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anzeiger des vereins thüringer ornithologen - Verein Thüringer ...

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hört.» Bereits kurz nach der Jahrhundertmitte<br />

(oder bereits vorher?) soll sie schon auf den kahlen<br />

Hochflächen der Ilmplatte bei Stadtilm genistet<br />

haben (SIGISMUND 1858; zitiert bei MEY 1992).<br />

Drei Jahrzehnte später gibt es auch den ersten<br />

Hinweis für das Brüten auf dem Eichsfelde. Nach<br />

STRECKER (1879) trat sie »vor 30 und mehr Jahren«<br />

- also zur Mitte <strong>des</strong> 19. Jh. - nur im Winter auf ;<br />

»jetzt ist sie Standvogel und nistet hier. Sie ist fast<br />

so häufig wie die Feldlerche.« Auf die STRECKER­<br />

SCHE Aussage stützt sich wohl auch BRINKMANN<br />

(1933), wenn er angibt: »Auf dem Eichsfelde trafen<br />

die ersten Haubenlerchen 1849 ein, 1879 waren<br />

sie häufig«. Im Verzeichnis <strong>des</strong> Freiherrn v. MIN­<br />

NIGERODE wird das Jahr 1860 genannt, in dem die<br />

Haubenlerche erstmals im nördlichen Eichsfeld<br />

bei Bockeinhagen auftrat (BLATH 1900). Diesen<br />

Zeitpunkt hält BORcHERT (1927) für eigenartig<br />

spät. Für das an Nordwestthüringen grenzende<br />

hessischen Witzenhausen verweist SUNKEL (1926)<br />

auf eine Notiz <strong>des</strong> Grafen VON BERLEPSCH, der die<br />

Art dort zu jener Zeit (1880) einen »unbedingten<br />

Sommervogel« genannt haben soll. In der zitierten<br />

Quelle, die gleichlautend noch einmal bei<br />

GEBHARDT & SUNKEL (1954) erwähnt wird, fehlt<br />

allerdings die BERLEPSCHSche Aussage zu Witzenhausen.<br />

Aus den vom Oberförster v. VULTEJUS<br />

dem Ausschuß für Beobachtungsstationen der<br />

Vögel zwischen 1877 und 1884 gemeldeten Beobachtungen<br />

geht hervor, daß die Haubenlerche<br />

auch in Walkenried, 15 km NW von Nordhausen,<br />

min<strong>des</strong>tens seit 1878 gebrütet hat: »In Walkenried<br />

wurden die Haubenlerchen während <strong>des</strong> ganzen<br />

Sommers vom 8. März bis zum 27. October ...<br />

beobachtet. Bruten wurden notirt in ... Walkenried<br />

Mai und Juli ... « (Anonymus 1880). Aus dem<br />

nordthüringischen Sondershausen wird sie für<br />

1876 noch als Strichvogel angeführt, der im Winter<br />

in die Straßen der Ortschaften kommt (BAU et.<br />

al. 1877), bereits aber für 1885 und 1886 als häufiger<br />

Standvogel (Anonymus 1887, 1888).<br />

In diesem Zeitraum hatte die Haubenlerche auch<br />

den Frankenwald in Höhen um 540 m besiedelt.<br />

LIEBE (1878) nennt Ebersdorf und Lobenstein, wo<br />

sie zur Brutzeit angetroffen wurde. Hier ist eine<br />

Einwanderung über das Saaletal denkbar. Weiter<br />

südlich, im benachbarten oberfränkischen Hof,<br />

gab es sie zu dieser Zeit nur im Winter. Dagegen<br />

war sie 50 km weiter, in dem am Südrand der Mitteldeutschen<br />

Gebirgsschwelle gelegenen Bayreuth<br />

»schon sehr häufig und nach dem Sperling<br />

der gemeinste Vogel« (GUBITZ & PFEIFER 1993). In<br />

den bei den letzten Dezennien <strong>des</strong> 19. Jh. tauchen<br />

