anzeiger des vereins thüringer ornithologen - Verein Thüringer ...
anzeiger des vereins thüringer ornithologen - Verein Thüringer ...
anzeiger des vereins thüringer ornithologen - Verein Thüringer ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Anz. Ver. Thüring. Ornithol. 4, 77-102 Mai 2000<br />
Zum Vorkommen <strong>des</strong> Fichtenkreuzschnabels Loxia c. curvirostra im <strong>Thüringer</strong> Wald<br />
und seinem Vorland<br />
HANS MÜNCH*<br />
Mit 8 Abbildungen und 8 Tabellen<br />
Zusammenfassung<br />
Das Vorkommen <strong>des</strong> Fichtenkreuzschnabels im <strong>Thüringer</strong> Wald und seinem Vorland wird für den Zeitraum von 1702<br />
bis 1935 nach Angaben in der Literatur und mündlich überlieferten Berichten dargestellt. In der Zeit von 1936 bis 1975<br />
wurde sein Vorkommen vom Verfasser zusammen mit einer großen Zahl von Helfern umfassend untersucht und registriert.<br />
- Während dieser 40 Jahre konnte der Fichtenkreuzschnabel alljährlich, aber mit sehr unterschiedlicher Dauer seines<br />
Auftretens nachgewiesen werden, am häufigsten im Gebirge. Dabei gab es in 21 Jahren Brutnachweise, in 12 Jahren<br />
Brutverdächtigungen und nur in 7 Jahren keinerlei Hinweise auf Brutvorkommen. Die Zahl der Individuen, die das<br />
6212 km2 große Untersuchungsgebiet zeitweise bevölkert haben, betrug nach groben Schätzungen in manchen Jahren<br />
mehrere Hundert, in anderen bis zu 5000 Individuen. Ähnlich fluktuierten auch die Brutbestände, die in manchen<br />
Fortpflanzungsperioden auf bis zu 500, in anderen bis zu 1000 Brutpaare geschätzt wurden. - Regelrechte Zugbewegungen<br />
waren in den meisten Jahren festzustellen. Von den in der Untersuchungszeit beringten Vögeln gab es vier Wiederfunde,<br />
davon einen nach 15 Monaten nur 15 km vom Markierungsort entfernt. Als ein typisches Verhalten wurde nachgewiesen,<br />
daß bettelnde Jungvögel regelmäßig auch von Artgenossen gefüttert werden, die nicht ihre Eltern sind. Erkenntnisse<br />
gab es zu Fragen <strong>des</strong> Lebensraumes und der Ernährung. Die Aufnahme von Mineralstoffen wurde an verschiedenen<br />
Örtlichkeiten festgestellt, auch eine durch »Straßensalz« verursachte Katastrophe. - Unter den insgesamt 1427 gefangenen<br />
Fichtenkreuzschnäbeln befanden sich vier Exemplare mit individuellen Aberrationen <strong>des</strong> Gefieders und zwei<br />
Individuen mit Mißbildung <strong>des</strong> Schnabels. Bei den Fänglingen waren im Geschlechterverhältnis die 0 mit 16,4 %<br />
zahlreicher als die