anzeiger des vereins thüringer ornithologen - Verein Thüringer ...
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120 A. Kurz: Hybridisation Anas strepera x Anas platyrhynchos<br />
Beschreibung der Hybriden<br />
0: Größe und Gesamterscheinung erinnern an<br />
einen Stockentenerpel. Augenfällig ist, daß sowohl<br />
der weiße Halsring, als auch die Erpellocke<br />
fehlen. Zwar sind Kopf und Hals flaschengrün<br />
wie beim Stockentenerpel, aber zwei gelbbraune,<br />
durch einen dünnen dunklen Strich getrennte<br />
Backenflecken bildeten einen markanten Unterschied.<br />
Der Schnabel ist durchgehend dunkelgrau<br />
mit helleren schmalen Streifen am Schnabelrand.<br />
Die Brust ist nur schwach bräunlich auf<br />
grauem Untergrund gefärbt. Es fehlt die dunkelbraune<br />
Brust <strong>des</strong> Stockentenerpels mit ihrer scharf<br />
gezeichneten Begrenzung. Der Übergang von der<br />
zart braun überhauchten Brust zum insgesamt einheitlich<br />
grauen Körper ist fließend. Der schwarze<br />
Steiß entspricht dem <strong>des</strong> Schnatterentenerpels.<br />
Der helle Rand <strong>des</strong> Schwanzes ist deutlich schmaler<br />
als beim Stockentenerpel. Der Flügelspiegel ist<br />
zweigeteilt in ein weißes inneres und ein grünes<br />
äußeres Feld, das schwarz umrandet ist. Die weiße<br />
vordere und hintere Begrenzung <strong>des</strong> Flügelspiegels<br />
<strong>des</strong> Stockentenerpels fehlt. Die Beine sind<br />
gelblich-fleischfarben und erheblich blasser als<br />
beim Stockentenerpel. Die Männchen entsprechen<br />
damit weitgehend den klassischen Hybriden<br />
dieses Typs (GILLHAM & GILLHAM 1996).<br />
S?: Die Unterschiede zum Stockentenweibchen<br />
sind in der Färbung <strong>des</strong> Schnabels, <strong>des</strong> Bauches,<br />
der Beine und vor allem <strong>des</strong> Flügelspiegels fixiert.<br />
Die Färbung <strong>des</strong> Schnabels, <strong>des</strong> Bauches und der<br />
Beine entsprechen weitgehend der eines Schnatterentenweibchens.<br />
Der Schnabelrücken ist durchgehend<br />
grau. Ein gelblicher schmaler Streifen am<br />
Schnabel rand verbreitert sich an der Schnabelwurzel<br />
etwas zu einem kleinen hellen Fleck. Der<br />
Bauch ist fast weiß. Die Beine sind blaß fleischfarben.<br />
Am deutlichsten ist die Hybridente von<br />
den Weibchen der beiden Elternarten am Flügelspiegel<br />
zu unterscheiden. Wie beim Hybriderpel<br />
fehlt auch beim Weibchen die für die Stockente<br />
typische vordere und hintere weiße Begrenzung<br />
<strong>des</strong> Spiegels. Er ist wie beim Erpel zweigeteilt in<br />
ein weißes inneres Feld und ein grünes äußeres<br />
Feld, das schwarz umrandet ist. Die Federn <strong>des</strong><br />
weißen Fel<strong>des</strong> sind an ihrem äußeren Rand, von<br />
außen nach innen abnehmend, mit einem schwach<br />
grünlichen Streifen versehen. Nach der Beschreibung<br />
von GILLHAM & GILLHAM (1996) gibt es nur<br />
einen einzigen Nachweis eines Hybridweibchens<br />
diesen Typs. Allerdings wurde in Kroatien beim<br />
