anzeiger des vereins thüringer ornithologen - Verein Thüringer ...
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104 G. Grün & R. Bellstedt: Neuere Beiträge zur Avifauna <strong>des</strong> Herbslebener Teichgebietes in Thüringen<br />
nale Wasservogelzählung einbezogen, die Erfassungen<br />
im Januar, März und November nimmt<br />
Karlheinz ULBRICHT vor. Vogelberingungen erfolgen<br />
in wechselnder Intensität seit Mitte der 1970er<br />
Jahre, in letzter Zeit besonders bei Graureiher<br />
Nestlingen und Uferschwalben durch Ronald<br />
BELLSTEDT und Adrian GUNDEL. Die erste zusammenfassende<br />
Darstellung der Avifauna findet<br />
sich in dem Schutzwürdigkeitsgutachten von<br />
BELLSTEDT (1992). Zwei Jahre später erfolgte in<br />
dieser Zeitschrift eine ausführlichere Publikation<br />
zu den Brutvögeln (BELLSTEDT & FAULSTICH-WAR<br />
NEYER 1994), der weitere Angaben zum Gebiet<br />
entnommen werden können.<br />
Nachdem sich in letzter Zeit einige Veränderungen<br />
bei den Brutvögeln angedeutet haben,<br />
wurde ab 1997 eine weitere avifaunistische Bearbeitung<br />
für ein Ergänzungsgutachten vorgenommen<br />
(GRÜN 1998). In Vorbereitung <strong>des</strong> Genehmigungsverfahrens<br />
für das geplante NSG bestand<br />
auch Bedarf an fundierten Aussagen zu seiner<br />
Bedeutung als Rast- und Überwinterungsgebiet.<br />
Neben einer kritischen Sichtung <strong>des</strong> bisher vorliegenden<br />
älteren Datenmaterials wurden die Mitteilungen<br />
von mehr als 20 Vogel beobachtern aus<br />
11 0 Beobachtungstagen im Zeitraum 1993 bis<br />
1998 aufgearbeitet, hinzu kamen noch einige<br />
Daten von 1999. Von April bis Juni 1998 nahmen<br />
G. GRÜN und I. KÄDING eine Bestandsaufnahme<br />
der Brutvögel auf einer repräsentativen Teilfläche<br />
<strong>des</strong> 106,8 ha umfassenden geplanten NSG vor<br />
(GRÜN 1998).<br />
Der folgende Beitrag schließt zeitlich an die Arbeit<br />
von BELLSTEDT & FAULSTICH-W ARNEYER (1994) an, von<br />
der wir eine Reihe von Angaben übernommen und,<br />
soweit erforderlich, korrigiert haben. Für die freundliche<br />
Überlassung ihrer neueren Beobachtungsdaten und<br />
mancherlei Hilfe sei an dieser Stelle besonders den<br />
Herren Joachim ALLERT, Andreas DORFMANN, lngo<br />
ECKHARDT, Bernd FRIEDRICH, Adrian GUNDEL, Jürgen<br />
HEYER, lngo KÄDING, Fritz KÄMKE, Christoph LEHMANN,<br />
Günter MAuFF, Karsten MEIER, Axel MÖRsTEDT,<br />
Manfred OXFORT, Lutz REIßLAND, Fred ROST, Reinhard<br />
STOLLBERG, Karlheinz ULBRICHT und Dr. Ralf WEISE<br />
herzlich gedankt.<br />
2. Brutvögel<br />
2.1. Ergebnisse der Bestandsaufnahme von 1998<br />
2.1.1. Charakterisierung der Kontrollfläche<br />
Die ca. 52 ha große Kontrollfläche erstreckt sich nördlich<br />
<strong>des</strong> Betonplattenweges bis hin zur Feldgrenze und<br />
schließt die ehemalige Mülldeponie mit ein (Abb. I).<br />
Die darin befindlichen fünf landläufig als » Teiche«<br />