bereits Hinweise zur Brutzeit aus dem <strong>Thüringer</strong><br />

Wald auf. Für 1884 wird sie aus mehreren Orten<br />

Anz. Ver. Thüring. Ornithol. 4 (2000) 63<br />

an <strong>des</strong>sen Nordrand (Dörrberg, Finsterbergen,<br />

Tabarz) nur als Wintergast aufgeführt. Nach Angaben<br />

von Revierförster PRESSLER soll sie in Katzhütte<br />

aber schon 1885 Brutvogel gewesen sein,<br />

der Mitte Oktober wieder abzog, bereits ein Jahr<br />

früher wird sie von Hohleborn bei Seligenthai als<br />

Standvogel gemeldet (Anonymus 1886,1 887).<br />

Zumin<strong>des</strong>t für Katzhütte, das in einem tief eingekerbten,<br />

bewaldeten Tal liegt, erscheinen Zweifel<br />

an der Richtigkeit dieser Beobachtung gerechtfertigt.<br />

Allerdings muß an dieser Stelle auch<br />

darauf verwiesen werden, daß sich das damalige<br />

Landschaftsbild <strong>des</strong> <strong>Thüringer</strong> Wal<strong>des</strong> deutlich<br />

von dem heutigen unterschied. Bis in die 50er<br />

Jahre <strong>des</strong> 20. Jh. wurde Ackerbau, besonders im<br />

Umfeld der Dörfer, bis in die höchsten Lagen betrieben<br />

und der Anteil ackerbaulich genutzter<br />

Flächen konnte bis 50% <strong>des</strong> Offenlan<strong>des</strong> einnehmen.<br />

Dabei waren die Felder und Wiesen durch<br />

den fortwährenden Nährstoffentzug außerordentlich<br />

karge Standorte (z. B. BRETTFELD & BOCK<br />

1994). Auch von Südthüringen gibt es in den<br />

beiden letzten Jahrzehnten vor der Jahrhundertwende<br />

erste Beobachtungen zur Brutzeit. Während<br />

noch RUMER (1880) für das Werratal ausdrücklich<br />

betont: »Alauda cristata bemerkte ich<br />

nicht« , wird sie 1885 von Erbenhausen IRhön als<br />

Standvogel gemeldet (Anonymus 1887). Auch im<br />

nur 5 km von der thüringischen Lan<strong>des</strong>grenze<br />

entfernten unterfränkischen Mellrichstadt hat sie<br />

1895 bereits in wenigen Paaren gebrütet (WÜST<br />

1986). Für das oberfränkische Coburg, das bis<br />

1920 zum thüringischen Herzogtum Sachsen­<br />

Coburg-Gotha gehörte, erwähnt BRücKNER (1926),<br />

daß sie dort seit den 70er Jahren »im Winter auch<br />

in das Stadtgebiet« kam. Doch muß sie schon zu<br />

BRÜCKNERS Zeiten und früher dort gebrütet haben,<br />

denn schon 1885 wird die Haubenlerche für das<br />

direkt an Coburg angrenzende Weidach als Standvogel<br />

bezeichnet, der sich dort seit Jahren stark<br />

vermehrt habe (Anonymus 1887).<br />

4.3. Beginn <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts bis 1940<br />

Die Art war in diesem Zeitraum in den tieferen<br />

Lagen vielerorts inzwischen so häufig geworden,<br />

daß sie kaum noch besondere Beachtung fand<br />

und die Angaben dazu weitgehend allgemeiner<br />

Natur sind.<br />

In Erfurt war sie »häufiger Jahresvogel, der im<br />

Winter auch die Straßen der Stadt belebt« (TIMPEL<br />

1935) und bewohnte auch, wie die Feldlerche,<br />

»zahlreich die weiten Fluren der Ebenen« (TIMPEL<br />

1912). Von verschiedenen Orten <strong>des</strong> <strong>Thüringer</strong>

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