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anzeiger des vereins thüringer ornithologen - Verein Thüringer ...

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64 H. Grimm: Historische und aktuelle Situation der Haubenlerche Galerida cristata in Thüringen<br />

Beckens ist dies durch Tagebuchnotizen von Reinhold<br />

FENK belegt. So z. B. Kornhochheim (1912),<br />

Ingersleben (1912), Gotha (1912), Dachwig (1912),<br />

Fröttstedt (1912, 1916, 1921), Seebergen (1913),<br />

Mühlberg (1913), Griefstedt (1919, 1921, 1924),<br />

Waltershausen (1919), Kloster Donndorf (1915),<br />

zwischen Frankenhausen und Rottleben (1920).<br />

Unter dem 20. 2. 1933 vermerkt er: »Erfurt-Nord:<br />

häufiger Vogel dieser von Schienen durchzogenen<br />

Ortschaften« . Zu jener Zeit war sie auch in<br />

der Nähe der Dörfer <strong>des</strong> <strong>Thüringer</strong> Beckens nördlich<br />

vom Ettersberg bei Weimar häufiger Brutvogel<br />

(GESSNER 1938 zitiert bei HEYER 1973). Von<br />

Nordthüringen fehlen aus dieser Periode Aufzeichnungen,<br />

jedoch fand sie RINGLEBEN (1934)<br />

in der unmittelbar nördlich angrenzenden Goldenen<br />

Aue »ziemlich häufig an den Stadt- und Dorfrändern«<br />

brüten. Für das erste Drittel <strong>des</strong> 20. Jh.<br />

nennt er sie auch für die Gegend um Mühlhausen<br />

einen häufigen »Brutvogel vor den Städten und<br />

Dörfern« der selbst auf Brachflächen im Hainich<br />

brütete (RINGLEBEN 1931). Im Eichsfeld dagegen<br />

soll sie (wieder?) seltener gewesen sein. Nach<br />

NEUREuTER (1912) trat sie zu jener Zeit selbst im<br />

klimatisch günstigeren Untereichsfeld nur vereinzelt<br />

auf. Weiter schreibt er dazu: »In das Bergland<br />

geht sie nicht hinauf. Auf dem Unter-Eichsfelde<br />

ist sie dagegen häufiger vertreten, geht aber kaum<br />

südlicher als das Leinatal.« In seinen Tagebüchern<br />

werden als Brutplätze Niederorschel, Küllstedt,<br />

Rohrberg, Westhausen und Heiligenstadt<br />

genannt (WODNER 1975). Zu Beginn <strong>des</strong> 20. Jh.<br />

brütete sie auch in Eisenach. Nach BÜSING (1914)<br />

nistete dort »z. B. auf dem Dach <strong>des</strong> hiesigen<br />

Diakonissenhauses seit mehreren Jahren ein Haubenlerchenpaar.«<br />

Von Dachbruten aus dieser Zeitspanne<br />

(1912) wird auch von Altenburg berichtet<br />

(HILDEBRAND & SEMMLER 1975).<br />

In der Umgebung von Greiz war die Haubenlerche<br />

zu Beginn <strong>des</strong> 20. Jh. ein »bekannter und<br />

regelmäßiger Brutvogel ... an Bahnböschungen,<br />

auf Bahnhöfen ... , Brachländereien ... und anderen,<br />

nicht in Waldnähe liegenden Plätzen« (HELLER<br />

1926). HIRSCHFELD (1932) berichtet aus der Gegend<br />

von Hohenleuben, daß sie dort »häufig anzutreffen«<br />

war. Er fand u. a. ein Nest unter einer Eisenbahnschiene.<br />

Nach SCHMlEDEKNECHT (1927) war sie<br />

insgesamt »in Thüringen jetzt an vielen Orten, wo<br />

sie früher nicht war, z. B. Rudolstadt, Blankenburg«<br />

(s. Nachtrag p. 76). Nun tauchen auch vermehrt Hinweise<br />

aus dem südthüringischen Gebirgsvorland<br />

und dem <strong>Thüringer</strong> Wald auf. SUNKEL (1926) vermerkt,<br />

