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anzeiger des vereins thüringer ornithologen - Verein Thüringer ...

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122 Schriften schau<br />

DU BOIS-REYMONDS' Glauben an die Naturwissenschaft<br />

<strong>des</strong>sen Kulturpessimismus ab (Kultur­<br />

Evolution bei Emil du Bois-Reymond, S. 131-135).<br />

- Die folgenden 8 Aufsätze beschäftigen sich ±<br />

mit der Synthetischen Theorie der Evolution. R.<br />

H. BEYLER (Evolution als Problem für Quantenphysiker,<br />

S. 137 -160) leuchtet den Brückenschlag<br />

der Quantenphysik zur Biologie aus. »Die mögliche<br />

Bedeutung der Quantenmechanik für die<br />

Genetik wie auch für die darauf beruhende evolutionäre<br />

Synthese führte zu gegensätzlichen Perspektiven.<br />

Man konnte behaupten, daß die Quantenphysik<br />

den Diskontinuitäten der Genetik und<br />

im Evolutionsprozeß zugrunde lag« (vor allem<br />

bei P. JORDAN). E. SCHRÖDINGER dagegen »konnte<br />

auch vertreten, daß die Quantenmechanik endlich<br />

eine Erklärung für das relativ hohe Maß an<br />

Stabilität von Genen über so viele Generationen<br />

hinweg anbot.« - H. SATZINGER behandelt »Die<br />

blauäugige Drosophila - Ordnung, Zufall und<br />

Politik als Faktoren der Evolutionstheorie bei Cecile<br />

und Oskar Vogt und Elena und Nikolaj<br />

Timofeeff-Ressovsky am Kaiser-Wilhelm-Institut<br />

für Hirnforschung Berlin 1925-1945« (S. 161-195).<br />

Die TIMOFEEFFS entwickelten eine synthetische<br />

Evolutionshypothese, der Mutation und Selektion<br />

zugrunde lagen und die Anleihen von der<br />

Quantentheorie aufnahmen. Mit T-R.s Vortrag<br />

»Evolution und Genetik« (1938) und den mit H.<br />

BAUER veröffentlichten Beitrag » Genetik und Evolutionsforschung<br />

bei Tieren« in HEBERERS »Evolution<br />

der Organismen« (1943) »wurden die Vorstellungen<br />

von umweltbedingten und regelhaften<br />

neuen erblichen Variationen von den zufälligen<br />

Mutationen abgelöst. Als ausreichende Erklärung<br />

für das Geschehen der Evolution dienten nun<br />

vier >EvolutionsfaktorenMaterial der Evolution< liefern und Isolation und<br />

Selektion die richtenden und Anpassung erzeugenden<br />

Faktoren darstellen sollten« (S. 177).<br />

Diese Ergebnisse lassen sich nahtlos in die nazistische<br />

Ideologie einfügen und stützen sie, was<br />

der Sowjetrusse im Gegensatz zu deutschen Forschern<br />

aber niemals akzentuierte. Man stutzt, daß<br />

der Beitrag BAUER & TIMOFEEFF-RESSOVSKY (1943)<br />

in der zweiten Auflage der »Evolution der Organismen«<br />

(Stuttgart 1954-59) trotz nur leichter Änderungen<br />

und Ergänzungen unter H. LÜERS & H.<br />

ULRICH wieder abgedruckt wurde. Bei T-R., den<br />

man nach dem Kriege in der SU politisch verfolgte,<br />

sind die Gründe durchaus evident dafür, daß man<br />

seinen Namen wegließ. Warum H. BAUER (t 1988)<br />

auf seine Autorschaft verzichtete, versuchte H.<br />

SATZINGER offensichtlich nicht über das Archiv <strong>des</strong><br />

Verlags zu klären. - Einen außerordentlich interessanten<br />

Überblick über uns hier nur bruchstückweise<br />

bekannte Gesichtspunkte der Modernen<br />

Synthese in der SU gibt E. 1. KOLCHINSKY in »Ausgewählte<br />

Aspekte der Modernen Synthese im<br />

russischen Sprachraum zwischen 1920 und 1940«<br />

(S. 197-210) und in »Kurzbiographien einiger Begründer<br />

der Evolutionssynthese in Rußland<br />

(1920-1940)« (S. 211-229). Die Evolutionsbiologie<br />

erlebte nach der Oktoberrevolution mannigfache<br />

Förderung, war doch der Entwicklungsgedanke<br />

im umfassendsten Sinne Bestandteil <strong>des</strong> dialektischen<br />

Materialismus. »Während sich viele westliche<br />

Biologen kaum für Evolution interessierten,<br />

waren ihre russischen Kollegen in der Regel bestrebt,<br />

Resultate ihrer eigenen Untersuchungen<br />

zur Evolutionsproblematik in Beziehung zu setzen«<br />

(S. 198). Ja, der bolschewistische Politiker<br />

und Philosoph N. 1. BUCHARIN (auf STALINS Weisung<br />

nach einem Scheinprozeß 1938 ermordet)<br />

prägte den Begriff »Synthetische Theorie der Evolution«<br />

1932, also 10 Jahre vor J. HUXLEY. »Als bedeutendstes<br />

Ereignis in der Geschichte der STE<br />

ist das Erscheinen <strong>des</strong> Buches [von 1. 1. SCHMAL­<br />

HAUSEN] Die Faktoren der Evolution zu werten ... «<br />

(S. 225). Offensichtlich plante man kurz nach<br />

Kriegsende in der SBZ eine deutsche Übersetzung<br />

dieses Werkes. Ich sah die maschinenschriftliche<br />

Übersetzung Anfang der 1950er Jahre im Emst­<br />

Haeckel-Haus! Diese fruchtbare Entwicklung, in<br />

der die SU eine Spitzenstellung einnahm, unterbrach<br />

der Stalinismus 1948. Auf eine m. E. nicht<br />

ganz einfach zu lösende Fragestellung, die der<br />

Bearbeitung harrt, weist KOLCHINSKY hin: »Warum<br />

war es trotz unterschiedlicher wissenschaftlicher<br />

Traditionen und sozioökonomischer Verhältnisse<br />

in Deutschland, Rußland, England und<br />

in den USA zur Herausbildung eines ähnlichen<br />

Systems von Evolutionsvorstellung gekommen,<br />

das später die Synthetische Theorie der Evolution<br />

genannt wurde?« (S. 208). - Die folgenden<br />

Aufsätze von U. HOßFELD (Staatsbiologie, Rassenkunde<br />

und Modeme Synthese in Deutschland<br />

während der NS-Zeit. S. 249-305) und T<br />

JUNKER (Synthetische Theorie, Eugenik und NS­<br />

Biologie. S. 307-360) leiten die Autoren durch<br />

den Essay »Synthetische Theorie und >Deutsche<br />

Biologie«< (S. 23 1 -248) ein .• Sie untersuchen das<br />

»konkrete Verhältnis von Evolutionsbiologie und<br />

NS-Ideologie« und »vermuten, daß eine klare<br />

Trennung zwischen der Biologie als Wissenschaft<br />

und als Ideologie nicht existierte« (S. 23 1 f.). Die<br />

Biographien der wichtigsten Vertreter der »frühen«<br />

Synthetischen Theorie in Deutschland und<br />

aller Autoren, auch wenn sie nicht direkt den

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