der Grenze zu<br />
Sachsen, registriert (ROST 1999). Es ist davon auszugehen,<br />
daß sich auf den Neuendambacher<br />
Teichen kein Schnatterentenweibchen gleichzeitig<br />
mit dem Erpel über die Brutzeit hinweg aufhielt.<br />
Dies entspricht der Situation, in der am Rande<br />
bzw. außerhalb <strong>des</strong> Brutareals der Art die Wahrscheinlichkeit<br />
der Hybridisierung relativ größer ist,<br />
als im eigentlichen Brutgebiet. Für den Schnatterentenerpel<br />
war hier wohl wegen Partnermangels<br />
nur die Paarung mit einer Stockente möglich.<br />
Welches die Gründe für den Daueraufenthalt<br />
dieses Erpels fernab anderer Brutplätze der Art<br />
sind, ist nicht bekannt. Die Feststellung von HILDE<br />
BRANDT (1919), daß überwinternde Schnatterenten<br />
in Thüringen in der Regel irgend welche Verletzungen<br />
zeigten, kann im vorliegenden Fall nicht<br />
bestätigt werden. Eindeutig nachgewiesen ist,<br />
daß dieser Erpel flugfähig war. Letztmalig wurde<br />
im Herbst 1999 ein einzelner Schnatterentenerpel<br />
auf dem Stausee Ratscher am 23. November<br />
registriert. Eine Überwinterung der Hybriden auf<br />
diesem Gewässer fand 1999/2000 nicht statt.<br />
* Von Dr.-Ing. Alfons Kurz, Häfenersberg 61, D-98553 Schleusingen