daß die Rhön zu Beginn <strong>des</strong> 20. Jh. »nur<br />

an wenigen Stellen Haubenlerchen« hat. Er traf<br />

sie »an den Rändern <strong>des</strong> Gebirges und in den<br />

Tälern meist auf thüringischem Gebiet.« Am 23.<br />

Juli 1936 sah er sie bei Breitungen (SUNKEL 1953).<br />

Am gleichen Ort bemerkte sie FENK schon im Juni<br />

1921 (FENK, Tagebuch). Im Grabfeld soll sie in<br />

der ersten Hälfte <strong>des</strong> 20. Jh. »nicht selten an<br />

Bahnhöfen und Schuttplätzen« gebrütet haben<br />

(GUNDELwEIN 1953). WEIß (1908) nennt Brutplätze<br />

im Grabfeld aus Römhild und Heldburg, im Werratal<br />

aus Frauenbreitungen, Wasungen und (Bad)<br />

Salzungen. Desweiteren gibt er sie für die Meininger<br />

Kalkplattenlandschaft von Untermaßfeld,<br />

Themar und Hildburghausen an; aus dem Schalkauer<br />

<strong>Thüringer</strong> Wald-Vorland von Schwarzenbrunn<br />

und Effelder. Im nur 15 km von der heutigen<br />

Lan<strong>des</strong>grenze südlich gelegenen unterfränkischen<br />

Bad Neustadt hat sie min<strong>des</strong>tens seit 1909,<br />

vermutlich aber schon früher in wenigen Paaren<br />

gebrütet (WÜST 1986).<br />

Aus dieser Zeit <strong>des</strong> Bestandshochs stammen<br />

auch vermehrt Beobachtungen aus dem <strong>Thüringer</strong><br />

Gebirge. WEIß (1908) nennt Brutzeitbeobachtungen<br />

aus dem Hohen Thüringischen Schiefergebirge<br />

von den Orten Heubach und Steinheid,<br />

während sie nach seinen Angaben in Unterneubrunn<br />

nur im Winter erschien. Ob die andernorts<br />

(z. B. RINGLEBEN 1970) erhobenen Zweifel an der<br />

Zuverlässigkeit der WEIßschen Angaben auch<br />

für die kaum mit einer anderen Art zu verwechselnde<br />

Haubenlerche berechtigt sind, kann hier<br />

nicht geklärt werden. Zumin<strong>des</strong>t gelten sie nicht<br />

in pauschaler Form und nicht alle Beobachter<br />

betreffend, worauf eingeschränkt bereits RING­<br />

LEBEN selbst, ausdrücklich aber MEY (1997) hinwies.<br />

Auch WICHTRICH (1937) zählt die Haubenlerche<br />

zu den Brutvögeln <strong>des</strong> »höchsten Thüringens«<br />

. Er erwähnt, daß der »Kosakenvogel«<br />

überall gehört wurde und bis in eine Höhe von<br />

750 m ü. NN brütend vorkam. Für Dörrberg gibt<br />

er sie als Brutvogel an, wogegen sie in Finsterbergen<br />

nur im Winter vorgekommen sein soll. Die<br />

wenigen Ansiedlungen im höheren <strong>Thüringer</strong><br />

Wald waren aber offenbar nur von kurzer Dauer.<br />

Für die Gegend um Schmiedefeld führt sie GERBER<br />

(1934), unter Berufung auf den ortsansässigen<br />

G. EHRHARDT, nur als Durchzügler auf.<br />

Insgesamt scheint in dieser Zeitspanne auch<br />

in Thüringen der Höhepunkt der Bestandsentwicklung<br />

erreicht und lokal z. T. bereits überschritten<br />

gewesen zu sein. Für Greiz datieren<br />

LANGE & LEO (1978) das Verschwinden der Art<br />

schon in das erste Drittel <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts.<br />

Auch für das Eichsfeld vermutet WODNER (1975),<br />

daß die Haubenlerche bereits zu Beginn <strong>des</strong> Jahrhunderts<br />

»gewaltig an Siedlungsraum und Zahl<br />

eingebüßt« hat.

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