Durchmustern von Bälgen ein weiterer Weibchenhybrid<br />
gefunden (RucNER 1963). Bei der hier<br />
beschriebenen Beobachtung in Thüringen handelt<br />
es sich also vermutlich um den ersten Nach-<br />
weis eines weiblichen Hybrids aus Anas strepera<br />
x A. platyrhynchos in Deutschland (RANDLER 2000).<br />
Verhalten<br />
Die Hybriderpel hielten sich ohne feststellbare Besonderheiten<br />
zwischen den Stockenten auf. Für<br />
die Hybrid- S! gilt dies zwar grundsätzlich auch,<br />
allerdings mit dem auffallenden Unterschied, daß<br />
offensichtlich eine enge Bindung zwischen ihnen<br />
besteht, da sie oft beieinander stehen. Am 2. 2. 2000<br />
kopulierte der Hybriderpel mit einem Hybrid- S! .<br />
Angesichts der großen Zahl anwesender Stockenten-<br />
S! ist das sicher kein Zufall. KLINT (1978)<br />
gelangte nach entsprechenden Versuchen zu der<br />
Auffassung, daß die Farbe der Geschwister bei<br />
der späteren Partnerwahl mitbestimmend sein<br />
soll. Nach GRAY (1958) sollen männliche Hybriden<br />
dieses Typs gelegentlich fruchtbar sein. Es wäre<br />
also von besonderem Interesse zu beobachten,<br />
ob und mit welchem Ergebnis erfolgreiche Rückkreuzungen<br />
oder Hybridpaarungen möglich sind.<br />
Dank: Herrn Christoph RANDLER danke ich ganz herzlich<br />
für die gegebenen Hinweise zu diesem Bericht.<br />
Literatur<br />
GILLHAM, E. & B. GILLHAM (1996): Hybrid ducks. A<br />
contribution toward an inventory. - Kent.<br />
GRAY, A. P. (1958): Bird hybrids. A Check-List with<br />
Bibliography. Technical Communication No. 13 of<br />
the Commonwealth Bureau of Animal Breeding and<br />
Genetics. - Edinburgh.<br />
HILDEBRANDT, H. (1919): Beitrag zur Ornis Ostthüringens.<br />
- Mitt. Osterlande N. F. 16, 289-371.<br />
KLINT, T. (1978): Significance of mother and sibling<br />
experience for mating preferences in the Mallard<br />
(Anas platyrhynchos). - Z. Tierpsychol. 47, 50-60.<br />
KOLBE, H. (1984): Die Entenvögel der Welt. - Neudamm.<br />
RANDLER, C.(l998): Bastarde bereichern das bunte Bild<br />
der Wasservögel. Enten und Gänse, wie man sie nicht<br />
in Bestimmungsbüchern findet. - Falke 45, 18-21.<br />
- (2000): Wasservogelhybriden im westlichen Mitteleuropa<br />
- Verbreitung, Auftreten und Ursachen. - Ökol.<br />
Vögel (im Druck).<br />
ROST, F. (1999): Der Brutbestand der Gänse (Anser,<br />
Branta) und Enten (Anatidae) 1998 in Thüringen. -<br />
Anz. Ver. Thür. Ornithol. 3, 185-201.<br />
RUCNER, D. (1963): Prilog poznavanju bastarda porodice<br />
Anatidae nadenih u Jugoslaviji. - Larus 15, 183-197.<br />
RUTSCHKE, E. (1989): Die Wildenten Europas. - Berlin.<br />
SCHMIDT, K. (1981): Zur Vogel welt <strong>des</strong> Bezirkes Suhl 2.<br />
Teil: Seetaucher, Lappentaucher, Sturmvögel, Ruderfüßler,<br />
Schreitvögel, Flamingos und Entenvögel. - Suhl.<br />
SEMMLER, W. (1986): Schnatterente - Anas strepera L.<br />
1758. - In: KNORRE D. v., G. GRÜN, R. GÜNTHER & K.<br />
SCHMIDT (Hrsg.): Die Vogelwelt Thüringens - Bezirke<br />
Erfurt, Gera, Suhl. - Jena.