anzeiger des vereins thüringer ornithologen - Verein Thüringer ...
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Diese Kompensation wäre daran gebunden, daß<br />
jährlich 45,8 % der adulten Tiere zur Fortpflanzung<br />
schreiten. Höhere Quoten würden ein exponentielles<br />
Wachstum auslösen, das jedoch nur bei<br />
geringer Abundanz, nicht aber auf Dauer möglich<br />
erscheint.<br />
Dem hohen, möglicherweise die Lebenserwartung<br />
<strong>des</strong> Altvogels mindernden Aufwand für<br />
Brutpflege steht ein nicht geringes Risiko <strong>des</strong><br />
Scheiterns gegenüber (ho = 31,8 %). Sind die<br />
Aussichten für die Aufzucht von Nachkommen<br />
schlecht, sollten <strong>des</strong>halb günstigere Bedingungen<br />
abgewartet werden. Eine derartige Strategie<br />
erfordert geringe Mortalitätsraten (SCHERNER 1991),<br />
wie sie insbesondere 9- bis 12jährigen Rotmilanen<br />
zukommen (Tab. 1). Daher muß im Modell<br />
auch die Wahrscheinlichkeit, daß ein erwachsenes<br />
Tier zur Fortpflanzung schreitet, Berücksichtigung<br />
finden. Als Resultat individueller Konkurrenzfähigkeit<br />
ist dieser Parameter dichteabhängig,<br />
weshalb er sich durch<br />
W=<br />
eU-v . A<br />
l+eu-v A<br />
mit den Konstanten U und V beschreiben läßt,<br />
wobei A die zum Zeitpunkt der Nistplatzwahl<br />
anwesenden Adulten repräsentiert.<br />
Im Modell wird willkürlich angenommen, daß<br />
die Wahrscheinlichkeit für das Nisten 99 % beträgt<br />
(W = 0,99), wenn lediglich ein adultes Paar<br />
(A = 2) vorhanden ist, und W = 0,01 bei A = 500<br />
gilt. Die Konstanten der logistischen Funktion<br />
lauten <strong>des</strong>halb U = 4,6320 und V = 0,0185. Daraus<br />
resultieren Populationen, welche ungeachtet<br />
ihrer anfänglichen Struktur durchschnittlich W =<br />
0,52 erreichen und 328,6 Individuen, von denen<br />
112,8 reproduktiv sind, umfassen (v gl. Abb. 4).<br />
Die Existenz fester, durch negative Rückkopplung<br />
eingehaltener Sollwerte für die Bestandsstruktur<br />
erfordert eine konstante Umwelt. Datenserien<br />
von 1957-1966 zeigen jedoch, daß damals<br />
die Anzahl der im Hakel nistenden Paare mit dem<br />
Erfolg der Feldhamster-Bekämpfung im Kreis<br />
Aschersleben korrelierte (Abb. 5); dieser Zusammenhang<br />
ist statistisch signifikant (r = 0,78, p <<br />
0,05). Das Modell muß demnach auch Schwankungen<br />
<strong>des</strong> Nahrungsangebotes berücksichtigen.<br />
Als Grundlage eines solchen Ansatzes eignet<br />
sich die mittlere Energie- oder Nahrungsmenge<br />
(E), die ein Brutvogel für sich und seinen<br />
Fortpflanzungsaufwand benötigt. Wenn die Produktivität<br />
<strong>des</strong> Aktionsraumes der hier betrachteten<br />
Population Z . E beträgt, gilt<br />
Z·E Z · E<br />
W = -- mit W = 0 bei A = 0 und W = 1 für -- > 1 .<br />
A A<br />
Anz. Ver. Thüring. Ornithol. 4 (2000) 49<br />
Z soll einer Normalverteilung mit dem Durchschnitt<br />
Z folgen und die Bedingung ° s; Z s; 2 . Z<br />
erfüllen.<br />
Durch die <strong>Verein</strong>fachung E = 1 entstehen<br />
Z<br />
d b . Z<br />
W = - un W = 1 el - > 1.<br />
A A<br />
Eine auf Z = 150 bezogene Realisierung dieses<br />
Konzeptes ergibt Bestandsentwicklungen (Abb.<br />
6), welche vorherigen Resultaten (Abb. 4) gleichkommen.<br />
Auch hier erfolgt eine negative Rückkopplung,<br />
weil lediglich die Variabilität, nicht aber<br />
die Bedeutung <strong>des</strong> Nahrungsangebotes unabhängig<br />
von der Populationsgröße ist.<br />
Daß gerichtete Änderungen <strong>des</strong> Nahrungsangebotes<br />
zu neuen Sollwerten führen, zeigt Abb.<br />
7: Wird Z nach 120 Jahren von zunächst 150 auf<br />
105 verringert, folgen eine starke Reduktion der<br />
Populationsgröße und eine wesentlich geringere<br />
Abnahme <strong>des</strong> Brutbestan<strong>des</strong>. Diese Prozesse<br />
verlaufen jedoch unterschiedlich' rasch.<br />
Abb. 8 gibt Aufschluß über Konsequenzen<br />
abrupter Verringerung der Fruchtbarkeit um annähernd<br />
39 % (beiZ = 150). Dabei beträgtfanfangs<br />
1,72, ab t = 120 jedoch 1,05 (hj gemäß Tab. 2 für<br />
1957 -1967 bzw. 1982-1 993). Hier erfolgt trotz exponentiellem,<br />
unmittelbar einsetzendem Rückgang<br />
der Populationsgröße nur eine geringfügige Minderung<br />
<strong>des</strong> Brutbestan<strong>des</strong>, zunächst sogar eine<br />
Zunahme. (Letztere wäre besonders markant bei<br />
einem Wechsel zu f= 0.)<br />
Dem hier vorgestellten Modell liegen Parameter<br />
zugrunde, deren Werte wohl nur in wenigen<br />
Fällen (M, hj, teilweise auch sJ der Realität<br />
nahekommen. Das Fehlen empirischer Befunde<br />
erfordert fiktive Definitionen für Wund Z; zudem<br />
sind Bedingungen wie Anzahl und Alter der Individuen<br />
bei t = ° oder das Ausmaß einer Reduktion<br />
<strong>des</strong> Nahrungsangebotes nur willkürlich wählbar.<br />
Mit den Abb. 4-8 werden demnach lediglich<br />
Prinzipien illustriert (u. a. WISSEL 1989):<br />
Bei dichteabhängiger Festlegung der Frequenz<br />
reproduktiver Individuen können Schwankungen der<br />
Populations größe und Fluktuationen <strong>des</strong> Brutbestan<strong>des</strong><br />
asynchron und sogar konträr verlaufen (vgl.<br />
SCHERNER 1991). Hinzu kommen irreguläre (zufällige)<br />
Einflüsse, die selbst in einer langfristig konstanten<br />
Umwelt oft beträchtliche Abweichungen von den<br />
jeweiligen Erwartungs- oder Sollwerten bewirken. Die<br />
Populationsgröße ist ein unverzügliches Resultat von<br />
Fortpflanzungsbereitschaft und -leistungen. Die Häufigkeit<br />
reproduktiver Individuen ist direkt abhängig<br />
von Faktoren, welche die Fortpflanzungsbereitschaft<br />
bestimmen.