anzeiger des vereins thüringer ornithologen - Verein Thüringer ...
anzeiger des vereins thüringer ornithologen - Verein Thüringer ...
anzeiger des vereins thüringer ornithologen - Verein Thüringer ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
stellen (PÄTZOLD 1971): Erste Erwähnung in der<br />
Mitte <strong>des</strong> 13. Jh.; verstärkte Ausbreitung im 16.<br />
Jh.; Rückgang im kühleren 17. Jh.; erneuter Bestandsanstieg<br />
mit Arealerweiterung im 18. Jh.;<br />
Höhepunkt der Bestandsentwicklung und weitere<br />
Ausbreitung im 19. Jh.; Verringerung der Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />
und Stagnation zu Beginn<br />
<strong>des</strong> 20. Jh.; Rückgang seit dem Ersten Weltkrieg;<br />
deutliche, aber nur kurzzeitige Erholung<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg; ab etwa 1960 einsetzender<br />
Bestandsschwund in großen Teilen<br />
Mitteleuropas, wobei der Zeitpunkt <strong>des</strong> einsetzenden<br />
Rückgangs uneinheitlich war und selten<br />
genau erfaßt wurde. Hinweise darauf liegen aber<br />
aus vielen Gebieten vor: z. B. Rheinland - seit Anfang<br />
der 60er Jahre (MILDENBERGER 1984), Wolfsburger<br />
Raum - 70er Jahre (FLADE & JEBRAM 1995),<br />
Bayern - Ende der 70er Jahre (WÜST 1986),<br />
Sachsen - seit 1960 (PÄTZOLD et al. 1998), Berlin<br />
(West) - seit etwa 1975 (Ornithologische Arbeitsgruppe<br />
Berlin,West, 1990), Bremen - seit 1985<br />
(SEITZ & DALLMANN 1992). Darüberhinaus gehen<br />
in vielen europäischen Ländern die Bestände dramatisch<br />
zurück (Übersicht bei BAuER & BERTHOLD<br />
1996) und sind z. B. in der Schweiz (seit 1994)<br />
schon völlig erloschen. Die Art brütet in Österreich<br />
nur noch in der Steiermark (RIEDER & Au<br />
BRECHT 1994; SACKL & SAMWALD 1997). In den Niederlanden<br />
ging der Bestand von 3000-5000 BP<br />
in den Jahren 1973-1977 auf 400-500 im Jahr 1991<br />
zurück (GORBAN & RANNER 1997).<br />
4. Die Entwicklung der Haubenlerchenbestände<br />
in Thüringen bis 1999<br />
4.1. Erster Hinweis bis zur Mitte <strong>des</strong><br />
19. Jahrhunderts<br />
Den ersten Hinweis auf das Brüten der Haubenlerche<br />
in Thüringen liefert J. F. V. BEULWITZ in<br />
seinem Verzeichnis gesammelter Vogeleier um<br />
1770 aus dem Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt<br />
(MEY 1992). Es gibt Anlaß zu der Vermutung,<br />
daß dieser Nachweis in der damaligen Schwarzburg-Rudolstädter<br />
Unterherrschaft Frankenhausen<br />
und somit in der Gegend um den Kyffhäuser<br />
erbracht wurde. Diese Landschaft gehört mit nur<br />
450 mm Jahresniederschlag sowie Januartemperaturen<br />
von - 0,3°C und Julitemperaturen um 18°C<br />
zu den trockensten und wärmsten in ganz Mittele<br />
uropa (KUGLER 1967). Etwa zeitgleich erwähnt<br />
auch RÜLING (1786) die Haubenlerche aus dem<br />
nördlich angrenzenden Gebiet im »Verzeichnis<br />
aller wilden Thiere auf dem Harze«, wenngleich<br />
Anz. Ver. Thüring. Ornithol. 4 (2000) 61<br />
daraus nicht ersichtlich ist, ob sie dort auch brütete.<br />
Wahrscheinlich war die Haubenlerche bereits<br />
schon vor der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert<br />
an mehreren Stellen im klimatisch begünstigten<br />
<strong>Thüringer</strong> Becken heimisch. BREHM (1830)<br />
fand sie in den Jahren 1805 und 1806 bei Vehra,<br />
etwa 18 km nördlich von Erfurt, im zentralen <strong>Thüringer</strong><br />
Becken. Dies war, wenngleich nicht besonders<br />
erwähnt, zur Brutzeit, denn ihm fielen neben<br />
den Haubenlerchen die dort ebenfalls vorkommenden<br />
Schafstelzen auf. Später (1841) vermerkt<br />
er, daß er sie »im May an der Unstrut« fand. Seine<br />
nachfolgenden Angaben sind widersprüchlich<br />
oder mißverständlich: Während er 1830 schreibt:<br />
»Ich hatte diese Vögel schon in den Jahren 1805<br />
und 1806 an der Unstrut bey Vehra, 6 Stunden<br />
unter Langensalza beobachtet, ... allein bis zu den<br />
Jahren 1813 war keine ... von Jena bis Gotha zur<br />
Brutzeit zu sehen, ob sie gleich schon seit langer<br />
Zeit bey Gotha, Erfurt, Weimar und Jena überwintern«<br />
heißt es später (BREHM 1841): »Im Jahre<br />
1805 war diese Haubenlerche [die von BREHM als<br />
eine von 7 Subspecies beschriebene Galerida cristata<br />
- H. G.] an der Unstrut 6 Stunden von<br />
Langensalza abwärts, im Jahre 1807., 1808. und<br />
1809. traf ich sie zwischen Weimar und Erfurt, 1<br />
Stunde von letzterer Stadt zur Brutzeit an«. BREHM<br />
(1830) erläutert in dem zitierten Absatz das »Fortrücken«<br />
von Vogelarten, so daß möglicherweise<br />
unter »von Jena bis Gotha« eine gedachte geographische<br />
Linie zu verstehen ist, die dann deutlich<br />
südlich von Erfurt-Weimar liegt. Allerdings<br />
kann sein Zusatz » ... seit langer Zeit bey Gotha,<br />
Erfurt, Weimar und Jena überwintern ... « Zweifel<br />
an dieser Deutung nicht völlig beseitigen.<br />
Auf letztere Beobachtungen gehen HILDEBRANDT<br />
& SEMMLER (1975) mit keinem Wort ein, obwohl<br />
sie die Brehm-Quelle von 1841 (allerdings mit<br />
falscher Spalten angabe) erwähnen. Bei RÖNICKE<br />
(1986) fehlt selbst ein Hinweis auf die Beobachtungen<br />
von 1805 und 1806, und er verlegt die<br />
erste Beobachtung zur Brutzeit gar auf das Jahr<br />
1821. Dies jedoch ist auf jeden Fall unzutreffend.<br />
Ebenso die Vermutung, die Haubenlerche sei » erst<br />
mit den Russen 1813 eingeschleppt, wie Liebe<br />
dreimal dem Volksmund nacherzählt« (H.-D.<br />
HAEMMERLEIN briefl.). Aus der ersten Hälfte <strong>des</strong><br />
19. Jh. erwähnt BREHM (1830, 1841) die Haubenlerche<br />
aus einer Reihe weiterer Orte. Darunter sind<br />
auch Beobachtungen zur Brutzeit: Im Sommer<br />
1821 zwischen Erfurt und Gotha, im Juni 1827 zwei<br />
Paare bei Wandersleben, Ende Mai 1830 » auf den<br />
Dächern der Vorstadt von Neustadt an der Orla«.<br />
Zur Mitte <strong>des</strong> 19. Jh. war die Haubenlerche bei