bezeichneten, bis zu 3,5 m tiefen Standgewässer werden<br />
größtenteils von Gehölzstreifen sowie streckenweise<br />
von schmalen Gras- und Staudenfluren gesäumt (Abb.<br />
2). Große Teile der Fläche sind von SchilfPhragmites<br />
australis mit einem hohen Anteil Landröhricht bedeckt<br />
(Abb. 3). Am nördlichen Rand verläuft ein Entwässerungsgraben,<br />
im Westteil befinden sich neben zwei<br />
kleinen Wiesen die größtenteils von RuderalgeseIlschaften<br />
bedeckten Ablagerungen von Müll, Schutt<br />
und Erdaushub. Die offenen Wasserflächen machen<br />
zusammen etwa l l ha aus. Südlich grenzen drei weitere<br />
Teiche, Gehölze und eine offene Kalksand-Abbaugrube<br />
an (Abb. 4), vor der eine von schütterer Vegetation bedeckte,<br />
stellenweise wechselfeuchte Rohbodenfläche<br />
liegt. In der Nähe befindet sich ein zum geplanten NSG<br />
gehörender ca. 11 ha großer Pappelforst, in dem aus<br />
Zeitgründen keine Zählungen vorgenommen wurden.<br />
Südlich vom Teichgebiet verläuft die Unstrut mit ihren<br />
von Wiesen bedeckten Uferböschungen (Abb. 5). Die<br />
weitere Umgebung ist größtenteils offene Feldflur mit<br />
Pappelreihen.<br />
2.1.2. Erfassungsmethode<br />
Die quantitative Erfassung der Brutvögel durch G.<br />
GRÜN und I. KÄDING wurde nach der von BIBBY et al.<br />
(1995) beschriebenen Revierkartierungsmethode vorgenommen.<br />
Geländebedingt lag die Erfassungsbreite<br />
teilweise über 200 m, so daß bei einigen Arten ein Teil<br />
der Brutpaare der Zählung entgangen sein dürfte.<br />
Als Min<strong>des</strong>tzahl der Begehungen bei Siedlungsdichte-Untersuchungen<br />
geben FLADE (1994) und GNIELKA<br />
(1994) sechs an. Die Kontrollfläche wurde demgemäß<br />
am 18. 4., l. 5., 17. 5., 3. 6., 13. 6. und 20. 6. 1998 jeweils<br />
vonnittags ca. 5 Stunden begangen. Die Erfassung<br />
von Zwergtaucher, Teichhuhn und Wasserralle erfolgte<br />
mit einem genehmigten Klangattrappen-Einsatz. Alle<br />
auf ein Brutvorkommen hinweisenden Beobachtungen<br />
wurden in mitgeführte Feldkarten eingetragen. Für die<br />
Auswertung haben wir bei revierbildenden Arten im<br />
allgemeinen zwei aufeinanderfolgende Feststellungen<br />
von revieranzeigenden Merkmalen oder von Paaren an<br />
gleicher Stelle als ein Brutpaar gewertet, nur beim<br />
Sumpfrohrsänger wurde die Höchstzahl der singenden<br />
Männchen im Juni als Brutpaarzahl angenommen. Bei<br />
Rotkehlchen und Feldschwirl haben wir die nach Mitte<br />
Mai nicht mehr registrierten Vögel als Durchzügler<br />
eingestuft. Die hier angegebenen Bestandszahlen sind<br />
größtenteils aus den kartierten Gesangsrevieren abgeleitet.<br />
2.1.3. Ergebnisse<br />
Bei 55 der insgesamt 65 festgestellten Arten kann<br />
man nach den Erhebungen von einem Brutvorkommen<br />
(zumin<strong>des</strong>t mit Brutversuch) ausgehen<br />
(Tab. 1). Bei den anderen handelt es sich sehr<br />
wahrscheinlich um Durchzügler, Sommergäste<br />
oder Nahrungsgäste.